Markt

10. Okt. 2025 | 12:45 Uhr | von Jona Göbelbecker

Weiter in der Abwärtsspirale

Aktuelle Marktdaten der deutschen Food-Industrie

Wie in vielen anderen Teilen der Industrie ist auch die Stimmung bei den deutschen Lebensmittelherstellern derzeit schlecht. Größere Wachstumsimpulse sind kaum zu erkennen, wie aktuelle Marktdaten zeigen.

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(Bild: Elena – stock.adobe.com)

Entscheider-Facts

  • Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) hat die Bilanz der deutschen Lebensmittelhersteller für das erste Halbjahr 2025 veröffentlicht.
  • Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging der Umsatz demnach preisbereinigt um 0,9 % zurück.
  • Neben der Bewertung der aktuellen Geschäftslage rutschten auch die Geschäftserwartungen weiter in den Keller.

Mitte September veröffentlichte die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) die Bilanz für das erste Halbjahr 2025.  Die deutsche Ernährungsindustrie erwirtschaftete demnach zwischen Januar und Juni 2025 insgesamt 118,8 Mrd. Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein realer, das heißt preisbereinigter, Rückgang um 0,9 %. Damit verzeichnen die Lebensmittelhersteller erneut ein Minus und die Branche befindet sich im dritten Jahr der Rezession.

Im Inland lag der Umsatz bei insgesamt 74,8 Mrd. Euro, was einem preisbereinigten Rückgang um 1,9 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Im Ausland stieg der nominale Umsatz um deutliche 8,1 % und betrug 44,0 Mrd. Euro. Real legte das Auslandsgeschäft damit noch um 1,1 % zu, was den Gesamtrückgang jedoch nur geringfügig abfederte. Vor dem Hintergrund der schwachen Inlandsnachfrage gewinnt das Exportgeschäft für die Branche weiter an Bedeutung, die Exportquote stieg leicht auf 37,1 %. Während die Verkaufspreise der Lebensmittelhersteller an die Händler im Inland um 3,3 % anzogen, stiegen sie im Ausland mit 6,9 % deutlich stärker.

Schwache Inlandsnachfrage und belastete Exportstimmung

Insgesamt beurteilen die Unternehmen ihre Wettbewerbsposition auf Auslandsmärkten zunehmend kritischer. Dies zeigen sowohl das BVE-Exportbarometer als auch die ifo-Konjunkturumfrage vom Juli. Auch die Erwartungen an das Exportgeschäft für die nächsten drei Monate zeigten sich zuletzt laut ifo-Konjunkturumfrage stark eingetrübt. Im August fiel das Barometer für die Exporteinschätzung der nächsten drei Monate sogar auf den niedrigsten Stand seit April 2020, dem Beginn der Corona-Pandemie.

Auch der ifo-Geschäftsklimaindex für die Ernährungsindustrie zeigte sich zuletzt im August deutlich eingetrübt und fiel mit 89,5 Punkten auf den niedrigsten Stand seit Februar 2023. Noch stärker als die Bewertung der aktuellen Geschäftslage rutschten dabei die Geschäftserwartungen in den Keller. Die Einschätzung der aktuellen und zukünftigen Ertragslage hat sich danach bei den deutschen Lebensmittelherstellern ebenfalls verschlechtert. Ein nachhaltiger Wachstumstrend für die deutsche Ernährungsindustrie ist damit immer noch nicht in Sicht.

Keine Entlastung bei Rohstoffpreisen

Die Erzeugerpreisindizes landwirtschaftlicher Produkte sind weiter gestiegen und lagen im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr bei plus 1,8 %, wobei sich tierische und pflanzliche Produkte gegenläufig entwickeln. Produkte tierischer Erzeugung verteuerten sich um
9,1 %, wobei die Preise für Milch sowie für Rinder und Kühe besonders stark stiegen. Pflanzliche Produkte wurden dagegen um 8,6 % günstiger; hier gaben vor allem Kartoffeln, Zuckerrüben und Braugerste nach. Gegen den Trend legten Futterweizen, Getreide und Obst im Preis zu.

Für eine Trendumkehr in der deutschen Lebensmittelbranche sieht die Industrie auch die Politik in der Pflicht: „Für unsere Unternehmen zählt vor allem die Verlässlichkeit der politischen Entscheidungen“, sagte Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands BVE. „Die angekündigten Entlastungen müssen jetzt schnell und umfangreich kommen. Auch die überbordende Bürokratie auf deutscher und europäischer Ebene muss zurückgestutzt werden“, so Minhoff. Für die Bundesregierung hat Bundeskanzler Friedrich Merz in diesem Zusammenhang zuletzt einen „Herbst der Reformen“ angekündigt.

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Die Halbjahresbilanz der BVE in Zahlen. (Bild: Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie)

Profil der deutschen Lebensmittelindustrie

In der Ernährungsindustrie erwirtschaften knapp 6.000 Betriebe einen jährlichen Umsatz von deutlich mehr als 200 Mrd. Euro. Mit über 650.000 Beschäftigten ist diese Branche bei den Beschäftigtenzahlen der viertgrößte Industriezweig Deutschlands und nach Umsatz sogar der drittgrößte. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 % der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote liegt bei mehr als einem Drittel.

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