Arbeitskräfte-Nachfrage auf vorpandemischem Niveau
Diese Einschätzungen decken sich mit dem allgemeinen Bild vom Arbeitsmarkt im Maschinenbau. Konjunkturelle Frühindikatoren wie die Beschäftigungserwartungen des Ifo-Instituts legen nahe, dass die inländische Beschäftigung in den nächsten Monaten wieder zulegen kann. Etwas gebremst wird diese Erwartung jedoch durch den Fakt, dass sich Mai im 2021 schätzungsweise noch 65.000 der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Maschinenbau in Kurzarbeit befanden. Das entspricht 6,1 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesem Bereich.
Der Bundesagentur für Arbeit wurden im Mai 2021 fast 8.000 offene Stellen im Maschinenbau gemeldet. Das sind mehr Stellen als zum Jahresbeginn 2020, also noch bevor sich erste Corona-Effekte am Arbeitsmarkt niederschlugen. Diese Entwicklung der Arbeitskräfte-Nachfrage macht es wahrscheinlich, dass die mit knapp über 1 Mio. Mitarbeitern (Stand: April 2021) beschäftigungsstärkste Industriebranche in der Folge wieder vermehrt einstellt.
In der Branche werden aktuell neben Fachkräften vor allem Akademiker gesucht – diese Kategorie umfasst in erster Linie Ingenieurinnen und Ingenieure. Mehr als die Hälfte der Personalverantwortlichen plant, bis Ende des Jahres das Personal in diesem Bereich aufzustocken.
Ingenieure könnten knappes Gut werden
Einen besonders hohen Bedarf an Fachleuten registriert der VDMA in den Fachverbänden Elektrische Automation, Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen, Mess- und Prüftechnik, Fördertechnik und Intralogistik. Hochqualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind rar, was sich darin widerspiegelt, dass vier von fünf Befragten angaben, bereits jetzt Engpässe bei den Ingenieurinnen und Ingenieuren zu spüren. Sie befürchten, dass diese sich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten verschärfen könnten.
Die Nachfrage nach Ingenieurinnen und Ingenieuren, die der Verband in seiner Blitzumfrage ermittelt hat, zeigt sich auch in anderen Marktuntersuchungen. In dem vom Personaldienstleister Hays veröffentlichten Fachkräfte-Index zeigt sich, dass die Arbeitskräftenachfrage seit einigen Monaten wieder steigt. Im ersten Quartal 2021 lag der Index schon wieder auf ähnlichem Niveau wie im Jahr 2019. Auch andere Branchen wie das Baugewerbe, die IT, die Elektronik sowie Elektrotechnik und die öffentliche Verwaltung verzeichnen eine stark gestiegene Nachfrage nach Ingenieurinnen und Ingenieuren. Vermehrt werden diese im Betrieb, Bau, Qualitätsmanagement und der Fertigung gesucht.
Schnittstellen-Kompetenzen sind gefragt
Die Anforderungen, die an diese Ingenieure und Ingenieurinnen gestellt werden, haben sich dabei in den letzten Jahren gewandelt, wie die jüngste VDMA-Ingenieurserhebung von 2019 gezeigt hat. Es sind vermehrt Fachleute mit Schnittstellen-Kompetenzen zu angrenzenden Fachbereichen, insbesondere der Informatik, gefragt. Gut ausgebildetes Fachpersonal mit IT-Zusatzqualifikationen wurde also bereits vor der Corona-Pandemie gesucht.