Scientist is modifying genes in RNA of virus in laboratory. Biol

mRNA-Impfstoffe: Messenger-RNA (mRNA) basierte Impfstoffe bestehen nicht aus Virus-Material wie klassische Impfstoffe, sondern stellen einen Bauplan für ein Virenprotein dar. (Bild: vchalup ‒ AdobeStock)

Konkret geht es um eine GMP-zertifizierte Produktionsanlage von Novartis, die Biontech noch in diesem Jahr für die Herstellung seines potenziellen Corona-Impfstoffs übernehmen will. Es handelt sich um eine hochmoderne, voll ausgestattete Anlage innerhalb des abgesicherten Werksgeländes des Standort-Eigentümers und Betreibers Pharmaserv. Damit soll in Marburg eine der größten Biontech-Produktionsstätten für mRNA-basierte Impfstoffe in Europa entstehen. Vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen könnte die Produktion eines Impfstoffs bereits in der ersten Hälfte 2021 beginnen. Insgesamt wird der Marburger Produktionsstandort über Produktionskapazitäten von bis zu 750 Millionen Dosen pro Jahr oder mehr als 60 Millionen Dosen pro Monat verfügen.

Standortbetreiber Pharmaserv begrüßt den Schritt im globalen Kampf gegen das Coronavirus und sichert seine Unterstützung zu: „Wir freuen uns sehr, Biontech hier am Standort Behringwerke begrüßen zu dürfen“, sagte Dr. Martin Egger aus der Geschäftsführung von Pharmaserv. „Es ist ein sehr gutes Zeichen, dass sich das Biotech-Unternehmen ganz bewusst für einen spezialisierten Pharmastandort entschieden hat, an dem bereits alle Voraussetzungen für die sensible Impfstoffproduktion gegeben sind. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und werden jederzeit als verlässlicher Partner zur Verfügung stehen.“ Biontech selbst hatte die „hervorragende Infrastruktur“ im Industriepark betont, die Pharmaserv als Eigentümer und Standortbetreiber bietet. Bereits jetzt hat Pharmaserv eine intensive Geschäftsbeziehung mit Biontech in den Bereichen der IT- und Logistikdienstleistungen.

Impfstoff in Testphase 3

Peter Michael Weimar aus der Pharmaserv-Geschäftsführung sagte dem Biotech-Unternehmen zu, es bei allen anstehenden Herausforderungen zu unterstützen – von der Umsetzung von Baumaßnahmen über die Energieversorgung und technische Services an Anlagen bis hin zur internationalen Pharmalogistik für die Distribution des Impfstoffs in alle Welt. „Da unser Schwerpunkt auf den speziellen Erfordernissen der sensiblen Biotech- und Pharmabranche liegt, erfüllen wir alle Anforderungen im GMP-Bereich, die auch für eine erfolgreiche und sichere Impfstoffproduktion entscheidend sind“, so Weimar.

Was sind mRNA-Impfstoffe?

Impfstoffe ahmen Krankheitserreger nach, um das Immunsystem zu stimulieren. Dieses baut dadurch einen Abwehrmechanismus auf, der im Körper aktiv bleibt, um zukünftige Infektionen zu bekämpfen. Übliche Impfstoffe nutzen dazu beispielsweise inaktivierte Viren oder einzelne Proteine aus der Hülle eines Virus. Diese sogenannten Antigene dienen dem Immunsystem dann gewissermaßen als Vorlage, um Antikörper gegen das Virus herstellen zu können.

Einen anderen Ansatz verfolgen messengerRNA-Impfstoffe (mRNA): Sie bestehen nicht aus dem Antigen selbst, sondern stellen einen Bauplan für das Antigen dar. Gelangt dieser Plan in eine Körperzelle, produziert diese zunächst das Antigen. Darauf reagiert das Immunsystem mit der Produktion von Antikörpern. Eine M-RNA kann auch als Vorlage für mehrere verschiedene Antigene dienen. Dies ermöglicht höhere Flexibilität und Effizienz im Entwicklungsprozess. mRNA-Impfstoffe sind deutlich einfacher und schneller zu synthetisieren als die Massenproduktion von Virus-Bestandteilen. Außerdem sollen diese Impfstoffe gezielter und verträglicher wirken. Aufgrund dieser Vorteile gelten mRNA-Impfstoffe auch als vielversprechend gegen einige Krankheiten, für die bislang keine Impfung praktikabel umsetzbar ist.

Das BNT162 Impfstoffprogramm von Biontech umfasst derzeit fünf Impfstoffkandidaten auf mRNA-Basis. Sie befinden sich in der klinischen Testphase in den USA, Europa, Südamerika und China. Für den führenden Impfstoffkandidaten BNT162b2 läuft bereits eine globale Phase-3-Studie. Bei einem Erfolg der klinischen Studie wollen Biontech und sein US-Partner Pfizer schon im Oktober den Antrag auf Marktzulassung eines Impfstoffs stellen. „Wir wünschen Biontech viel Erfolg auf dem anspruchsvollen Weg zur Impfstoff-Zulassung.“, betonte Thomas Görge, Sprecher der Pharmaserv-Geschäftsführung.

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Pharmaserv GmbH

Emil-von-Behring-Straße 76
35041 Marburg
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