Der mittelständische Pharmahersteller will sich stärker auf bestimmte Schwerpunkte der Schmerzbehandlung fokussieren, zum Beispiel periphere neuropathische Schmerzen (PNP), chronische postoperative Schmerzen, chronische Rückenschmerzen und Osteoarthrose. Entsprechende Projekte will das Unternehmen stärker als bisher mit Unterstützung von Partnern realisieren, vor allem in Phasen der technischen und klinischen Entwicklung. „Wir wollen unsere Forschungsaktivitäten zudem stärker internationalisieren und flexiblere Strukturen schaffen. Unser Ziel ist, die Pipeline zu verdoppeln“, erklärte Gabriel Baertschi, CEO des Unternehmens. „Forschung und Entwicklung bleibt Kern unserer Strategie“, so Baertschi weiter, aber wir müssen „die Art und Weise, wie wir forschen, ändern, um auch in Zukunft innovative Medikamente für Patienten entwickeln zu können“.
Die Neuausrichtung betrifft vor allem den heutigen und künftigen Hauptforschungsstandort Aachen, an dem rund 500 Mitarbeiter im Bereich F&E beschäftigt sind. Grünenthal überprüft zudem Zentralfunktionen wie den Finanz- oder Personalbereich, mit dem Ziel, Verwaltungskosten auf ein branchenübliches Niveau zu senken. Das Unternehmen hat dazu Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern aufgenommen. Konkrete Maßnahmen werden nach Abschluss der Gespräche bekannt gegeben.
Hintergrund für die Maßnahmen
Das Pharmaunternehmen blickt auf eine fast 50-jährige Erfolgsgeschichte in innovativer Schmerzmedizin zurück. Zu den Eigenentwicklungen zählen Tramadol, dass seit den 1970er Jahren zur Schmerzbehandlung eingesetzt wird, ebenso wie Tapentadol, das Grünenthal 2010 auf den Markt brachte und das inzwischen weltweit vertrieben wird. Trotz beträchtlicher Forschungsausgaben ist es dem Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren nicht gelungen, an diese früheren Forschungserfolge anzuknüpfen, berichtet das Unternehmen selbst.
„Die Pharmaindustrie, insbesondere die Neurowissenschaften, leidet seit Jahren unter einer niedrigen F&E-Produktivität. Es gibt aber vielversprechende Ansätze, um das Blatt zu wenden und unsere Innovationskraft zu stärken“, erläuterte Baertschi. Dazu zählen zukunftsweisende Therapeutika wie Biologika oder Zell- und Gentherapien, um die Grünenthal sein gegenwärtiges Fähigkeitsspektrum erweitern will, ebenso wie Fortschritte in der translationalen Medizin, zum Beispiel bei Biomarkern. Mit ihrer Hilfe können präklinische Erkenntnisse zuverlässiger in die klinische Entwicklung übertragen werden. „Es ist wichtig, dass wir ein breites Spektrum relevanter Therapiemodalitäten bedienen können. In den vergangenen zehn Jahren gab es hier deutliche Entwicklungen – weit über kleine Moleküle hinaus“, sagt Baertschi.