Wärmedämmung von Industrieanlagen wird unterschätzt

für Betreiber
  • Die Wärmedämmung von Industrieanlagen bietet noch großes Potenzial. Maßnahmen wie das Dämmen ungedämmter Bauteile wie Armaturen, Ventile und Flansche zahlen sich für die Betriebe relativ schnell aus.
  • Investitionen in die Dämmung von Industrieanlagen erreichen Kapitalrenditen von bis zu 50 Prozent.
  • Durch Dämmung bisher ungedämmter Bauteile und Rohrleitungen können Wärmeverluste um 23 Prozent reduziert werden.

Nur jedes vierte Unternehmen plant zeitgemäße und energiesparende Anlagendämmung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Initiative Energieeffizienz der Deutschen Energie-Agentur Dena. Diese ließ im November 2013 insgesamt 251 technische und wirtschaftliche Entscheidungsträger aus den Bereichen Industrie und produzierendes Gewerbe zur Bedeutung von Energieeffizienz-Maßnahmen befragen.

Eine EU-weite Studie der European Industrial Insulation Foundation (EIIF) belegt, dass bis zu 10 Prozent der Anlagenteile in Industrie-
anlagen ungedämmt sind oder eine beschädigte Isolierung haben. Die meisten Dämmsysteme sind zudem nach Kriterien wie niedrigen Investitionskosten, maximal erlaubte Obeflächentemperatur oder veralteten Werten für Wärmeverlustraten ausgelegt. Würden die Industrieanlagen in den 27 Ländern der EU konsequent isoliert, könnte der gesamte Jahresenergieverbrauch der niederländischen Industrie oder 15 Kohlekraftwerke mit je 500 MW Leistung eingespart werden.

In vielen Unternehmen besteht Handlungsbedarf
Für ein Chemiewerk in Frankreich ergab die EIIF-Studie beispielsweise eine jährliche Kosteneinsparung von 500.000 Euro – allein dadurch, dass 35 Tankdächer gedämmt werden. Kein Einzelfall, wie die Erfahrungen des Industriedienstleisters Bilfinger belegen: Ein niederländisches Unternehmen der Prozessindustrie konnte beispielsweise durch eine verbesserte Dämmung von Ventilen, Flanschen und Dampfrohrleitungen jährliche Einsparungen von knapp 24.000 Euro erzielen.

Offenbar wird in Industrieunternehmen bislang unterschätzt, welchen Hebel die vergleichsweise preiswerte Dämmung von Anlagen bringen kann. Im Durchschnitt – so die Schätzungen der Energieexperten der Forschungsstelle für Energiewirtschaft – lassen sich durch die Isolierung ungedämmter Bauteile und Rohrleitungen Energieverluste im Unternehmen um 23 Prozent senken. „Eine einzelne ungedämmte Armatur kann in etwa so viel Wärme verlieren,wie eine zwanzig Meter lange gedämmte Rohrleitung desselben Querschnitts.“

In den Anlagen der Chemie sind ungedämmte Armaturen an Leitungssträngen mit Isoliermantel keine Seltenheit. Denn das Dämmen von geraden Rohrleitungen ist beim Bau der Anlage eine Fingerübung, während die Isolierung von Armaturen, Flanschen und Ventilen Arbeitsaufwand bedeuten. „Um wirtschaftliche Energie­effizienz-Potenziale zu erschließen, sollten Unternehmen eine systematische Analyse der betriebstechnischen Anlagen durchführen. Wer selbst schätzen will, kann dazu auf www.industrie-energieeffizienz.de ein Berechnungstool (Quickcheck Rohrleitungsisolierung) nutzen. Bilfinger hat mit EIIF und deren Mitgliedsfirmen ein standardisiertes Beratungsprogramm für Industriedämmungen entwickelt. Der „Technical Insula­tion Performance Check – Tipcheck“ untersucht Energie-Einsparpotenziale, Möglichkeiten für die Prozessver-
besserung, Maßnahmen zur Minimierung der Energiekosten sowie Verbrennungsgefahren im Bereich von Wegen.

Kurze Amortisationszeiten für Dämm-Maßnahmen
Die Maßnahmen sind dabei hoch wirtschaftlich: In der Regel – so die Untersuchungen der Dena – werden für Investitionen in die Dämmung industrietechnischer Anlagen Kapitalrenditen von über 50 Prozent erzielt. In einer Untersuchung der Forschungsstelle für Energie-
wirtschaft wurde in einer Stichprobe in sechs Betrieben festgestellt, dass auf Wärmeverluste zwischen 6 und 20 Prozent des Gesamt-
brennstoffverbrauchs entfallen. Allein durch das Dämmen unge-
dämmter Bereiche können im Mittel 3,3 Prozent der Wärmeverluste eingespart werden. Der Ersatz bestehender Dämmungen durch eine wirtschaftliche Dämmschichtdicke bei Rohrleitungen spart nochmals
1 Prozent des Gesamtbrennstoffverbrauchs. Für Gesamt-Deutschland rechnet die Forschungsstelle bei Anwendung der vergleichsweise einfachen Dämm-Maßnahmen mit einem jährlichen Einsparpotenzial von 8 bis 10 Terrawattstunden und bis zu 2,3 Mio. Tonnen CO2.

Fazit: Die Beispiele zeigen, dass Betreiber der Wärmedämmung ihrer Anlagen mehr Beachtung schenken sollten. Besonders effektiv ist dabei die Verkleidung bislang ungedämmter Rohrleitungselemente wie Armaturen, Ventile oder Flansche. Investitionen in solche Maßnahmen rechnen sich zum Teil extrem schnell.

 

Hier finden Sie die Ergebnisse der Eiif zu den Potenzialen für das Dämmen von Industrieanlagen.

Ein Dokument zum Tipcheck des Industriedienstleisters Bilfinger finden Sie hier.

Hier finden Sie die Studie der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft.

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