Das Fiege-Logistikzentrum in Zülpich ist mit dem Ecovadis-Standard in Platin zertifiziert. (Bild: Fiege Healthcare)
Globale Lieferketten geraten durch geopolitische Spannungen und Krisenherde zunehmend unter Druck, wodurch das Thema Resilienz immer stärker in den Vordergrund rückt. Parallel avanciert der Bereich Nachhaltigkeit zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor. Logistik ist heute weit mehr als operative Abwicklung: Sie ist zur strategischen Schaltstelle geworden, die maßgeblich über den Erfolg und die Wachstumsambitionen von Pharmaunternehmen entscheidet. Ein konkretes Beispiel, das die komplexen Anforderungen der Branche mit hohen Nachhaltigkeitszielen verknüpft, liefert die Partnerschaft zwischen Merz Lifecare und dem Logistikdienstleister Fiege.
Neue Herausforderungen und Möglichkeiten
Merz Lifecare, bekannt für Consumer-Health-Marken wie Tetesept, Merz Spezial und Brooklyn Soap, gehört zu den führenden Anbietern von Gesundheitsprodukten im Massenmarkt im deutschsprachigen Raum. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen ein starkes Wachstum verzeichnet und Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmensidentität definiert. Um diese Wachstumsdynamik sowie die ambitionierten Nachhaltigkeitsziele abzusichern, suchte das Unternehmen nach einem geeigneten Logistikpartner. Ziel war es, einen Partner zu finden, der nicht nur Logistikfläche zur Verfügung stellen konnte, sondern mit einem Logistikdienstleister zusammenzuarbeiten, der sowohl die Dynamik des Konsumgütermarktes als auch die strengen Regeln der Pharmabranche versteht und die Wachstums- und Nachhaltigkeitsvisionen des Unternehmens mitträgt.
Der Spagat war groß: Benötigt wurde eine Lösung, die schnell einsatzbereit war, GDP-konform agiert, eine perfekte Ambient-Lagerung für die Produkte bietet und die Anforderungen der deutschen Drogerie- und Lebensmittelkunden abdeckt. Die IT-Systeme mussten sich nahtlos integrieren lassen, um Transparenz und Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten. Vor allem aber musste der Partner die Fähigkeit besitzen, mit dem Wachstum des Unternehmens Schritt halten zu können – mit der Option, schnell mehr Fläche bereitzustellen, wenn die Nachfrage steigt. Und all das, ohne Kompromisse bei den hohen Ansprüchen des Betreibers an Umwelt- und Qualitätsstandards eingehen zu müssen.
Partner für integrierte Logistik
Die Suche nach Unterstützung führte Merz Lifecare im Sommer 2021 zu Fiege. Das Familienunternehmen aus dem westfälischen Greven zählt zu den führenden Logistikdienstleistern im Healthcare-Bereich. Mit dem damals im Bau befindlichen Logistikzentrum in Zülpich, das speziell auf die Anforderungen von nachhaltiger Pharmalogistik ausgelegt ist, hatte der Logistik-Anbieter die erforderliche Lösung geradezu parat.
Die moderne Immobilie mit einer Logistikfläche von gut 50.000 Quadratmetern ist nach dem Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert, was in der Pharmalogistik bislang eher noch eine Seltenheit ist. Als besonderes Highlight nennt das Logistik-Unternehmen den hohen Anteil an regenerativer Energieversorgung: Über eine großflächige Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt das Logistikzentrum im Durchschnitt rund 50 % des gesamten Strombedarfs selbst. Auch der übrige Energiebedarf wird vollständig durch zertifizierten Grünstrom gedeckt. Zusätzlich ist am Standort eine Ladeinfrastruktur vorhanden, die den Einsatz und das Aufladen von E-Fahrzeugen ermöglicht.
Mit einem standortbezogenen Biodiversitätskonzept stellt der Logistiker zudem sicher, dass die Freiflächen um das Logistikzentrum in Zülpich ökologisch gestaltet und heimische Lebensräume gestärkt werden. Das Unternehmen ist Ecovadis-auditiert, der Science Based Targets Initiative verpflichtet und verfolgt klare CO₂-Reduktionsziele, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Für Merz Lifecare war diese Haltung von Anfang an sehr wichtig. Es ging nicht nur um die logistische Leistungsfähigkeit, sondern um geteilte Nachhaltigkeitsziele.
