Schlauchleitungen in der Lebensmittelindustrie
  • Einen grundlegenden Gesichtspunkt bei der Auswahl des Schlauches stellen die Temperatur und der Druck beziehungsweise der Unterdruck dar, den die Leitung aushalten muss.
  • Beim Einsatz des Schlauchs sind zum Beispiel die Bestimmungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im nationalen Raum oder die Vorgaben der Food and Drug Administration (FDA) bei internationalem Verkauf zu beachten.
  • Schlauchleitungen sollten generell mindestens einmal im Jahr überprüft werden.
  • Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte die Überprüfung von einem Fachmann machen lassen oder sicherstellen, dass das eigene Personal entsprechend ausgebildet ist.

Schlauchleitungen, also Schläuche mit Armaturen an beiden Enden, werden in der Lebensmittelindustrie in nahezu jedem Betrieb verwendet. Sie kommen zum Einsatz, wenn Leitungen flexibel sein müssen und starre Rohrleitungen nicht praktikabel sind. Das ist beispielsweise bei einer Molkerei der Fall, die Milch von ständig wechselnden Milchlastern in ihre Tanks füllt. Aber auch wenn der Inhalt eines Behälters gewogen werden muss, werden Schläuche verwendet. Durch ihre Flexibilität kann diese Wiegezelle erst sinnvoll arbeiten.

Anderer Einsatzort – andere Schlauchleitung

In Unternehmen kommen Schlauchleitungen an verschiedenen Stellen und für unterschiedliche Substanzen zum Einsatz. Die damit jeweils individuellen Anforderungen müssen beim Kauf, bei der Konfektionierung und beim Einbau berücksichtigt werden, damit die Schlauch-leitung lange genutzt und Produktionsausfälle sowie Arbeitsunfälle vermieden werden können. Ist das Medium, das durch den Schlauch geführt werden soll, beispielsweise fetthaltig oder ölig, wird ein anderer Innengummi verwendet als bei fettfreien Flüssigkeiten. Werden hingegen wechselnde oder auch aggressive, säurehaltige Stoffe wie Fruchtsaftkonzentrat durchgeleitet, können dafür spezielle Schläuche von Vorteil sein, die an der Innenseite mit Kunststoff beschichtet sind und dadurch eine bessere Beständigkeit sowie eine deutlich längere Einsatzdauer aufweisen. Bei alkoholhaltigen Produkten muss die Schlauchleitung zusätzlich leitfähig sein, damit statische Ladungen abgeleitet werden können.

Einen grundlegenden Gesichtspunkt bei der Auswahl des Schlauches stellen die Temperatur und der Druck beziehungsweise der Unterdruck dar, den die Leitung aushalten muss. Dabei sollte allerdings auch die nähere Umgebung beachtet und auf mögliche Besonderheiten überprüft werden. Wird durch eine Schlauchleitung beispielsweise eine 85 °C heiße Marmelade abgefüllt, während ein daneben stehender Dampfkessel eine Strahlungswärme von 150 °C abgibt, muss der Schlauch auf die höhere Außentemperatur abgestimmt werden. Andernfalls verschleißt die Schlauchleitung vorzeitig und altert zu schnell, ist somit gefährlich und nicht kosteneffizient. Zusätzlich müssen die Schlauchleitungen unterschiedliche Normen erfüllen, um für die Lebensmittelproduktion eingesetzt werden zu dürfen. Diese Anforderungen sind je nach Absatzmarkt unterschiedlich. So sind zum Beispiel die Bestimmungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im nationalen Raum oder die Vorgaben der Food and Drug Administration (FDA) bei internationalem Verkauf zu beachten.

Diese Beispiele zeigen, dass der Hersteller von Schlauchleitungen
die Anforderungen seiner Kunden umso besser bedienen kann, je
mehr Informationen er über das konkrete Einsatzgebiet der Schlauchleitung und die Anwendung vom Betreiber hat.

