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(Bild: Adobe Stock – Krafla)

Auch in Gegenden, wo sauberes Wasser aus der Leitung vermeintlich nur einen Handgriff entfernt ist, ist die Wasserqualität in den Flüssen nicht so gut wie gedacht. Verantwortlich ist interessanterweise nicht nur fehlender Fortschritt, sondern auch fortschrittliche Medizin.

Wissenschaftler der Universit of York haben in einer Studie gezeigt, dass Flüsse auf der ganzen Welt mit Antibiotika belastet sind: An 65 % der 711 Messstellen, verteilt über 72 Länder, fanden sie Antibiotika-Rückstände im Wasser. 111 der Messstellen ergaben sogar gefährlich hohe Werte.
Die höchsten Konzentrationen traten in Asien und Afrika auf, in Bangladesh maßen die Forscher stellenweise das 300fache der als sicher geltenden Grenzwerte. Aber auch an Stellen in Europa, Nordamerika und Südamerika fanden sie „besorgniserregende Resultate“.

Auch Donau und Themse betroffen

Quellen der Belastung sind Abwässer von Menschen, aber auch aus der Tierhaltung. Ein besonders hohes Risiko herrscht demnach in der Nähe von Kläranlagen oder Orten, an denen Abwasser eingeleitet wird. In Regionen mit unzureichender Wasseraufbereitung ist dies wenig überraschend. Es deutet jedoch auch auf die Schwierigkeiten hin, die die moderne Wasseraufbereitung mit dem Entfernen solcher Substanzen noch immer hat.

Die Mengen von insgesamt 14 verbreiteten Antibiotika überprüften die Wissenschaftler im Rahmen der Studie. Darunter befanden sich die Wirkstoffe Metronidazol, Trimethoprim und Ciproflaxacin. Trimethoprim, das vor allem bei Harnwegsinfektionen eingesetzt wird, gelangt offenbar am häufigsten ins Abwasser, es war an 307 der 711 Messstellen nachweisbar. Ciproflaxacin ist dagegen offenbar besonders stabil, es überschritt am häufigsten die Grenzwerte, die die Wissenschaftler noch als sicher einschätzen.

In Europa lagen die Konzentrationen an 8 % der Messstellen über den Grenzwerten, am stärksten betroffen ist die Donau. An einem Ort in Österreich fanden die Wissenschaftler sieben Antibiotika, darunter eine vierfach über dem Grenzwert liegende Konzentration des Mittels Clarithromycin, das gegen verschiedene Atemwegsinfektionen wirkt. Auch in der Themse, die als einer der saubersten Flüsse in Europa gilt, sowie in deren Zuflüssen lagen überhöhte Mengen verschiedener Antibiotika vor.

Globaler medizinischer Notfall

Die Antibiotika-Belastung im Wasser ist gleich mehrfach bedenklich: Zum einen sind natürliche Rückstände jeder Art ein Problem, insbesondere bei pharmazeutischen Wirkstoffen. Neben der Verunreinigung potenzieller Trinkwasserquellen kommt noch ein möglicher Schaden für die Umwelt hinzu. Am schwersten wiegt jedoch das Problem der Antibiotikaresistenz: Kleine Mengen der Wirkstoffe, wie sie in vielen der untersuchten Flüsse vorliegen, begünstigen die Entwicklung von Bakterienstämmen, denen die jeweiligen Antibiotika nichts mehr anhaben können.

Solche Resistenzen stellen eine der größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit dar, denn viele etablierte Mittel bleiben bei Patienten mittlerweile oft wirkungslos. Für die Vereinten Nationen stellt die Zunahme von antibiotikaresistenten Bakterien daher einen globalen medizinischen Notfall dar, dem bis 2050 bis zu 10 Millionen Menschen zum Opfer fallen könnten.

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