Integration und Prozessoptimierung
Neben der architektonischen Infrastruktur spielen auch die validierten IT-Prozesse eine zentrale Rolle. Seit Beginn der Partnerschaft lag und liegt der Fokus auf einer nahtlosen Systemintegration, um eine reibungslose Versorgung aller Arten von Abnehmern sicherzustellen. Beide Unternehmen arbeiten dabei eng zusammen, um die Warenströme von der Produktion bis ins Logistikzentrum durchgängig transparent zu gestalten.
Im Wareneingang wird jedes Produktchargenetikett unmittelbar elektronisch erfasst, und die Daten fließen direkt in die IT-Systeme des Auftraggebers. So stehen Verfügbarkeits- und Chargeninformationen in Echtzeit für den Vertrieb bereit. Selbst der Probenzug zur Qualitätssicherung erfolgt direkt am Logistikstandort. Die Ergebnisse werden nicht nachträglich auf Papier dokumentiert, sondern digital erfasst und automatisch ins System zurückgespielt. Auf diese Weise entsteht die für die Compliance essenzielle lückenlose Dokumentation nicht im Nachhinein, sondern wird von Anfang an „by design“ gewährleistet.
Die Multi-User-Struktur des Logistikzentrums in Zülpich bietet dem Nutzer darüber hinaus die Möglichkeit, bei Bedarf kurzfristig zusätzliche Flächen zu nutzen. Diese Flexibilität ist insbesondere für saisonale Peaks oder den Eintritt in neue Märkte von großem Vorteil, um plötzlich größer werdende Volumina kompensieren zu können. So unterstützt der Logistik-Anbieter das Wachstum des Consumer-Health-Unternehmens logistisch, ohne dass sofort eigene Ressourcen oder Kapital in Neubauten investiert werden müssen. Zukünftig soll deshalb auch die Lagerlogistik des neu erworbenen Geschäfts von Merz Lifecare, der Windstar Medical GmbH mit Marken wie SOS und Zirkulin, über den Standort Zülpich abgewickelt und auf diese Weise mit dem Merz-Lifecare-Geschäft gebündelt werden.
„Für uns war klar: Wir wollten einen Lagerlogistik-Anbieter, der unsere Branche versteht und unser Wachstum mit seinem Logistik-Know-how unterstützen kann“, fasst Steven Potschull, COO von Merz Lifecare, die Partnerschaft zusammen. „Gleichzeitig haben wir nach einem Partner gesucht, der unsere hohen Standards nicht nur erfüllt, sondern gemeinsam mit uns weiter vorantreibt. Die Zusammenarbeit mit Fiege Healthcare zeigt uns, dass eine effiziente Logistiklösung für die verschiedenen Verkehrsformen und unsere gesetzten Nachhaltigkeitsverpflichtungen sehr gut Hand in Hand gehen können.“
Michael Lorca, Managing Director bei Fiege Healthcare, ergänzt: „Nachhaltigkeit ist schon lange kein Nice-to-have mehr, sondern ist längst zum strategischen Erfolgsfaktor geworden. Hinzu kommt, dass Unternehmen mit Blick auf regulatorische Anforderungen wie zum Beispiel die CSRD zwangsläufig vor der Aufgabe stehen, das Thema Nachhaltigkeit stärker in den Fokus zu nehmen. Genau hier setzen wir als Logistikdienstleister an und unterstützen unsere Kunden mit nachhaltigen Logistiklösungen. So sichern wir gemeinsam mit unseren Kunden Wettbewerbsvorteile und treiben Effizienz und Wachstum entlang der gesamten Supply Chain voran.“
Die Zusammenarbeit in Zülpich zeigt, wie verlässliche Logistikprozesse in der Pharmabranche nachhaltiges und schnelles Wachstum fördern können. Dafür hat der Betreiber des Logistikzentrums bereits weiteren Raum geschaffen und den Standort 2023 um einen zweiten Bauabschnitt erweitert. Auch diese Immobilie ist speziell auf die Standards der Pharmabranche ausgelegt und erfüllt sämtliche Zertifizierungen, die für den Umgang mit Medizintechnik und Arzneimitteln erforderlich sind.