Richtiger Umgang – längere Einsatzdauer

Neben der Auswahl hat auch der richtige Umgang einen großen Einfluss auf die Einsatzdauer einer Schlauchleitung. Schon beim Verlegen sollten unnötige Belastungen wie Torsion unbedingt vermieden werden. Dieses Problem tritt häufig beim Verbinden mit einem nicht drehbaren Gewindeanschluss auf und wird durch einfache Maßnahmen, wie dem Gegenhalten mit einem zweiten Schraubenschlüssel während der Montage, verhindert. Schlauchleitungen sollten außerdem an keiner Stelle gezerrt, gestaucht oder geknickt werden.

Der Schlauchhersteller gibt den kleinstmöglichen Biegeradius an, der nicht unterschritten werden darf. Je nach Einsatzort können Schlauchsättel oder 90°-Bögen eine zu starke Biegebeanspruchung verhindern. Für eine lange Standzeit des Schlauchs gilt es, auch zu hohe mechanische Belastungen zu vermeiden. So sollten beispielsweise die Mitarbeiter im sicheren Umgang mit Schlauchleitungen geschult werden.

Stressfaktor Reinigung

Im normalen Betrieb ist die Reinigung für eine Schlauchleitung meist die größte Belastung. Nach Abschluss der Produktion wird eine Reinigungs- oder zusätzlich eine Desinfektionsflüssigkeit (CIP) durch die Schlauchleitung gepumpt. Allein dieser Vorgang ist dafür verantwortlich, dass keine Rückstände in den Schläuchen zurückbleiben. Zusätzlich wird oft eine Desinfektion mit Peressigsäure oder eine Sterilisation mit Dampf durchgeführt. Sowohl die Reinigung und die Desinfektion als auch der Dampf belasten die Schlauchleitung dabei deutlich stärker als das durchzuleitende Lebensmittel. Sobald chemische Mittel bei der Reinigung von Lebensmittelschläuchen durch einen Schlauch fließen, steigt auch das Gefahrenpotenzial erheblich. Aus diesem Grund wurde das Merkblatt T002 der BG RCI, inzwischen unbenannt in T002 / BGI 572, als allgemeine berufsgenossenschaftliche Information auch für die Lebensmittelindustrie als gültiges Regelwerk anerkannt.

Welche Belastungen ein Schlauch bei der Reinigung aushalten kann, ist bei qualitativ hochwertigen Schläuchen in einer vom Hersteller zur Verfügung gestellten Beständigkeitsliste aufgeführt. Diese Vorgaben zu Temperatur und Dauer einer Dampfbehandlung sowie zur Konzentration und Temperatur geeigneter Reinigungs- und Desinfektionsmittel sollten genau eingehalten werden. Andernfalls sinkt die Einsatzdauer des Schlauchs, und die Gefährdung steigt.

Regelmäßige Prüfung für mehr Hygiene und Sicherheit

Schlauchleitungen sollten generell mindestens einmal im Jahr überprüft werden. Altert ein Schlauch im Inneren oder weist er Mängel auf – zum Beispiel Blasenbildung, im schlimmsten Fall sogar geplatzte Blasen – können sich dort Produktreste absetzen, die auch die Reinigung nicht vollkommen lösen kann. Im schlimmsten Fall platzt der Schlauch, und ein Produktionsausfall ist die Folge. Wird zu diesem Zeitpunkt ein teures Produkt abgefüllt, entsteht zusätzlich ein hoher finanzieller Verlust. Aber auch Mitarbeiter können zu Schaden kommen, vor allem, wenn der Schlauch während einer Reinigungsphase platzt und zum Beispiel heiße Natronlauge austritt. Darüber hinaus können dann in diesen Bereichen aufwendige Reinigungsarbeiten erforderlich sein. Jedoch obliegt es dem verantwortlichen Betreiber, ob und in welchen Abständen er seine Schlauchleitungen überprüfen lässt. Außerdem kann er entscheiden, ob die Prüfung von den eigenen, geschulten Mitarbeitern durchgeführt wird oder er einen externen Dienstleister und Spezialisten dazu beauftragt. In jedem Fall ist die Prüfung von Schlauchleitungen durch eine sogenannte „befähigte Person“ nach der Betriebssicherheitsverordnung durchzuführen.

