Biotechnologie und Life Sciences sind ein seit Jahren stark wachsendes Ausstellungssegment der Analytica. Ob Medizin und Pharmazie, ob Umwelt oder Nahrungsmittel – auch auf der 20. Analytica vom 25. bis 28. April in München werden die neuesten Verfahren und Lösungen für „rote“ und „grüne“ Biotechnologie präsentiert. Zunehmend rückt jetzt auch die „weiße“ Biotechnologie in den Mittelpunkt der Messe. Vor allem in der chemischen Produktion besteht ein wachsender Trend, klassische Synthesen durch biotechnische Verfahren zu ersetzen, heißt es in dem Trendbericht Biotechnologie, den die Messe München im Vorfeld der Analytica herausgegeben hat.
Auf 50 Mrd. Euro schätzen Experten den Wert biotechnologisch hergestellter Produkte der chemischen Industrie weltweit. Zwar präge die rote Biotechnologie, also die medizinischen und pharmazeutischen Anwendungen, zusammen mit der grünen Gentechnik das Bild dieser Anwendungen in der Öffentlichkeit – doch die weiße Biotechnik habe das Potenzial, Europa und insbesondere Deutschland die technologische und ökonomische Führerschaft in der chemischen Industrie zu sichern.
Von 350 deutschen Biotech-Unternehmen, die die Unternehmensberatung Ernst & Young in „Biotechnologie-Report“ mit „Kommerzialisierung der modernen Biotechnologie“ als Hauptgeschäftszweck listet, betätigen sich 92 % auf dem Pharmasektor, jeweils 13 % befassen sich mit Pflanzen oder dem Umweltschutz. Noch beträgt der Anteil von Chemieprodukten, die biotechnologisch hergestellt werden, erst 5 %. Jedoch wird bis zum Jahr 2010 mit einer Erhöhung auf 10 bis 20 % gerechnet (McKinsey-Studie „Beitrag der Biotechnologie zur chemischen Industrie“, 2004). Die Chancen der weißen Biotechnologie liegen vor allem in der Einsparung von Syntheseschritten, geringerem Rohstoffverbrauch, höherer Energieeffizienz, verminderten Emissionen und letzten Endes einer Reduktion der Produktionskosten.
Zwar befände sich die deutsche Biotech-Branche nach Jahren einer überaus stürmischen Entwicklung immer noch in einer Konsolidierungsphase, so der Trendbericht, aber die Zeichen deuteten das Ende der Talsohle an: Laut Ernst & Young steigen die Umsätze wieder, die Verluste gehen weiter zurück. Die deutsche Biotech-Branche stabilisiere sich, wobei jedoch der aktuelle Kapitalbedarf gerade kleiner und privater Unternehmen bei weitem nicht durch das zur Verfügung gestellte Venture Capital gedeckt werden könne. Die weiße Biotechnik sei hiervon weniger betroffen.