Roche erwirbt Lizenz von Polyphor für Wirkstoff gegen Pseudomonas
Roche hat mit Polyphor eine Vereinbarung zur Entwicklung und Vermarktung eines antibiotischen Arzneimittelkandidaten gegen bakteriellen Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa. Im Bild. Pharmakokinetischer Test mit Arzneimittelkandidaten (Bild: Roche)

Roche hat mit Polyphor eine Vereinbarung zur Entwicklung und Vermarktung eines antibiotischen Arzneimittelkandidaten gegen bakteriellen Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa. Im Bild. Pharmakokinetischer Test mit Arzneimittelkandidaten (Bild: Roche)

Roche und das private gehaltene Unternehmen Polyphor haben eine exklusive weltweiten Lizenzvereinbarung geschlossen. Diese betrifft die Entwicklung und Vermarktung des antibiotischen Arzneimittelkandidaten von Polyphor, das zur Behandlung von bakteriellen Infektionen eingesetzt wird, die durch Pseudomonas aeruginosa verursacht werden.

Roche leistet im Rahmen der Vereinbarung eine Vorauszahlung in Höhe von 35 Mio. Schweizer Franken an Polyphor. Weitere Zahlungen werden bei Erreichen von bestimmten Meilensteinen bei der Entwicklung, der Zulassung und der Vermarktung fällig, die bis zu insgesamt 465 Mio. Schweizer Franken betragen können. Darüber hinaus hat Polyphor Anspruch auf gestaffelte Lizenzgebühren auf Produktverkäufe im zweistelligen Prozentbereich. Polyphor behält die Option auf eine gemeinsame Vermarktung einer Darreichungsform zur Inhalation von POL7080 in Europa. Die Transaktion unterliegt den üblichen behördlichen Genehmigungen, einschliesslich der Hart-Scott-Rodino-Wartefrist.

Antibiotikaresistenzen bilden weltweit eine ernsthafte Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Allein in der EU führen sie jedes Jahr zu 25.000 Todesfällen und verursachen Gesundheitskosten und Produktionsausfälle von mehr als 1,5 Mrd. Euro. Der Erreger Pseudomonas aeruginosa ist in den USA für 10 % der Krankenhausinfektionen verantwortlich und gehört zu den 6 gefährlichsten medikamentenresistenten Mikroorganismen. Über 15 % der Pseudomonas aeruginosa-Isolate waren gegen mindestens 3 Klassen von Antibiotika resistent und fast 5 % zeigten eine Resistenz gegen alle 5 Klassen.

POL7080 gehört zu einer neuen Klasse von Antibiotika, die Pseudomonas aeruginosa durch einen neuen Wirkmechanismus abtöten. POL7080 zeigte eine gute Verträglichkeit in klinischen Phase I-Studien und hat ein vielversprechendes Potenzial für die Behandlung von gefährlichen und häufig lebensbedrohlichen Infektionen mit multiresistenten Pseudomonas aeruginosa-Bakterien.

„Als Teil unserer Forschungsstrategie bei Infektionskrankheiten wollen wir uns auf Bereiche mit hohem medizinischem Bedarf konzentrieren, in denen wir für die Patienten am meisten bewirken können. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit Polyphor, da wir im Begriff sind, ein Portfolio von neuen Antibiotika aufzubauen“, erklärt Janet Hammond, Leiterin der Infectious Diseases Discovery & Translational Area bei Roche pRED. „Die Häufigkeit von medikamentenresistenten Infektionen führt dazu, dass dringend neue therapeutische Optionen benötigt werden. Wir begrüssen es daher, dieses viel versprechende und sehr wichtige Präparat mit neuem Wirkmechanismus in unser Portfolio an innovativen Medikamenten aufnehmen zu können.“

«Wir sind sehr glücklich über diese Lizenzvereinbarung. Roche ist der ideale Partner für POL7080 aufgrund der langen Tradition in der Entwicklung von Antibiotika und der Stärke in Forschung, klinischer Entwicklung und Vertrieb. Die Vereinbarung ist auch für Polyphor ein wichtiger Meilenstein. Sie ist eine weitere Bestätigung für unsere Makrozyklen-Technologie und eine Anerkennung für unsere mehr als zehnjährige Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Wir sind stolz darauf, dass Roche auf unserer Entdeckung und unseren klinischen Resultaten aufbauen kann, um dieses so dringend benötigte Medikament weiter zu entwickeln und den Patienten so rasch wie möglich zur Verfügung zu stellen“, erklärt Jean-Pierre Obrecht, CEO und Mitbegründer von Polyphor.

Über Polyphor
Polyphor ist ein Schweizer Pharmaunternehmen, das sich auf die Entdeckung und Entwicklung von Makrozyklen-Arzneimitteln in Therapiegebieten mit hohem medizinischem Bedarf konzentriert. Makrozyklen sind eine neue, zu den bestehenden Klassen der „kleinen Moleküle“ und der Biopharmazeutika komplementäre und vielversprechende Arzneimittelklasse. Polyphor nutzt ihre Technologien auf zweifache Weise: Einerseits für den Aufbau des eigenen Produkte-Portfolios und anderseits in Forschungszusammenarbeiten mit der Pharmaindustrie.
Polyphors am weitesten fortgeschrittene Arzneimittel-Kandidaten umfassen POL6326, einen CXCR4-Antagonisten in laufenden und bevorstehenden Phase II-Studien in den Indikationen Stammzelltransplantation, Kombinationstherapien in der Onkologie und Geweberegeneration; POL7080 ein hochspezifisches Antibiotikum in Phase II gegen Infektionen durch Pseudomonas-Bakterien und POL6014, einen inhalierten Elastase-Inhibitor zur Behandlung von Lungenkrankheiten wie Alpha1-Antitrypsin Defizienz (AATD) und zystische Fibrose.
Polyphor ist eine privat gehaltene Aktiengesellschaft und beschäftigt rund 100 Mitarbeiter an ihrem Standort in Allschwil bei Basel.

(dw)

Sie möchten gerne weiterlesen?