Europa medicada

Die EU will die Pharmaindustrie in Europa stärken. (Bild: Parato – stock.adobe.com)

Die Strategie, welche die Kommission in der vergangenen Woche vorgelegt hat, soll es Europa ermöglichen, seinen Arzneimittelbedarf – auch in Krisenzeiten – durch solide Lieferketten zu decken. Wie von Präsidentin von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union gefordert, soll die Strategie als Schlüsselelement für die Schaffung einer stärkeren europäischen Gesundheitsunion dazu beitragen, ein zukunftssicheres und krisenfestes EU-Arzneimittelsystem einzurichten.

Mit der Arzneimittelstrategie der EU werden folgende vier Hauptziele verfolgt:

  • Gewährleistung des Zugangs der Patientinnen und Patienten zu erschwinglichen Arzneimitteln und Deckung des nicht erfüllten medizinischen Bedarfs, beispielsweise in den Bereichen antimikrobielle Resistenz, Krebs und seltene Krankheiten.
  • Förderung von Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Nachhaltigkeit der Arzneimittelindustrie in der EU und der Entwicklung hochwertiger, sicherer, wirksamer und umweltfreundlicherer Arzneimittel.
  • Verbesserung der Mechanismen der Krisenvorsorge und -reaktion und Inangriffnahme der Versorgungssicherheit;
  • Gewährleistung einer starken Stimme der EU auf der Weltbühne durch Förderung hoher Qualitäts-, Wirksamkeits- und Sicherheitsstandards.

Erste Lehren aus der Corona-Pandemie

Die Arzneimittelstrategie sei viel mehr als ein Krisenreaktionsinstrument, betont die EU. Trotzdem werden darin Lehren aus der ersten Reaktion auf die Covid-19-Pandemie gezogen und der europäische Arzneimittelsektor soll durch sie besser vorbereitet und resilienter gemacht werden. Ursula von der Leyen‚ Präsidentin der Europäischen Kommission, erklärte dazu: „Die Covid-19-Pandemie hat deutlich gemacht, dass wir unsere Gesundheitssysteme dringend stärken müssen. Dazu zählt auch der Zugang zu sicheren, wirksamen und hochwertigen Arzneimitteln zu erschwinglichen Preisen.“ Die Strategie soll außerdem den Aspekt Nachhaltigkeit beachten und Synergien mit dem Green Deal der EU bieten.

Diese konkreten Maßnahmen sind vorgesehen

Die Arzneimittelstrategie für Europa markiert den Beginn eines Prozesses: Zu ihrer Umsetzung gehört eine Agenda mit gesetzlichen und nicht-gesetzlichen Maßnahmen, die in den nächsten Jahren eingeleitet werden. Konkret gehören dazu:

  • die Überarbeitung der grundlegenden Rechtsvorschriften über Arzneimittel, mit dem Ziel, diesen Rahmen zukunftssicher und innovationsfreundlich zu gestalten;
  • einen Vorschlag zur Errichtung einer EU-Behörde für die Krisenreaktion bei gesundheitlichen Notlagen;
  • die Überarbeitung der Verordnungen über Arzneimittel für Kinder und für seltene Krankheiten;
  • die Einleitung eines strukturierten Dialogs mit und zwischen allen Akteuren der Arzneimittelherstellung und den Behörden, um Schwachstellen in der globalen Lieferkette kritischer Arzneimittel zu ermitteln und politische Optionen zur Stärkung der Kontinuität und Sicherheit der Versorgung in der EU zu gestalten;
  • die Zusammenarbeit der nationalen Behörden bei der Preisgestaltungs-, Zahlungs- und Beschaffungspolitik, um die Erschwinglichkeit und Kostenwirksamkeit von Arzneimitteln sowie die Tragfähigkeit des Gesundheitssystems zu verbessern;
  • die Schaffung einer soliden digitalen Infrastruktur, einschließlich eines Vorschlags für einen europäischen Raum für Gesundheitsdaten;
  • die Förderung von Forschung und Innovation, insbesondere im Rahmen von Horizont 2020 und EU4Health;
  • Maßnahmen zur Förderung innovativer Ansätze für die Forschung und Entwicklung in der EU und die Vergabe öffentlicher Aufträge für antimikrobielle Mittel und ihre Alternativen sowie Maßnahmen zur Einschränkung und Optimierung ihres Einsatzes.

Auf der Tagung des Rates „Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz“ am 2. Dezember 2020 wird auf politischer Ebene über die Strategie beraten. (jg)

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