Oktoberfest-Bier vor einem rustikalem Hintergrund

(Bild: karepa - Fotolia)

  • Bag-in-box-Systeme für Getränke sind weitverbreitet. Es gibt sie für Wein, Fruchtsaft und Erfrischungsgetränke. Kohlensäurehaltiges Bier dagegen zapft der Wirt in der Regel aus Kegs.
  • Das könnte sich bald ändern. Mit einem neuartigen System gelang dem Anbieter eine Beer-in-box-Kombination, mit der sich Bier in Beutel abfüllen lässt.
  • Mit der Einweg-Verpackung können Betreiber flexibler auf Marktbedingungen reagieren und dabei Kosten in der Logistik als auch in der Lagerhaltung sparen.

Tatsächlich steht hier eine einfache Pappschachtel mit einem Innenleben aus Kunststoff, ganz so wie sie beispielsweise bei Wein, im Gastronomiebereich auch von Fruchtsäften etc. zum Einsatz kommt. Beer-in-Box nennt Florian Koch das System. Er ist einer der Väter der Idee und heute Geschäftsführer der Firma Carbotek Systems aus Nördlingen. Seit 2006 arbeitet er daran, das Bag-in-box-System auch für kohlensäurehaltige Getränke einsetzen zu können. Und kann mittlerweile Vollzug vermelden. Ergebnis ist die Beer-in-Box-Zapfstelle Marke Carbotek, in der eine Xylem-Pumpe des Typs Flojet G55 verbaut ist.

Bild: Xylem

Statt in den üblichen Kegs können Brauer ihr Bier nun auch in einer Beutellösung verschiffen. (Bild: Xylem)

Entgastes Bier für die Reise nach Übersee
Das Carbotek-System mit der „pneumatisch gesteuerten Inline-Carbonisierung“, wie sie der gelernte Brauer Koch nennt, ist nun seit 2009 auf dem Markt. Einer der ersten großen Anwender war Tui Cruises, die auf einem ihrer Kreuzfahrtschiffe Mein Schiff die Beer-in-box-Technologie einführte. In den Ausschank kam Ankerbräu. Denn in der mittelständischen Brauerei im Süden Deutschlands entstand die Idee, man wollte stärker in den Export einsteigen – und suchte nach einer Möglichkeit, auch in Märkte auszuführen, bei denen das Rücknahmesystem mit wiederverwendbaren Kegs hemmend wirkte. Koch, damals Mitglied in der Geschäftsleitung der Ankerbräu, blickt zurück: „Das allererste Mal dachten wir darüber nach, als im heißen Sommer 2003 ein Engpass an Kegs entstand. Nur für die Absatz-Spitzenmonate hätten wir eine ordentliche Menge der wiederbefüllbaren Behälter auf Lager legen müssen. Im Rest des Jahres wäre das totes Kapital.“ 2006 schließlich begannen Koch und der damalige Braumeister Fischer mit der Entwicklung eines flexiblen Einweg-Systems, das sich für die Exportambitionen der Brauerei eignen würde. Sie wollten das Bier entgasen – und schließlich wieder Kohlendioxid in der Schankanlage zusetzen. Das klingt einfacher als es ist. Denn nicht nur die Technik zum Zapfen des Bieres musste ebenso leicht zu handhaben und zu reinigen sein wie übliche Schankanlagen-Systeme, sondern auch die Produktionsanlagen für die Brauereien sowie das Verpackungsequipment. Koch trieb die Entwicklung des Bag-in-box-Systems voran und konnte seine Prototypen dann sofort mithilfe der heimischen Brauerei testen: Die Entkarbonisierung, die sich an den traditionellen Brauprozess anschließt, eine Pasteurisiereinheit und das Abfüllsystem in 25-l-Bag-in-box-Behälter. Und vor allem die Akzeptanz der Brauerei-Kunden.

Der Brauer entzieht dem Bier zuerst die Kohlensäure, um es dann in die Beutel abzufüllen. (Bild: Xylem)

Der Brauer entzieht dem Bier zuerst die Kohlensäure, um es dann in die Beutel abzufüllen.(Bild: Xylem)

