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Die Sachet-Verpackungsanlage arbeitet mit Robotern und wurde hygienegerecht konstruiert. (Bild: Emkon)

  • Die Roboterlösung für Arzneimittelsachets ermöglicht eine hohe Flexiblilität.
  • Die Verpackungsmaschine ist nach aktuellen Hygienestandards konstruiert.
  • In der Anlage kommen Fast-Picker-Roboter von Stäubli zum Einsatz.

Diese Anforderungen bildeten den Ausgangspunkt für den Bau einer Roboterlösung.

Mit dem Flexpick SP hat Emkon Systemtechnik Projektmanagement ein hochflexibles und modulares System zum Verpacken von Sachets entwickelt. Sechs Roboter vom Typ Stäubli Fast Picker TP80 und komplexe Line Tracking Technologien ermöglichen die nötige Geschwindigkeit und Flexibilität für die fünf verschiedenen Formate, die auf der Anlage gefahren werden. Die komplette Anlage ist im Hygienic Design gebaut und für zertifizierte Produkte geeignet.

Die Anforderung zur Entwicklung des Emkon Flexpick SP kam von einem amerikanischen Konzernkunden aus dem Pharmaziebereich. Dieser benötigte einen nachlaufenden Prozess zu seiner bereits vorhandenen primären Sachet-Herstellungsanlage. Emkon ent-wickelte die Anlage von der Positionierung über das Kamerasystem (inklusive Beleuchtung) mit einer robotergestützten Doppelstapelvorrichtung und dem inte-grierten Faltschachtelpacker ganz individuell auf Kundenwunsch. Insbesondere galt es, die breite Range der fünf Sachetformate, die sich von 38 bis 63 mm in der Breite und 63 bis 136 mm in der Länge erstreckt, sowie die dazu passenden unterschiedlichen Faltschachtelformate mit nur einer Anlage zu realisieren. Die spiegelnde Oberflächenbeschaffenheit der Produkte, variierende Ausrichtungen innerhalb der Faltschachteln sowie der begrenzte Platz für die Einheit in der Produktionsstätte waren weitere Herausforderungen bei der Entwicklung.

Die Roboterlösung erreicht im Einlauf je nach Format eine Leistung bis 1.000 Sachets pro Minute. Besonderes Augenmerk wurde auf einfache Formatumbauten gelegt – ebenfalls eine Kernanforderung des Kunden. Als Spezialist für modularen Maschinenbau ging das Unternehmen hier einen Schritt weiter und bediente sich der Vorteile des „Poka Yoke Prinzips“: Mit einfachen Handgriffen kann jeder Bediener den Formatumbau unverwechselbar, schnell und nahezu werkzeugfrei erledigen.

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Insgesamt sechs Roboter kommen in der Sachet-Verpackungsanlage zum Einsatz.

Flexible Roboterlösung erlaubt beliebige Produktzusammenstellungen

Die Sachets werden aus der vorlaufenden Maschine in unterschiedlichen Reihungen, Zyklen und formatabhängigen Schnittmustern über ein Förderband zum Flexpick SP transportiert. „Der erste Arbeitsschritt wird von einem High-Speed-Servo-Spreizer vollzogen“, erklärt Thorben Meints, Verantwortlicher Projektleiter von Emkon. „Der eingesetzte Servo-Spreizer optimiert die Position der Sachetgruppen auf dem Band, um kurze Wege für die Roboter zu erreichen, was die Pickvorgänge beschleunigt.“

Beidseitig stehen jeweils drei in Reihe geschaltete Stäubli-Fast-Picker-Roboter vom Typ TP80 und befüllen zwei parallel zum Förderband verlaufende Fächerketten. „Durch den Einsatz komplexer Roboter-Line-Tracking-Technologie werden die Bewegungen und Picks der Roboter untereinander koordiniert und auf die Bandgeschwindigkeit sowie die Taktung der Fächerkette abgestimmt. Die hohe Flexibilität unserer Lösung erlaubt jede beliebige Produktzusammenstellung“, ergänzt Meints.

