Die „Elektronische Zunge“ basiert auf dem Phänomen der Nernst-Spannung, die sich sehr einfach mit zwei (unterschiedlichen) Münzen und einem feuchten Wattepad nachweisen lässt.

Die „Elektronische Zunge“ basiert auf dem Phänomen der Nernst-Spannung, die sich sehr einfach mit zwei (unterschiedlichen) Münzen und einem feuchten Wattepad nachweisen lässt. (Bild: Ahlers/Multisensorik)

Geschmack ist bekanntlich subjektiv. Doch genau das stellt Hersteller und Konsumenten von Arznei- und Lebensmitteln vor ein Problem: Wie lässt sich Geschmack objektiv beurteilen? Abhilfe könnte die „Elektronische Zunge“ schaffen,  die weder spuckt,  noch lügt,  noch tot umfällt,  wenn sie Gifte und Arzneien testet.

Es geht also ums Schmecken, um ein dem biologischen Geschmack adäquat funktionierendes elektronisches Ermitteln. Und dieser Geschmack wird durch Ionen bewirkt,  die in aktiven Zellen Arbeitspunkte nichtlinearer Strom-Spannungskennlinien mit negativen Kennlinienbereichen über z. B.  Ionenkanäle so verschieben,  dass die abgegebenen Impulse im Gehirn angekommen diese oder jene Beurteilung erfahren.  Doch Ionen gibt es auch dort, wo das Gehirn nicht mitwirkt. Chemie und Biologie liefern diese in Unmengen. Das ganze pflanzliche und tierische Leben ist voll davon. Ganz zu schweigen von den Weltmeeren, Flüssen, Seen, dem Grundwasser, dem Regen, der Feuchte.

Eine Elektronische Zunge, die auf Ionen anspricht, hat deshalb einen Anwendungsbereich, der unser ganzes Leben erfasst. Da ist es entbehrlich, daß sie „nicht spuckt, nicht lügt und nicht salbadert“, sondern einfach nur „schmeckt“. Hauptsache ist, dass sie handlich und preiswert von Jedermann und Jederfrau genutzt werden kann. Denn das ist das Potenzial: Volkstümlichkeit, analog dem Thermometer in jedem Haushalt. Sie kann die Lebensmittel auf Qualität, Sicherheit und Deklaration prüfen. Sie kann den Zustand der Samen in den Samenbanken in Norwegen, Gattersleben, London und sonstwo erfassen. Sie kann die Baustoffe auf allen Baustellen der Welt kontrollieren. Sie kann Gifte und Tabletten messen und durch Vergleich mit angelernten und dann in einer Datenbank gespeicherten Daten die Gefährdung mitteilen. Sie kann der chemischen Industrie helfen, wie auch der Landwirtschaft mit dem Düngerbedarf und den Erntezeitpunkten.

Und alles ist Prof. Nernst aus Berlin zu verdanken, der vor etwas mehr als einem Jahrhundert die Gleichung fand, die die Ionenkonzentrationen in elektrische Spannungen transformiert. Jeder kann dies nachprüfen. Ein 1 Centstück und ein 10 Hellerstück auf ein feuchtes Pad gedrückt. Das reicht, um die Nernst-Spannung zu generieren. Mit einem Spannungsmeßgerät ist dies leicht nachzumessen.

Für ein technisches Gerät reicht das natürlich nicht. Dazu wird schon das Know how eines erfahrenen Enwicklers gebraucht. Die ersten praxistauglichen Elektronischen Zungen auf Volksgeräteniveau werden gerade fertiggestellt. Kümmern muss man sich schon, um dabei zu  sein, ein neues Fachgebiet nicht zu verpassen.

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