Getränkepumpe in der Carbonisieranlage
Heute ist die Carbotek mit Koch an der Spitze rechtlich aus der Ankerbräu ausgegliedert – und versteht sich als Start-up mit ehrgeizigen Zielen. Das Interesse für das Beer-in-box-System ist laut Koch groß. Und natürlich läuft längst nicht mehr nur Ankerbräu durch die Zapfanlagen. Was jedoch gleich geblieben ist, ist die Pumpenart, die die Mitarbeiter verbauen. Koch begründet die Entscheidung für die Xylem-Pumpe: „Das von uns gewählte Modell G55 ist eine eingeführte Getränkepumpe, die sich in zahlreichen Schankanlagen für Wein, Sirup und Säfte bewährt. Da ist es für uns naheliegend, diese bewährten Allrounder einzusetzen.“ Er wählte ein Modell mit Vakuumschalter, der automatisch abschaltet, wenn der Bag leer ist. Laut Herstellerangaben eignet sich die Pumpe zum Fördern von 270.000 l bei einer Leistung bis zu 26,5 l/min und einem Förderdruck bis 6,9 bar. Besonders wichtig für Koch waren aber die Zulassungen nach NSF, FDA, CE und SK: „Wir konnten die Standardausführung der Pumpe einsetzen, die auch unsere Bedingungen an die leichte Reinigbarkeit wie gewohnt erfüllt.“

Kreuzfahrer stoßen mit Beer-in-box an
Inzwischen gehen Bag-in-box-Behälter auf Paletten auf die Reise durch die ganze Welt – auf mittlerweile drei der Tui Cruises Kreuzfahrtschiffen. Das entgaste Bier, verpackt in Beutel statt Kegs, belastet die Schiffsbeladung sehr viel weniger. Und viel leichter und vor allem einfach zu entsorgen sind die leeren Beutel auch. Derartige Supply-chain-Überlegungen sind es bei vielen Brauereien und Endabnehmern wie Tui, die sich für Beer-in-box interessieren. Dass sich das Einwegsystem rechnet, belegt Koch mit einer Beispielrechnung: Natürlich muss der Betreiber zunächst einmal in das Produktions-Equipment in der Brauerei investieren. Bei einem Ausstoß von 10.000 hl jährlich setzt Koch dafür Kosten von 1,10 Euro pro Hektoliter an. Hinzu kommen rund 300 Euro für die sogenannte Carbo-box, bestehend aus Pumpe und Carbonator. Zu berücksichtigen sind auch Verpackungsmaterial und Logistikkosten. Bei all diesen Faktoren schneidet ein Keg-System deutlich teurer ab; besonders signifikant beim Produktionsequipment, beim Verpackungsmaterial und den Logistikkosten über weite Distanzen ab
500 km oder Überseetransport.

Die Erfinder des Zapfsystems konnten die Standardversion der Pumpe verwenden. (Bild: Xylem)

Die Erfinder des Zapfsystems konnten die Standardversion der Pumpe verwenden. (Bild: Xylem)

Early Adopters sitzen in England
Eine Idee, die überzeugt – über die Zeit. Mittelständische Brauereien seien schneller bereit, von Kegs auf Beer-in-box umzustellen oder beides nebeneinander zu betreiben, so die Erfahrung des Carbotek-Geschäftsführers. „Bei den Großkonzernen dauern diese Entscheidungen sehr lange, da viele Abteilungen daran beteiligt sind. Und auch deutsche Brauereien tun sich schwer mit der Umstellung.“ Großprojekte finden sich daher bislang vor allem in Übersee, in Brasilien beispielsweise. Besonders gut entwickelt sich der englische Markt, wo Brauereien die Beer-in-box-Lösung auch für den Inlandsversand nutzen. In der Regel befindet sich das Zapfsystem mit Carbonator und Pumpe dort für zwei oder drei Biersorten im Einsatz hinter dem Tresen, einträchtig neben konventionellen Keg-Zapfanlagen. Den Brauereien, die die Carbotek-Lösung einsetzen, empfiehlt Koch eine Füller-Lösung des Anlagenbauers Alfa Laval. Wählt die Brauerei aber ein Füllersystem eines anderen Anlagenbauers, unterstützt das Unternehmen den Anwender ebenfalls bei eventuell nötigen Anpassungen. Das Nördlinger Startup beschränkt sich auf der Produktionsseite jedoch auf die Engineering-Leistung zum Implementieren der Technik für das Entgasen und Abfüllen.

Qualität durch Elektronik
Die Carbonisierungstechnik dagegen entsteht in der kleinen Produktion bei Carbotek direkt. „Die Zukunft sind elektronische Carbonatoren die sehr genaue CO2 Zielwerte ermöglichen“, erläutert Koch bei der Frage nach zukünftigen Weiterentwicklungspotenzialen. Auch bestehe die Möglichkeit, den Systemansatz für Bag-in-box auf andere schaumbildende Getränke zu erweitern, etwa Cider. Und auch das Zusammenführen mehrerer Flüssigkeitsströme und Gase ist denkbar. „Das heute schon in vielen Brauereien erzeugte High Gravity-Beer könnte man somit in Beer-in-box-Verpackungen ausliefern und erst vor Ort durch die Zugabe von Wasser und CO2 fertigstellen“, konkretisiert der Geschäftsführer eine weitere Idee.

Hier finden Sie einen Link zum Anbieter der Pumpe.

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