Die individuellen Füllmengen in den Verkaufseinheiten ermöglichen es, auf unterschiedliche Marktanforderungen flexibel zu reagieren. Ein Vorteil, der zuvor nur durch erheblichen manuellen Einsatz möglich war. „Mit einer linearen Programmierung war diese Flexibilität nicht zu erreichen. Die TP80-Roboter picken die Sachets deshalb nach dynamischen Mustern“, berichtet Jens Frese, einer der Entwickler der Firma Emkon. „Wir mussten an die Grenzen des technisch Möglichen gehen, damit die eingesetzten Systeme die Aufgaben verlässlich bewältigen und koordiniert in Einklang bringen.“

85 Picks bewältigt nun jeder Einzelne der sechs eingesetzten Roboter des Flexpick SP je nach Format durchschnittlich pro Minute. „In Anbetracht der Komplexität eine beachtliche Leistung“, kommentiert Frese. Nach erfolgter Bestückung der Fächerkette werden die abgelegten Sachets über einen Schieber in die zuvor parallel aufgerichteten Faltschachteln geschoben, die dann verschlossen und per Heißleim verklebt werden (andere Verschlussarten sind möglich). Abschließend findet eine finale Qualitätskontrolle des Verschlusses statt.

Zusätzlich zur Schachtelbefüllung bietet die Anlage standardmäßig eine quantitative und qualitative Bulkbefüllung. Hierbei spielt ebenfalls der zuvor bereits erwähnte Servo-Spreizer eine entscheidende Rolle. Dieser zählt und sortiert die gruppierten Sachets, um die jeweils geforderte Füllmenge zu realisieren.

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Die Anlage ist nach dem Poka-Yoke-Prinzip konzipiert, wodurch Fehlbedienungen praktisch ausgeschlossen sind.

Erhöhte Anforderungen durch „Hygienic Design“

Von Beginn an stellten die „Anerkannten Regeln der Guten Herstellungspraxis“ als Teil der Qualitätssicherung (GMP) die Konstrukteure bei diesem Pharma-projekt vor größere Herausforderungen als bei vergleichbaren Projekten für andere Branchen. Die Ausführung nahezu aller relevanten Komponenten wurde auf ihre Hygienetauglichkeit hin überarbeitet. Dazu wurden Profile neu konstruiert und exponierte Oberflächen einer entsprechenden Behandlung unterzogen. Eingesetzte Lager für die drehenden Bewegungsabläufe wurden speziell abgedichtet, und auch die Rahmenkonstruktion wurde komplett überarbeitet. Alles, um das Kontaminationsrisiko innerhalb der Produktionsprozesse zu senken und einen gleichbleibenden Qualitätsstandard zu ermöglichen. Die dokumentierte Verifizierung bei der Installations- und Funktionsqualifizierung (IQ/OQ) stellt einen weiteren Baustein zur Einhaltung des gleichbleibend hohen Qualitätslevels der verarbeiteten Produkte dar.

Einfache Formatumstellungen

In der Maschine ist das Poka-Yoke-Prinzip durch eine Farbkodierung integriert. Bei einer Formatumstellung können Bediener nahezu werkzeuglos alle relevanten Elemente ersetzen oder entfernen. Bei einer nötigen Höhenverstellung der Elemente sorgen farbliche Distanzblöcke für ein einfaches und korrektes Verstellen. Durch dieses Prinzip sind Formatwechsel in durchschnittlich 30 Minuten abgeschlossen – für solch eine komplexe Formatvielfalt eine sehr kurze Rüstzeit.

Am Schachtelpacker läuft die Formatumstellung beinahe vollautomatisch ab. Es gibt nur kleinere Handgriffe, die ebenfalls dem Poka-Yoke-Prinzip folgen. Der Formatwechsel selbst wird dann über das Touchpanel eingeleitet und mithilfe moderner Servotechnik vollautomatisch vollzogen. Bei der gesamten Anlage setzt der Hersteller die neueste Rockwell-Steuerungstechnik ein. Auch das ein ausdrücklicher Kundenwunsch, der in diesem Projekt berücksichtigt und umgesetzt wurde.

 

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