
Auf der ganzen Welt werden aktuell rund 115 Forschungsprojekte zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Corona-Virus durchgeführt. Bild: Rangizzz - Adobe Stock
„Das russische Vakzin gegen das Coronavirus ist effektiv und bildet eine beständige Immunität“, erklärte Präsident Wladimir Putin im Staatsfernsehen. Bei dem vom staatlichen Gamaleya-Institut in Moskau entwickelten Mittel handelt es sich um einen sogenannten Vektorimpfstoff. Bei dieser Vakzin-Art wird Virus-Genmaterial über harmlose Trägerviren in den Körper geschleust, der dann Abwehrstoffe bildet. Auch andere internationale Impfstoff-Programme, etwa das der University of Oxford oder des Pharmakonzerns Johnson & Johnson, setzen auf dieses Prinzip.
Keine Daten aus klinischen Tests veröffentlicht
Ansonsten ist über den russischen Impfstoff noch wenig bekannt: Daten aus den ersten klinischen Tests wurden nicht veröffentlicht, eine entscheidende groß angelegte dritte Phase hat wohl gar nicht erst stattgefunden. Diese Daten sollen erst erhoben werden, nachdem Teile der Bevölkerung bereits geimpft wurden. Dieses Vorgehen widerspricht allen bisherigen Erfahrungen sowie den Richtlinien für die Entwicklung von Impfstoffen, wie es etwa von der Weltgesundheitsbehörde WHO heißt.
Kritik, aber auch Interesse weltweit
Weltweit hagelt es daher Kritik am Impfstoff-Programm Russlands. „Es ist unverantwortlich, ganze Bevölkerungsgruppen bereits in diesem Stadium der Entwicklung zu impfen“, sagte etwa der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt in der Rheinischen Post. Doch gibt es auch optimistischere Reaktionen: Nach Angaben von Kirill Dmitrijew, dem Chef des Investmentfonds der die Impfstoff-Entwicklung unterstützt, hätten neben dem brasilianischen Bundesstaat Paraná, auch die Philippinen sowie die Vereinigten Arabischen Emirate Interesse an einer Produktion des „Sputnik V“ getauften Impfstoffs angemeldet. Auch Israel teilte mit, zumindest „grundsätzlich“ an dem Impfstoff interessiert zu sein. (jg)
Medikamente und Impfstoffe gegen Covid-19

Virostatika: Zentraler Bestandteil eines Virus ist seine Erbinformation, zu deren Vermehrung eine Gruppe von Enzymen, sogenannte Polymerasen notwendig sind. Wirkstoffe, die diese Enzyme hemmen, können auch die Vermehrung und Verbreitung von Viren eindämmen. Beispiele für solche Virostatika, die auch gegen Sars-Cov-2 wirken könnten, sind die Wirkstoffe Faviparivir und Remdesivir. Letzteres wurde ursprünglich gegen das Ebola-Virus entwickelt.Bild: molekuul.be ‒ AdobeStock

Protease-Hemmer: Die Kombination der Wirkstoffe Lopinavir und Ritonavir hemmt Enzyme, die Proteine an bestimmten Stellen zerschneiden, sogenannte Proteasen. Unter dem Handelsnamen Kaletra vertreibt Abbot das Medikament als etabliertes Mittel gegen HIV. Protease-Hemmer sind auch als Medikamente gegen Covid-19 in der Erprobung.Bild: molekuul.be ‒ AdobeStock

Interferone: Interferone sind körpereigene Proteine, die dem Immunsystem als Botenstoffe dienen und dessen Aktivität beeinflussen. Bei Virus-Infektionen spielt insbesondere das Beta-Interferon eine Rolle. Gegen Sars-Cov-2 soll synthetisches Interferon besonders in Kombination mit anderen Mitteln wie Protease-Hemmern helfen. Bild: petarg-AdobeStock

Chloroquin: Die genaue Wirkungsweise der Malaria-Medikamente Chloroquin und Hydroxychloroquin ist noch ungeklärt. Während der Sars-Epidemie 2002 zeigten sich in klinischen Studien positive Effekte, weshalb das von Bayer als Resochin vermarktete Medikament auch als Wirkstoff gegen Sars-Cov-2 wieder Interesse weckte und in mehreren klinischen Studien getestet wird.Bild: molekuul.be ‒ AdobeStock

Das Mainzer Unternehmen Biontech hat bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das neuartige Coronavirus die Nase vorn. Bild: Guerrieroale - adobe stock

Vektor-Impfstoffe: Für den Menschen harmlose Viren lassen sich mit gentechnischen Methoden so verändern, dass sie Bestandteile anderer Viren mit sich tragen. Diese manipulierten Viren, sogenannte Vektoren, dienen als Impfstoff, indem sie dem Immunsystem spezifische Teile eines Krankheitserregers präsentieren, ohne dass der Körper dem Erreger selbst ausgesetzt ist. Unter anderem die Masernimpfung und der erste zugelassene Ebola-Impfstoff funktionieren nach diesem Prinzip. Mehrere Covid-19-Impfstoffe dieser Art sind in frühen Stadien der klinischen Erprobung. Bild: iaremenko ‒ AdobeStock

mRNA-Impfstoffe: Messenger-RNA (mRNA) basierte Impfstoffe bestehen nicht aus Virus-Material wie klassische Impfstoffe, sondern stellen einen Bauplan für ein Virenprotein dar. Gelangt dieser Plan in eine Körperzelle, produziert diese zunächst das entsprechende Protein. Darauf reagiert das Immunsystem mit der Produktion von Antikörpern. mRNA-Impfstoffe wären deutlich einfacher und schneller in großen Mengen zu produzieren als klassische Impfstoffe. Allerdings ist das Verfahren noch völlig neu, bislang gibt es keine zugelassenen Impfstoffe dieser Art. Bild: vchalup ‒ AdobeStock
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