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(Bild: densismagilov − AdobeStock)

Doch während in Deutschland vor allem die Kette zum Apotheker und Patienten im Fokus der neuen Technik steht, schickt sich die Pharmaindustrie in den USA an, nicht nur die Logistikkette der Arzneimittelfertigung per Blockchain zu revolutionieren.

Wenn es darum geht, die Echtheit von Daten zu verifizieren, gibt es zwei sehr unterschiedliche Ansätze: Entweder man gleicht einen zu prüfenden Datensatz mit einer sicheren zentralen Datenbank ab, oder alle Teilnehmer in einer Datenkette verifizieren den dokumentierten Datenverlauf über alle Schritte dezentral und komplett transparent. Bei letzterem spricht man von einer Blockchain: Eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, sogenannten „Blöcken“, die mittels kryptographischer Verfahren miteinander verkettet sind. Der Vorteil dabei: Da die Daten auf einer Vielzahl von Computern gespeichert wird, ist kein Administrator notwendig. So kann beispielsweise ein elektronisches Rezept für ein Betäubungsmittel in einer privaten Blockchain durch Arztpraxen, Apotheken und Aufsichtsbehörden wandern und gemeinsam digital verwaltet werden – das erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern verringert den Verwaltungsaufwand, so die Hoffnung des Bundesgesundheitsministers, der das Konzept im aktuellen Ideenwettbewerb auf Platz 1 gewählt hat. Aber auch Patienteneinwilligungen oder Arbeitsun-fähigkeitsbescheinigungen könnten künftig per Blockchain fälschungssicher übermittelt werden.

Arzneimittelentwicklung beschleunigen

Der Verband forschender Pharmaunternehmen, vfa, sieht künftigen Nutzen der Kryptoverfahren zum Beispiel in klinischen Studien und rechnet damit, dass sich der Zeitaufwand für die Medikamentenentwicklung dadurch reduzieren lässt. Mit der nun möglichen Lesbarkeit von Maschine zu einem digitalen Fingerabdruck (Objekt) lassen sich, so der vfa, bestehende Verfahren und individuelle Identifizierungsmerkmale, wie etwa der Scan des bekannten Barcode, künftig mit Blockchain-Technologien verknüpfen. Dieses Verfahren kann die Sicherheit von Lieferketten weiter stärken und Produktfälschungen vorbeugen.

Blockchain statt Securpharm-System

Letzteres planen Pharmaunternehmen in den USA bei der Rücknahme von überschüssigen Arzneimitteln aus dem Großhandel: Die Retouren summieren sich Jahr für Jahr auf einen Warenwert von sieben bis zehn Milliarden US-Dollar. Im Rahmen des Drug Supply Chain Security Act (DSCSA) werden die Hersteller ab November 2019 gezwungen, die Authentizität der zurückgenommenen Arzneimittel zu überprüfen. Während in Europa dazu die Fälschungsrichtlinie der EU greift und dafür eine zentrale Datenbank (in Deutschland: Securpharm-System) genutzt wird, muss in den USA bislang jeder Händler seine Computer mit jedem einzelnen System seiner zuliefernden Pharmahersteller integrieren. Dass dies kaum zu bewerkstelligen ist, leuchtet ein. Deshalb wollen die Hersteller die seit vergangenem Jahr geforderten Seriennummern auf der Verpackung per Blockchain erfassen und so eine dezentrale Verifikation ermöglichen. Branchenriesen wie Pfizer, Gilead oder Genentech haben dazu das Mediledger Projekt gestartet, um ein offenes und dezentrales Netzwerk für die Arzneimittel-Lieferkette zu schaffen.

Doch Mediledger will noch mehr: Neben der Track & Trace-Funktion und der daraus resultierenden Arzneimittelsicherheit soll das Netzwerk künftig die Basis für eine ganze Reihe neuer Blockchain-Anwendungen in der Pharmaindustrie werden – so auch Dreh- und Angelpunkt für den künftigen Zahlungsverkehr. „Mediledger soll eine erweiterbare Plattform für die Transformation des Pharmageschäfts werden“, heißt es dazu auf der Projekt-Homepage. Die Blockchain-Revolution erreicht damit die Pharmabranche.

Hier finden Sie Informationen zum Mediledger-Projekt.

Welche Hoffnungen der Verband forschender Arzneimittelhersteller in die Blockchain setzt, erfahren Sie hier.

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