Die Gentechnik-Kritiker haben hierfür alle Zulassungs-Anträge untersucht, welche in den vergangenen 20 Jahren beim Europäischen Patentamt (EPA) in München eingereicht wurden. Von den rund 2.000 Patenten, die das EPA auf transgene Pflanzen gewährt hat, besitzt der Bayer-Konzern demnach 206, unter anderem auf Mais, Weizen, Reis, Gerste, Soja, Baumwolle und sogar auf genmanipulierte Bäume. Das Leverkusener Unternehmen liegt damit auf Platz 1 – noch vor Pioneer (179), BASF (144), Syngenta (135) und Monsanto (119). Was die Zahl der beantragten Patente anbelangt, befindet sich die BASF mit 1.273 auf dem 2. Rang nach DuPont.
Ruth Tippe von Kein Patent auf Leben!: „Bei Pestiziden und Saatgut besitzen die zehn größten Agro-Unternehmen schon heute einen Marktanteil von über 70 Prozent. Ziel dieses Oligopols ist es, den Markt unter sich aufzuteilen und letztlich die Ernährungsgrundlagen der Menschheit zu kontrollieren. Patente auf Pflanzen und Tiere sind dabei ein zentrales Hilfsmittel.“
Philipp Mimkes von der Coordination gegen Bayer-Gefahren ergänzt: „Die Einführung von herbizidresistentem Saatgut ist ein Irrweg. Innerhalb kürzester Zeit bilden sich resistente Wildkräuter, die mit immer mehr Pestiziden bekämpft werden müssen. Von den vollmundigen Versprechen der Industrie wurde keines eingehalten: weder wurde der Einsatz von Agrogiften reduziert, noch konnte die Ernährungssicherheit verbessert werden.“
In der Diskussion um gentechnisch manipuliertes Saatgut dominiert hierzulande die Kritik an Monsanto. Dabei sei das Gentechnik-Programm von Bayer kaum weniger gefährlich, behaupten die Initiativen. Im Gegenteil – das von Bayer entwickelte Pestizid Glufosinat, das in Kombination mit genmanipuliertem Saatgut angeboten werde, sei als reproduktionstoxisch klassifiziert und solle in der EU bis 2017 vom Markt genommen werden. Dies hindere Bayer jedoch nicht daran, in den USA derzeit eine neue Glufosinat-Fabrik zu bauen. „Ein typisches Beispiel doppelter Sicherheits-Standards!“, kritisiert Mimkes. Die Position der deutschen Firmen im Windschatten von Monsanto bezeichnet Mimkes als „komfortabel“, da BASF und Bayer kaum einer öffentlichen Diskussion ausgesetzt seien.
Um den zunehmenden Resistenzen von Wildkräutern gegen Ackergifte zu begegnen, habe die Industrie untereinander zahlreiche Patente ausgetauscht. Monsanto, DuPont, Syngenta, Dow und Bayer verwendeten nun auch Verfahren der Konkurrenz und böten Saatgut an, das gegen 2 oder gar 3 Herbizide immun sei. So sei im vergangenen Jahr eine Soja-Sorte vorgestellt worden, die gegen die Agrogifte Glufosinat, Glyphosat und 2,4-D tolerant sei.
Allein 23 Patente des Bayer-Konzerns beziehen sich auf Herbizid-Resistenzen. Bayer war erst im Jahr 2001 durch die Übernahme von Aventis Cropscience, die ihrerseits aus den Gentechnik-Sparten von Schering, Rhone Poulenc und Hoechst hervorgegangen war, in die erste Liga der Gentech-Anbieter aufgestiegen.
Weblink zum Thema
Eine ausführliche Analyse finden sie auf der Internetseite von Coordination gegen Bayer-Gefahren beziehungsweise direkt hier; dort findet sich auch ein Link zu einer detaillierten Aufstellung der Patente von Bayer. Eine zahlenmäßige Aufstellung der bewilligten Patente von Bayer und Syngenta finden sie hier und eine Aufstellung in gleicher Weise für BASF, Pioneer, Dow und Monsanto finden sie direkt hier.
(dw)