- Lohnhersteller müssen ihren internationalen Kunden heute verschiedenste Kennzeichnungslösungen bieten – von der Faltschachtel bis zur Versandheinheit.
- Das Schweizer Unternehmen aus dem Beispiel nutzt für Serialisierung, Aggregation, Tamper-Evidence und Wiegen Maschinen desselben Herstellers.
- Dies sorgt für mehr Flexibilität an der Linie, einfachere Bedienung und kürzere Umrüstzeiten.
Maschinenlesbare Codes auf den Verpackungen stellen eine eindeutige Produktzuordnung sicher und sind damit die Grundlage für fälschungssichere Medikamente in den Apotheken. Je nach Land umfasst die Kennzeichnungspflicht für Track&Trace auch übergeordnete Logistikeinheiten bzw. Handelsstufen. In der Produktionsstätte des Schweizer Lohnherstellers Acino Pharma in Aesch hielt Track&Trace und die dazu benötigte Technik schon vor einigen Jahren Einzug. Das Unternehmen entschied sich dabei für Lösungen von Wipotec-OCS aus Kaiserslautern. Schlüsselbereich neben der Serialisierung war die notwendige Flexibilität an der Linie: Man wollte so viele Freiräume für das Personal wie möglich. Dies ist wichtig, um auf internationalen Märkten mit eigenen Produkten auftreten und die Aufträge internationaler Kunden bedienen zu können. Im aktuellen Fall waren nun Lösungen zu finden, die das Handling der Logistikeinheiten bei höherem Durchsatz wesentlich vereinfachten und parallel das Bedienpersonal in die Lage versetzten, die Linien bei einem überschaubaren Trainings- und minimalem Serviceaufwand im 24/5-Betrieb laufen zu lassen.
Serialisierung – so kompakt wie möglich
In Aesch kommen drei Maschinen aus dem der Produktfamilie Traceable Quality System (TQS) zum Einsatz: Die TQS-SP für die Single-Pack-Serialisierung, die TQS-CP für die Case-Aggregation sowie die TQS-HC-A. Bei Letzterer handelt es sich um eine kompakte All-in-one-Serialisierungsmaschine: Mit ihr lassen sich Faltschachteln auf kleinster Stellfläche serialisieren und manipulationssicher verschließen. Ihre Wiegefunktion ermöglicht zudem eine Vollständigkeitskontrolle. Fehlerhafte Codierungen werden vor dem Wägeband in einen eigenen, abschließbaren Auffangbehälter ausgeleitet. Fehlgewichtige Packungen hingegen haben unmittelbar hinter dem Wägeband ein eigenes Auswurfsystem. Die intuitive Bedienung aller Komponenten geschieht über eine gemeinsame Softwareoberfläche, die beim Einsatz in Aesch vor allem durch ihre Nutzerfreundlichkeit überzeugt hat.
Die installierten Serialisierungssysteme sind mit einer Funktion ausgestattet, um die Druckqualität des aufgedruckten Codes inline zu prüfen. Dieses sogenannte Grading erfolgt im Durchlauf der Packung und ist angelehnt an die ISO/IEC 15415 für 2D-Codes bzw. 15416 für 1D-Codes. Die Auswertung ist ein guter Indikator für die Druckqualität und wird als Tendenzanzeige verwendet.
Aggregation vereinfacht Logistikprozesse
Mit den installierten Lösungen kann der Lohnhersteller seinen Kunden neben der Serialisierung auch die Aggregation auf mehreren Ebenen von Logistikeinheiten bieten. Diese vereinfacht Logistikprozesse, weil Importeure den Inhalt von Lieferungen viel schneller erfassen können. Entlang der Lieferketten serialisierter Medikamente erleichtert die Aggregation Großhändlern, Umpackern oder Apothekenketten, den Inhalt eines Kartons oder einer Palette anhand des Barcodes herauszufinden. Auch Wareneingangs-, Umpack- und Versandprozesse werden durch Aggregation vereinfacht. Aggregation vereinfacht außerdem das Reporting und die Verifizierung von Produkten entlang der Lieferkette erheblich. Wird aggregiert, muss man zusammengestellte Versandeinheiten nicht physisch öffnen um zu überprüfen, was sie enthalten. Durch das Scannen des Barcodes stehen alle notwendigen Daten in Sekundenschnelle zur Verfügung, was zu erheblichen Zeit- und Ressourceneinsparungen führt. „Sollte Aggregation zukünftig in Ländern vorgeschrieben werden, müssten deswegen bei uns keine bereits vorhandenen Linien verändert werden“, ist Bartlomiej Sedek, Manager Engineering bei Acino, überzeugt. Zur Standardlösung der halbautomatischen Aggregation sollen in Kürze in Aesch zwei weitere Linien hinzukommen, von denen eine vollautomatisierte Aggregation bietet.
Einfache Bedienung sorgt für kurze Umrüstzeiten
Für alle ineinandergreifenden Prozesse gilt: Die Produktionslinien dürfen nicht stillstehen, dreischichtiger 24/5 Schichtbetrieb ist in Aesch die Regel. Updaten lassen sich die Serialisierungsysteme auf einfache Weise – deshalb bringt man alle Anlagen immer gemeinsam auf den neuesten Stand. So ist die Handhabung für alle Mitarbeiter gleich und Schulungen sind am einfachsten.
Insgesamt strebte man in Aesch nach noch mehr Verantwortung des Bedienpersonals an der Linie. Etabliert werden sollte daher ein maximales Bedienungsniveau. Configure-Fast, das Bedienkonzept der installierten Maschinen, kommt diesen Anforderungen entgegen: Hier werden Transportsystem, Codiereinheit, Kamera, Waage und Etikettierer aus nur einer Software heraus gesteuert. Das bedeutet für den Bediener ein komfortables Einrichten und kurze Umrüstzeiten bei Produktwechseln, während der sonst übliche langwierige Wechsel in verschiedene Bedienoberflächen komplett entfällt. Diese Durchgängigkeit erstreckt sich über alle Aggregationsstufen. Das Bedienkonzept erlaubt einen sehr viel einfacheren und schnelleren Umbau von Produktionslinien durch das Linienpersonal – was viel Zeit spart: Die Zielvorgabe liegt bei 800 Layouts, verbunden mit dem Anspruch die besten Verpackungsstandards in der Nordwestschweiz zu realisieren.
Wichtig war es auch, dass sich die generierten Track&Trace-Daten zuverlässig in die aktuelle IT-Struktur in Aesch einbinden lassen. Das bedeutet, dass den Schnittstellen zu übergeordneten Systemen besonderes Interesse zukommt. TQS setzt hier auf die Verwendung offener XML-Standardschnittstellen, um keine proprietäre Insellösung zu schaffen. Der Line-Manager sorgt für geringstmöglichen IT-Aufwand. Produktionsdaten lassen sich direkt in die Maschine einspeisen. Der Line-Manager läuft auf einem der TQS-Module der Linie und kann an eine Vielzahl von Level-3-Anbietern angeschlossen werden. In Aesch kommt als Level-3-System Werum Pasx T&T zum Einsatz, das übergeordnete Managementsystem wird von einer Level-4-SAP-Lösung abgedeckt.