Automatisierung, Messtechnik & Analytik

08. Okt. 2025 | 10:44 Uhr | von Felix Czaja, Senior Sales Manager, Fastec

Von der Rohware bis ins Regal

MES als roter Faden in der Lebensmittelproduktion

Ein MES verknüpft alle Produktionsschritte – vom Rühren bis zur Rückverfolgbarkeit. Ein Konfitürenhersteller steigert mit digitalen Datenströmen Effizienz und Transparenz in der Lebensmittelproduktion.

Produktionsstrasse mit Äpfeln und Mensch in Schutzkleidung im Hindergrund mit Tablet in der Hand

Das Unternehmen kann unmittelbar auf Veränderungen im Produktionsverlauf reagieren. (Bild: littlewolf1989 – stock.adobe.com)

Entscheider-Facts

  • Durch das Erfassen von Prozess- und Produktionsdaten erkennen Unternehmen Ablaufstörungen und Abweichungen von Soll-Werten in Echtzeit.
  • Erfasste Prozesswerte erlauben Rückschlüsse auf die Produktqualität und der Produzent kann Produkte bei Mängeln automatisch abgreifen.
  • Das MES lokalisiert Störungen und behebt die Ursache am Linienaggregat.

Ein Konsument geht in den Supermarkt und greift nach dem gewünschten Produkt – für Lebensmittelhersteller ist der Weg dorthin lang: mischen, abfüllen, kühlen, verpacken. Ein Manufacturing Execution System (MES) ist der rote Faden, der die Produktion von Anfang bis Ende begleitet. Es meldet Störungen, analysiert erfasste Daten, plant die optimale Verteilung der Ressourcen und hilft bei der lückenlosen Rückverfolgbarkeit. Für Produzenten bedeutet das: Transparenz, Nachhaltigkeit und Prozessoptimierungen.

Ein MES digitalisiert die Produktion zuverlässig und sicher. Anstelle von Excel-Chaos und Papierbergen gibt es klare Abläufe, nahtlose Dokumentation und eine steuerbare Produktion. Die Software übernimmt Aufgaben im Bereich Datenerfassung – Maschinen- und Betriebsdaten werden digital erhoben, um die Produktion zu optimieren. Darunter sind Informationen über Durchlaufzeiten, Maschinenzustände, Störgründe und Dauer.

Diese Daten auszuwerten, gibt Aufschluss über Fehlerpotenziale im Produktionsprozess und öffnet die Möglichkeit, Störungen in Echtzeit zu erkennen sowie langfristig gezielt Verbesserungen vorzunehmen. Was früher händisch auf Papier und in Excel-Dateien notiert wurde, lässt sich so automatisch erfassen – eine Zeitersparnis für die Mitarbeitenden und eine Steigerung der Transparenz im gesamten Unternehmen.

Aussagekräftige Qualitätsdaten erhalten

Durch das Erfassen von Prozess- und Produktionsdaten ebenso wie Material- und Energieverbräuchen, erkennen Unternehmen Ablaufstörungen und Abweichungen von Soll-Werten in Echtzeit. Das ermöglicht, frühzeitig einzugreifen. Die erfassten Daten können Anwender auftrags- und artikelbezogen sowie auf der Ebene von Chargennummern auswerten. Lebensmittelhersteller erhalten so vollständige Transparenz über die Produktion.

Zusätzlich unterstützt ein MES bei der Produktion im Herstellbereich. So werden Fertigungsaufträge auf Mischer geplant und entsprechend den Kapazitäten der Behälter in Batches aufgeteilt. Die Produktionssoftware steuert und dokumentiert dafür die Bearbeitungsschritte. Lebensmittelhersteller gestalten aufwendig dokumentierte Prüfprozesse digital und gewinnen aussagekräftige Qualitätsdaten aus einer Datenbasis. Die Produktionssoftware koordiniert automatisiert Prüfungen. Die lückenlose Auftragsdokumentation ist permanent auf Knopfdruck nachvollziehbar – egal ob International Food Standard (IFS) oder Brand Reputation through Compliance (BRC).

Die Produktion nachhaltig verbessern

Der Hersteller Maintal Konfitüren produziert seit 1886 Konfitüren und Aufstriche am Produktionsstandort in Haßfurt. Um die Produktionsprozesse effizienter zu gestalten und mehr Transparenz zu schaffen, hat das Unternehmen das MES Fastec 4 Pro eingeführt. Die digitale Datenerfassung in Echtzeit ermöglicht eine präzisere Analyse, schnellere Reaktionen und datenbasierte Optimierungen, die die Produktion nachhaltig verbessern.

