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Die Initiative will die Entwicklung von neuen, dringend benötigten Antibiotika ankurbeln. (Bild: mguido - AdobeStock)

Dazu haben die insgesamt Unternehmen – darunter die Branchengrößen Bayer, Boehringer Ingelheim, GSK, Johnson & Johnson, Merck, MSD, Novartis, Pfizer und Roche – den sogenannten AMR Action Fund gegründet. Dabei handelt es sich um eine Initiative des internationalen Pharmaverbands IFPMA, die darauf abzielt, Patientinnen und Patienten bis zum Jahr 2030 zwei bis vier neue Antibiotika zur Verfügung zu stellen. Über den AMR Action Fund wollen sich die Unternehmen mit gemeinnützigen Organisationen, Entwicklungsbanken und multilateralen Organisationen zusammenschließen, um die Entwicklung von Antibiotika zu stärken und zu beschleunigen.

Größere Krise als Covid-19

Antibiotikaresistente Infektionen, auch AMR genannt, stellen eine sich abzeichnende globale Krise dar, die das Potenzial hat, Covid-19 in Bezug auf Todesfälle und wirtschaftliche Kosten in den Schatten zu stellen. Nach Angaben Partner sterben schon heute jedes Jahr rund 700.000 Menschen an AMR. In einigen der alarmierendsten Szenarien wird geschätzt, dass AMR bis 2050 jährlich bis zu 10 Mio.Menschen das Leben kosten könnte. „Im Gegensatz zu Covid-19 ist AMR eine vorhersehbare und vermeidbare Krise. Wir müssen gemeinsam handeln, um die Antibiotika-Pipeline wieder aufzubauen und um sicherzustellen, dass die vielversprechendsten und innovativsten Antibiotika es vom Labor zu den Patienten schaffen“, erklärt Thomas Cueni, Generaldirektor der IFPMA und einer der Organisatoren des neuen Fonds. „Der AMR Action Fund ist eine der größten und ehrgeizigsten gemeinsamen Initiativen, die je von der pharmazeutischen Industrie unternommen wurden, um auf eine globale Bedrohung der öffentlichen Gesundheit zu reagieren.“

Antibiotika sind ein kaum rentabler Markt

Die Welt braucht dringend neue Antibiotika, aber es sind nur wenige in der Pipeline, weil ein Paradoxon besteht: Obwohl Antibiotikaresistenzen enorme wirtschaftliche Kosten verursachen, gibt es derzeit keinen rentablen Markt für neue Antibiotika. Diese werden sparsam eingesetzt, um ihre Wirksamkeit zu erhalten, und sie machen kaum Umsatz. Als Folge mussten in den letzten Jahren eine Reihe von Biotechunternehmen, die sich auf die Antibiotikaherstellung fokussiert hatten, Konkurs anmelden, und einige weitere große Pharmafirmen sind aus der Antibiotikaforschung ausgestiegen mit entsprechendem Verlust an Fachwissen und Ressourcen. Es besteht ein Bedarf an neuen Antibiotika, doch fehlt es an verfügbaren finanziellen Mitteln für die Forschung und Entwicklung, insbesondere für die späteren Phasen der klinischen Entwicklung.

Zeit für politische Reformen

Für eine Lösung des Problems der Antibiotika-Resistenzen braucht es daher auch Maßnahmen auf der politischen Ebene, Marktreformen im Bereich der Kostenerstattung oder Anreize für die Forschung und Entwicklung, die den Antibiotika-Markt wiederbeleben. Die Initiative der forschenden Pharmafirmen zur Finanzierung der klinischen Entwicklung der derzeitigen Pipeline von Antibiotika soll nun Zeit für die Umsetzung nachhaltiger Reformen schaffen.

Maßnahmen: Investitionen und Know-how

Ganz konkret will der AMR Action Fund dazu:

  • Investitionen in kleinere Biotechunternehmen tätigen, mit einem klaren Fokus auf der Entwicklung innovativer antibakterieller Behandlungen und den Bedürfnissen der öffentlichen Gesundheit.
  • den Firmen, in denen der Fund investiert, technische Unterstützung und Zugang zum Know-how großer Pharmafirmen gewähren, um die Antibiotika-Entwicklung zu stärken und den Zugang und den angemessenen Einsatz von Antibiotika zu unterstützen.
  • eine Allianz aus Industrie und Nicht-Industrie-Partnern zusammenbringen – darunter gemeinnützige Organisationen, Entwicklungsbanken und multilaterale Organisationen – in der Hoffnung, Regierungen den Anstoss zu geben, Marktreformen umsetzen, die wieder nachhaltige Investitionen in die Antibiotika-Pipeline ermöglichen. (jg)

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