
Im März beginnen die Tarifverhandlungen für die Chemie- und Pharmabranche. (Bild: IG BCE)
In den Mittelpunkt der Verhandlungen für die deutschlandweit 580.000 Beschäftigten stellt die Gewerkschaft eine nachhaltige Steigerung der Kaufkraft, mehr Wertschätzung für Schichtarbeit, Investitionen in den Fachkräftenachwuchs und ein ausbalanciertes Konzept für gute mobile Arbeit.
Forderung 1: Höhere Löhne und Gehälter
„Die Branche ist nicht nur bestens ausgelastet und verdient glänzend, sie hat meist auch die aktuellen Preissteigerungen problemlos an ihre Kunden weiterreichen können“, berichtet der stellvertretende IGBCE-Vorsitzende Ralf Sikorski. Ihre Beschäftigten dagegen hätten diese Option nicht, sie seien der aktuellen Teuerungswelle ungeschützt ausgeliefert. „Wir wollen für unsere Mitglieder ein Bollwerk gegen die Inflation errichten“, so der IGBCE-Verhandlungsführer. „Deshalb steht außer Frage, dass am Ende dieser Tarifrunde bei Entgelten und Ausbildungsvergütungen ein Plus oberhalb der Teuerungsrate stehen muss.“
Sikorski machte deutlich, dass zusätzliche Investitionen ins Personal im ureigenen Interesse der Branche seien. In einer aktuellen Umfrage berichten zwei von drei IGBCE-Betriebsräten, dass für ihre Unternehmen der Fachkräftemangel bereits zu den drängendsten Problemen zähle. „Das sollte den Betrieben ein Weckruf sein“, sagte der stellvertretende IGBCE-Vorsitzende. „Sie brauchen dringend eine Investitionsoffensive – mit Blick auf ihre Attraktivität als Arbeitgeber, die Wertschätzung ihrer Beschäftigten, die Nachwuchsarbeit.“
Forderung 2: Höhere Nachtzuschläge
Auch deshalb sieht der Forderungsbeschluss eine Erhöhung der Schichtzuschläge für die Beschäftigten in Nachtschichten auf einheitlich 25 % vor. „Es waren die Schichtarbeiter, die in der Pandemie 24/7 den Laden am Laufen gehalten haben, während ihre Vorstände im Homeoffice arbeiten konnten“, so Sikorski. Heute sei Schichtarbeit für junge Menschen unattraktiver denn je. „Wir müssen und werden das ändern.“
Kurzgefasst in Bilder: Die Tarifforderungen der Chemiegewerkschaft

Die Chemie-Tarifverhandlungen betreffen deutschlandweit rund 580.000 Beschäftigte in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Die Gespräche zwischen der Gewerkschaft und den Arbeitgebern sind am 2. März zunächst auf regionaler Ebene gestartet, am 21. März wird in Hannover erstmals auf Bundesebene verhandelt. (Bild: IG BCE)

Ins Zentrum ihrer Forderungen hat die Chemiegewerkschaft die Erhöhung der Löhne und Gehälter sowie der Ausbildungsvergütungen gestellt. Angesichts des Fachkräftemangels seien Investitionen ins Personal im ureigenen Interesse der Chemiebetriebe. "Sie brauchen dringend eine Investitionsoffensive – mit Blick auf ihre Attraktivität als Arbeitgeber, die Wertschätzung ihrer Beschäftigten, die Nachwuchsarbeit“, sagte der stellvertretende IGBCE-Vorsitzende Ralf Sikorski. (Bild: K.-U. Häßler – stock.adobe.com)

Eine genaue Zahl, um wieviel die Entgelte steigen sollen, nennt die Gewerkschaft nicht. Da die Beschäftigten wie der Rest der Bevölkerung derzeit von der hohen Inflation betroffen ist, müsse aber am Ende "ein Plus oberhalb der Teuerungsrate" stehen. Die Inflationsrate in Deutschland lag im Januar 2022 bei 4,9 % (im Vergleich zum Vorjahr). (Bild: sewcream – stock.adobe.com)

Gefordert wird außerdem eine Erhöhung der Schichtzuschläge für die Beschäftigten in Nachtschichten auf einheitlich 25 %. „Es waren die Schichtarbeiter, die in der Pandemie 24/7 den Laden am Laufen gehalten haben, während ihre Vorstände im Homeoffice arbeiten konnten“, so Gewerkschaftsfunktionär Sikorski. Heute sei Schichtarbeit für junge Menschen unattraktiver denn je. „Wir müssen und werden das ändern.“ (Bild: Thorsten Frisch – stock.adobe.com)

Die Attraktivität des Arbeitsplatzes steht auch beim Thema "mobile Arbeit" und Homeoffice im Vordergrund. Die Arbeitswelt werde sich in den nächsten Jahren "massiv verändern", glaubt die Chemiegewerkschaft. Daher bedürfe es klarer tariflicher Leitplanken für betriebliche Vereinbarungen, "damit wir für die gesamte Branche zu einheitlichen Qualitätsanforderungen an gute mobile Arbeit kommen". (Bild: Jürgen Fälchle – stock.adobe.com)

Eine weitere wichtige Forderung betrifft die Ausbildung. In der Corona-Krise hatten zudem viele Chemieunternehmen ihre Ausbildungsanstrengungen zurückgefahren, so die Gewerkschaft. Das sei "ein falsches Signal an die junge Generation". Die IGBCE will deshalb neue Fördermöglichkeiten zur Ausbildung Jugendlicher schaffen. (Bild: industrieblick – stock.adobe.com)