Sebastian Arnold, stellvertretende Produktionsleitung beim Konfitürenhersteller, sagt: „Der große Mehrwert für uns ist, dass wir Daten in Echtzeit erhalten und direkt auf Probleme reagieren können.“ Das MES ist modular aufgebaut und stellt neben der Maschinen- und Betriebsdatenerfassung auch Module für die Instandhaltung, Qualitätssicherung und Traceability bereit.

Herausforderung: Reaktion auf Zuruf

In verschiedenen Produktionsschritten stellt Maintal mehr als 500 verschiedene Sorten an Aufstrichen und Konfitüren her. Vor dem Einführen des MES wurden Produktionsausfälle mündlich und telefonisch an die entsprechenden Abteilungen weitergegeben. Es gab kein Tool, um Störungen zu dokumentieren und zu erfassen. Heute weiß das Unternehmen: Gerade viele kurze Störungen sind für die gesamte Performance entscheidend. Durch die digitale Datenerfassung kann es gezielt Optimierungen vornehmen und so den gesamten Produktionsprozess verbessern.

Der Konfitürenhersteller nutzt die Module Maschinen- und Betriebsdatenerfassung des MES. Jeden Tag werten die Anwender die Daten in der Software aus, berechnen die Overall Equipment Effectiveness (OEE), vergleichen aktuelle Werte mit dem Vortag und versenden Berichte an verschiedene Abteilungen im Unternehmen.

Das Unternehmen erfasst Daten in Echtzeit und kann unmittelbar auf Veränderungen im Produktionsverlauf reagieren. Es ermittelt und analysiert alle Zustände in der Produktion, erkennt Potenziale und setzt Optimierungen um: Mit dem Einführen eines neuen Deckelvakuumgeräts in der Abfüllung konnte der Konfitürenhersteller die Störungen um 20 bis 30 Minuten pro Tag reduzieren. Zudem verteilt er auf Basis der erfassten Daten die Ressourcen besser, was zu einer verdoppelten Ausbringungsmenge in der Eimer-Abfüllung an zwei Tagen pro Woche führt.

Erfasste Prozesswerte erlauben Rückschlüsse auf die Qualität der Produkte und machen Abweichungen sowie Mängel transparent und der Produzent kann diese automatisch abgreifen. Arnold beschreibt: „Mit der Maschinendatenerfassung von Fastec 4 Pro arbeiten wir am häufigsten. Wir gehen auf die Zustände ein, analysieren diese und erkennen dadurch Optimierungspotenzial. Auf dieser Basis setzen wir Maßnahmen um und generieren den gewünschten Fortschritt.“

Transparenz und schnelle Reaktionsfähigkeit

Für die Geschäftsführung bedeutet das MES Transparenz: Sie kann in der Software jederzeit Echtzeitdaten einsehen und ist stets über den Fortschritt informiert. Das Produktionsteam profitiert von schneller Reaktionsfähigkeit – das MES unterstützt dabei, Maßnahmen zum Verbessern der Produktion umzusetzen. Es lokalisiert Störungen und behebt die Ursache am Linienaggregat.

„Unser Team hat Fastec 4 Pro sehr gut angenommen,“ sagt Arnold. „Wir haben ihnen den Hintergrund zur Einführung des MES erklärt und sie darin geschult. Bei Fragen standen wir zur Verfügung. Dadurch wird die Software heute gut gepflegt.“

Als nächstes setzt der Konfitürenhersteller ein Wiegeprotokoll im MES um. Darüber hinaus möchte das Unternehmen die Betriebsdatenerfassung verbessern. Bildschirme sollen in der Produktion einen noch besseren Einblick in die Daten geben, indem Rückblicke und Durchschnitte abgebildet werden. Der Hersteller bezieht auch das Einführen des Moduls Qualitätssicherung in die zukünftige Planung mit ein. Ziel sei laut Arnold, möglichst viele Daten über das MES abbilden zu können. Diese wollen sie aufbereiten, verbessern und möglichst vielen Abteilungen zur Verfügung stellen.

 

Frau in Schutzkleidung vor Bedienpanel
Gerade viele kurze Störungen sind für die gesamte Performance entscheidend. (Bild: Dusan Petkovic – stock.adobe.com und Fastec)

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