Hepatitis – Leberentzündung – entsteht hauptsächlich durch Virusinfektionen, obwohl auch Alkoholmissbrauch, Umweltgifte und Auto-immunkrankheiten wichtige Ursachen sind. Seit den 1940er Jahren sind zwei Typen von infektiöser Hepatitis bekannt. Die erste, Hepatitis A, wird durch verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel übertragen und hat in der Regel wenig langfristige Auswirkungen auf den Patienten. Die zweite Form wird durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragen und stellt eine viel ernstere Bedrohung dar, da sie chronisch zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen kann. Mit weltweit mehr als einer Million verursachten Todesfällen pro Jahr ist sie ein ähnliches globales Gesundheitsproblem wie HIV und Tuberkulose. Dass diese zweite Form der Hepatitis durch ein Virus verursacht wird, ist seit den 1960er Jahren bekannt. Gegen dieses Hepatitis-B-Virus waren damit auch diagnostische Tests und schließlich ein Impfstoff möglich.
Von Hepatitis A bis C
Eine besorgniserregende Anzahl von Personen, die Bluttransfusionen erhielten, entwickelte jedoch eine chronische Hepatitis, die weder auf Hepatitis A noch Hepatitis B zurückzuführen war. Harvey Alter und seine Kollegen zeigten, dass das Blut dieser Hepatitispatienten die Krankheit auf Schimpansen übertragen konnte, die neben dem Menschen der einzige empfängliche Wirt sind. Nachfolgende Studien zeigten, dass der unbekannte Erreger die Merkmale eines Virus aufwies. Diese eigenständige Form der chronischen Virushepatitis wurde als „non-A, non-B“-Hepatitis bekannt.
Michael Houghton und seine Mitarbeiter isolierten die genetische Sequenz dieses mysteriösen Virus. Sie erstellten eine Sammlung von DNA-Fragmenten aus Nukleinsäuren, die im Blut eines infizierten Schimpansen gefunden wurden. Die meisten dieser Fragmente stammten aus dem Erbgut des Schimpansen, aber einige müssten von dem unbekannten Virus stammen, sagten die Forscher voraus. Sie vermuteten außerdem Antikörper gegen das Virus im Blut von Hepatitis-Patienten.
Damit identifizierten sie geklonte virale DNA-Fragmente, die Proteinbausteine des Virus kodieren, und entdeckten so ein neuartiges RNA-Virus aus der Familie der Flaviviren, das sie als Hepatitis-C-Virus bezeichneten. Die vorhandenen Antikörper gegen dieses Virus bei chronischen Hepatitis-Patienten erhärteten den Verdacht, dass es sich um den fehlenden Erreger handelte.
Allerdings war noch unklar, ob das geklonte Virus sich vermehren und Krankheiten verursachen konnte. Den Beweis dafür lieferte Charles Rice. Er erforschte eine Region des Hepatitis-C-Virus-Genoms, von der Wissenschaftler annahmen, dass sie für die Vermehrung des Virus wichtig sein könnte. Rice vermutete, dass genetische Variationen die Vermehrung behindern könnten. Er erzeugte eine RNA-Variante des Hepatitis-C-Virus, die diese Region des Virusgenoms einschloss und frei von den inaktivierenden genetischen Variationen war. Diese RNA verursachte bei Schimpansen Symptome, die denen von menschlichen Hepatitis-Patienten ähnelten. Auch im Blut war das Virus nachweisbar. Das Hepatitis-C-Virus war also allein die Ursache für die unerklärlichen Fälle von Hepatitis nach Transfusionen.
Dank der bahnbrechenden Entdeckungen der drei Nobelpreisträger stehen nun hochempfindliche Bluttests für das Virus zur Verfügung, mit denen sich diese Form der Hepatitis in vielen Teilen der Welt nahezu eliminieren ließ. Sie ermöglichten auch die Entwicklung antiviraler Medikamente gegen Hepatitis C. Damit ist die Krankheit heilbar, und es besteht die Hoffnung, das Hepatitis-C-Virus mit internationalen Anstrengungen aus der Weltbevölkerung auszurotten.[ak]