Die Studie vergleicht erstmals die Entwicklung des Outsourcings in der Pharmaindustrie mit anderen Branchen wie der IT-, Telekommunikations- und Finanzindustrie und leitet daraus eine Prognose für die zukünftige Entwicklung ab. Im Vergleich zu anderen Branchen verstünden Pharmaunternehmen Outsourcing weniger als eine strategische Aufgabe, so die Autoren der Studie. Deutsche Pharmaunternehmen liegen, obwohl international erfolgreich, beim Outsourcing nur im europäischen Mittelfeld. Während in Deutschland nur 38,9 Prozent der befragten Entscheider verstärkt Aufgaben auslagern wollen, sind es in Italien 42,1 Prozent und in Großbritannien 53,3 Prozent. Hinter Deutschland liegen Spanien (35,3 Prozent) und Frankreich (22,2 Prozent).

„Die Pharmabranche steht heute dort, wo Branchen wie die Informationstechnologie oder der Finanzsektor vor mehreren Jahren standen“, lautet das kritische Urteil von Anne Delaney, Global Director of Analysis bei Datamonitor Healthcare. „Dort haben Unternehmen die Möglichkeiten, die ihnen das Outsourcing bietet, strategisch genutzt, um ihre Qualität zu erhöhen und flexibler zu werden. Dadurch konnten sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, ihre Risiken besser kontrollieren und letztendlich den Shareholder Value steigern.“


„Outsourcing ist weder Selbstzweck noch Modeerscheinung, sondern ein wesentliches Element der Strategie erfolgreicher Unternehmen“, sieht auch Justin van Gennep, Geschäftsführer von Quintiles und Innovex Deutschland, die Pharmaindustrie am Scheideweg. „Wegen der sinkenden Budgets für Forschung und Entwicklung und geringeren Margen im Vertrieb müssen Pharmaunternehmen mit Führungsanspruch heute andere Wachstumsstrategien verfolgen als in der Vergangenheit. In Zukunft muss die Pharmabranche neue Geschäftsmodelle verwirklichen, die auf dem Networking mit mehreren Partnern basieren und die ein schnelles Wachstum ermöglichen.“


Als wichtigstes Argument für Outsourcing generell nannten die Befragten in allen Ländern die dadurch möglichen Einsparungen (55 Prozent), den Zugewinn an speziellem Know-how (41 Prozent) sowie eine erhöhte Flexibilität (30 Prozent). Im Ländervergleich achteten deutsche Unternehmen am stärksten auf die Kosten für das Outsourcing, während die französischen Unternehmen auf diesen Punkt am wenigsten Wert legten. Der Widerstand gegen eine Auslagerung von Geschäftsprozessen erwachse laut Studie vor allem aus der Angst vor dem Verlust interner Expertise (Deutschland 59 Prozent, Frankreich 55 Prozent, Italien und Großbritannien 53 Prozent), während die spanischen Befragten in erster Linie die Verdoppelung interner Ressourcen befürchteten. Auch die erwarteten Kosten (Frankreich 58 Prozent, Großbritannien 56 Prozent) und die Angst vor dem Verlust der Kontrolle (Italien 60 Prozent, Deutschland 55 Prozent) ständen einem weiter gehenden Outsourcing im Weg. Der Vergleich mit anderen Branchen zeige aber, dass diese Ängste unbegründet seien. Im Gegenteil: Die Auslagerung von Geschäftsprozessen, die nicht zur Kernkompetenz eines Unternehmens gehören, setze Ressourcen frei, die Unternehmen zu besserer Kontrolle der entscheidenden Prozesse einsetzen können, so die Studie weiter.


Trotz dieser Unterschiede mache die europäische Pharmabranche zum ersten Mal einen Schritt in Richtung der Entwicklung anderer Branchen, erläutert Anne Delaney: „Outsourcing wurde in der Pharmaindustrie traditionell eher für taktische Anforderungen im Geschäftsbetrieb eingesetzt. In der Finanzdienstleistungs-, Telekommunikations- und IT-Branche ist Outsourcing dagegen ein wesentliches Element in der strategischen Unternehmensplanung.“ Dies wandele sich langsam, so Delaney weiter, weil die Pharmaindustrie durch Regulierung, aggressive Konsolidierung und Aktionärserwartungen zunehmend unter dem gleichen Druck stehe wie andere Branchen auch.


Trotzdem bestünden nach wie vor große Unterschiede zwischen den Branchen. Während zwischen 80 und 87 Prozent der Befragten aus der IT-, Finanz- und Telekommunikationsbranche Outsourcing als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ für ihr Geschaeft einstuften, hätten nur 65 Prozent der Befragten aus der Pharmaindustrie dieser Aussage zugestimmt.


In allen untersuchten Branchen seien laut Studie juristische Dienstleistungen (69 Prozent), Informationstechnologie (55 Prozent) und Gebaeudemanagement (54 Prozent) die drei am häufigsten ausgelagerten Aufgaben. Mit 50, 46 und 43 Prozent vereinigten diese Aufgaben auch den Großteil des für Outsourcing aufgewandten Budgets auf sich.

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