- Die Sicherheit von Doppelsitzventilen und die Effizienz der Molchtechnik sind in vielen Hygieneanwendungen geschätze Vorteile, die sich mit dem vorgestellten Ventil vereinen lassen.
- Das molchbare Doppelsitzventil besteht aus hygiene-konformen Werkstoffen und ist insbesondere auf hohe Lebensdauer und einfache Wartung ausgelegt.
Entwickler des molchbaren Doppelsitzventils ist die Firma Kieselmann, gemeinsam mit Ingenieuren des Coca-Cola Werks Knetzgau. Das Ventil basiert auf dem etablierten hygienischen Doppelsitzventil des Ventilherstellers. Der massive Edelstahlkörper des Gehäuses ist auf dessen Hygiene-Duplex-Molch abgestimmt und fängt Toleranzen von Temperaturunterschieden oder Schwankungen in den Produktleitungen ab. Die beiden Radial-Sitze des Ventils lassen sich einzeln takten, um auch den Leckageraum optimal zu reinigen.
Weniger Produktverluste bei der Reinigung
Das Anliegen von Coca-Cola European Partners Deutschland (CCEP DE) war es, einen minimalen Tot-raum im Ventil mit bewährtem Hygiene-Design zu kombinieren. Dadurch verringern sich die Produktverluste bei der Reinigung. Auch die Abdichtung wurde von den Entwicklungsingenieuren optimiert. Das molchbare Doppelsitzventil ist mit einer Formdichtung in EPDM oder K-flex erhältlich. Der Markenname K-flex steht für eine von Kieselmann weiterentwickelte Form von PTFE. Seitens des Auftraggebers beteiligte sich auch Werkstattleiter Thomas Etzel an der Entwicklung des Ventils. Gemeinsam richtete man das Augenmerk auf die Lebensdauer und das Wartungsverhalten. Das Ergebnis ist ein leckagesicheres, ressourcenschonendes, wartungsfreundliches und langlebiges Ventil.
Dr. Robert Weinzierl ist für das Process Engineering von CCEP DE zuständig und setzt verstärkt auf Molchtechnik. Die Systeme werden aktuell hauptsächlich im Bereich Coca-Cola-Sirup eingesetzt, um ressourcen- und zeitsparend zu reinigen. Das erhöht die Produktivität, spart Kosten und schützt die Umwelt. Das Schlüsselwort ist Nachhaltigkeit.
Dafür steht auch der 2018 erstmals verliehene „Environment Award“. Dieser von Coca-Cola Europa neu ausgeschriebene, jährliche Umweltpreis ehrt das Produktionswerk mit den größten Fortschritten im Bereich Wasser- und Energieeinsparung. 2018 hat das CCEP DE Werk in Dorsten gewonnen. 2019 will man den Pokal nach Knetzgau holen. Das molchbare Doppelsitzventil kommt da zur rechten Zeit.
Molchtechnik, lohnt sich das?
Bei der Molchtechnik schiebt ein elastischer Rohrpasskörper, der sogenannte Molch, das Medium aus dem Rohr. Um die Abdichtung zu den flüssigen oder gasförmigen Treibmedien zu gewährleisten, und um die Fertigungstoleranzen des verwendeten Rohrs abzudecken, haben die Molche immer ein Übermaß. Sinn und Zweck des Molchens ist die Effizienzsteigerung. Dies gelingt durch die Zeitersparnis beim Produktwechsel und durch das Vermeiden von Mischphasen. Abwassermengen, Reinigungszeit und Reinigungsmitteleinsatz lassen sich reduzieren, da nach der Molchfahrt nur ein Film im Mikrometerbereich in der Rohrleitung verbleibt. Eine Molchanlage rechnet sich, um Produktverluste sowie die damit verbundenen Produktionskosten zu minimieren.
Molchbare Rohrleitungssysteme erfordern sehr präzise Planung und sorgfältige Ausführung. Eine Voraussetzung für den Betrieb ist die Oberflächengüte der Innenwände sowie die Qualität der Schweißverbindungen. Die Orbitalschweißtechnik ist für diese Leitungen unerlässlich. Die Rohrleitungen und Armaturen für diese Anlagen müssen komplett aus Edelstahl gefertigt sein. Und natürlich müssen die Armaturen molchbar sein, das heißt bei geöffnetem Ventil muss der volle Rohrdurchmesser zu Verfügung stehen.
Molchsysteme lassen sich auch nachträglich in die meisten Anlagen integrieren. Heutige Rohrleitungssysteme sind in der Regel „molchbar“ verlegt. Trotzdem muss die verlegte Rohrleitung überprüft werden, eventuell sogar mit einem „Opfer-Molch“. Ein Austausch einzelner Ventile lässt sich bei einer Nachrüstung meist nicht vermeiden. Das bietet aber auch die Möglichkeit manuelle Prozesse gleich auf Automatisierung umzustellen.