Ihre Forderungen stützt die Gewerkschaft auf die Beobachtung, dass die wirtschaftliche Situation der Chemie- und Pharmabranche positiv sei. In einer Umfrage gaben 78 % der befragten Beschäftigten an, ihrem Arbeitgeber gehe es gut bis glänzend. (Bild: IG BCE)

Die Arbeitgeber sehen dies naturgemäß anders. Trotz der deutlichen Erholung der letzten Monate liege die Produktion der chemisch-pharmazeutischen Industrie nach Rezessionsverlusten und Corona-Krise noch nicht wieder auf Wachstumskurs, erklärte etwa der Hauptgeschäftsführer der Chemie-Arbeitgeber Westfalen Dirk W. Erlhöfer. Außerdem seien die Betriebe „flächendeckend durch massiv gestiegene Energie- und Rohstoffkosten sowie Logistikprobleme belastet“. Die Arbeitgeberverbände weisen die Forderungen der IG BCE daher als „teures Überraschungspaket“ weitgehend zurück. (Bild: wsf-f – stock.adobe.com)
Forderung 3: Wieder mehr Ausbildung
In der Corona-Krise hatten zudem viele Unternehmen ihre Ausbildungsanstrengungen zurückgefahren. Das sei nicht nur ein falsches Signal an die junge Generation, sondern auch betriebswirtschaftlicher Unsinn, machte Sikorski deutlich. Die IGBCE will deshalb den Tarifvertrag "Zukunft durch Ausbildung und Berufseinstieg" weiterentwickeln und im Rahmen des Unterstützungsvereins der chemischen Industrie (UCI) neue Fördermöglichkeiten zur Ausbildung Jugendlicher schaffen.
Forderung 4: Mobile Arbeit
Zudem will die IGBCE in der industriellen Transformation Sicherheit und Schutz für ihre Mitglieder gewährleisten und gute mobile Arbeit für die Zukunft gestalten. „Die Transformation wird in den kommenden Jahren die Arbeitswelt massiv verändern“, so Sikorski. Das Thema mobile Arbeit sei ein erster sichtbarer Beleg dafür. „Wer die Menschen im Veränderungsprozess mitnehmen will, muss soziale Sicherheit und gute Arbeit verbindlich mitdenken.“ So bedürfe es klarer tariflicher Leitplanken für betriebliche Vereinbarungen, „damit wir für die gesamte Branche zu einheitlichen Qualitätsanforderungen an gute mobile Arbeit kommen“.
Der Forderungsbeschluss, der eine Laufzeit des Tarifvertrags von 12 Monaten vorsieht, bildet die Grundlage für die Tarifverhandlungen, die am 2. März zunächst auf regionaler Ebene beginnen, bevor am 21. März in Hannover erstmals auf Bundesebene gesprochen wird.
Bilderstrecke: Das sind die innovativsten Unternehmen der Welt

Platz 11 der innovativsten Unternehmen im Jahr 2021 geht an den deutschen Mischkonzern Siemens, der verschiedene Schwerpunkte wie zum Beispiel Automatisierung und Digitalisierung in der Industrie hat. Im vergangenen Jahr lag Siemens noch auf Platz 21. (Bild: Siemens)

Eines der wenigen Unternehmen, die deutlich von der Coronakrise profitieren konnten, ist der amerikanische Pharmakonzern Pfizer. Während er letztes Jahr unter den Top 50 noch gar nicht auftauchte, liegt der Konzern 2021 auf Platz 10. (Bild: Pfizer)

Der japanische Elektronikkonzern Sony konnte seine Platzierung vom Vorjahr halten und liegt erneut auf Platz 9 des Rankings. (Bild: Kenishirotie/adobe-stock.com)

Um zwei Plätze abgerutscht ist der chinesische Hardwarehersteller Huawei: 2020 lag das Unternehmen auf Platz 6 im Ranking, im diesjährigen Ranking findet sich Huawei auf Platz 8 wieder. (Bild: Oleksandr/adobe-stock.com)

Das amerikanische Beratungsunternehmen IBM konnte im Ranking eine Stufe nach oben klettern und steigt von Platz 8 im Vorjahr auf den siebten Platz auf. (Bild: Nikolay N. Antonov/adobe-stock.com)

Wie bei IBM hat sich auch die Ranking-Position des südkoreanischen Elektronikkonzerns Samsung um einen Platz verschoben, allerdings in die andere Richtung: Das Unternehmen rutschte von Platz 5 in 2020 auf Platz 6 im aktuellen Ranking ab. (Bild: Samsung)

Deutlich aufsteigen hingegen konnte der amerikanische Elektroautohersteller Tesla. Das Unternehmen Elon Musks stieg von Platz 11 im vorherigen Jahr auf den nun fünften Platz auf. (Bild: Tesla)

Wie schon Sony hat auch der amerikanische Hard- und Softwareentwickler Microsoft seinen Rang genau halten können und belegt im diesjährigen Ranking wie schon in dem des Vorjahres den vierten Platz. (Bild: wolterke/adobe-stock.com)

Den Top 3 der innovativsten Unternehmen schien Corona zumindest in Bezug auf ihre Innovationen nicht wesentlich geschadet zu haben: Alle drei Konzerne auf dem Siegertreppchen konnten ihre Platzierung vom vergangenen Jahr halten. Der amerikanische Onlineversandhändler Amazon hat es erneut auf den dritten Platz geschafft. (Bild: Mike Mareen/adobe-stock.com)
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