Bei der Beurteilung wird zunächst der äußere Eindruck der Schlauchleitung begutachtet: Hat sich etwa die Farbe verändert? Ist der Schlauch gequetscht? Hat er Schadstellen? Wenn eine Armatur beschädigt ist, kann sie unter Umständen instandgesetzt werden, weist allerdings der Schlauch einen Fehler auf, muss er ausgetauscht werden. Maximal die Armaturen können wiederverwendet werden. Ist der äußere Anschein tadellos, wird eine Druckprobe mit dem 1,5-fachen Betriebsdruck durchgeführt. Bei Dampf ist der Druck sogar fünfmal so hoch. Schlauchleitungen, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden, müssen zudem auf ihre Leitfähigkeit geprüft werden, damit es nicht zu einer statischen Aufladung und einem Zündfunken mit möglicherweise fatalen Folgen kommen kann.

In der Lebensmittelindustrie ist es wichtig, Schlauchleitungen zu endoskopieren, um Beschädigungen im Inneren des Schlauches feststellen zu können. Werden Produktionsabläufe verändert, muss generell überprüft werden, ob alle Schlauchleitungen weiterhin geeignet sind oder ob die neue Situation eine andere Schlauchauswahl bedingt. Dafür kann es schon ausreichen, dass die Abfülltemperatur um nur wenige Grad ansteigt oder die Reinigungsmedien verändert werden.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die Überprüfung von einem Fachmann machen lassen oder sicherstellen, dass das eigene Personal entsprechend ausgebildet ist. Ein Fachmann kennt die verschiedenen Anzeichen der Alterung und kann Empfehlungen zur weiteren Verwendung aussprechen – zum Beispiel einen Schlauch sofort auszutauschen oder die Prüffrist herabzusetzen. Kommt es doch zu einem Schadensfall, kann der Betreiber damit nachweisen, dass er sich um die Sicherheit der Schlauchleitungen gekümmert hat. Ferner ist es auch notwendig, alle Schläuche im Betrieb aufzulisten. Dazu müssen die Schlauchleitungen mit einer fortlaufenden Nummer gekennzeichnet werden. In einer Schlauchliste werden dann ständig alle Prüfungen mit Daten der Prüfung registriert. Auf diese Weise ist auch sichergestellt, dass kein Schlauch zur Prüfung übersehen wird. Neben einem umfangreichen Sortiment an technischen und Arbeitsschutzprodukten bietet ein Unternehmen für Schlauch- und Armaturentechnik verschiedene Dienstleistungen an, so auch die Erst- und Wiederholprüfungen von Schlauchleitungen gemäß der Druckgeräterichtlinie und Betriebssicherheitsverordnung inklusive Prüfdokumentation. Auf Wunsch können getestete Schlauchleitungen mit Prüfsiegeln markiert werden, die darauf aufmerksam machen, wann die nächste Schlauchleitungsprüfung ansteht.

Schulungen für die Praxis im Betrieb

Um den Anwendern das über viele Jahre gesammelte Fachwissen zugänglich zu machen, gibt es darüber hinaus regelmäßig Schulungen, die sich mit dem sicheren Einsatz von Schlauchleitungen beschäftigen. Den Teilnehmern soll ein umfangreiches Wissen vermittelt werden, damit sie ihre Schlauchleitungen selbst sicher handhaben und überprüfen können. Sie lernen technisches Grundwissen zu Schläuchen und Armaturen und erhalten praktische Hinweise zur sicheren und wirtschaftlichen Schlauchauswahl.

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