
Lebensmittelverpackungen sind als Corona-Überträger unbedenklich, unverpackte Lebensmittel wie Obst und Gemüse sollten generell vor dem Verzehr gewaschen oder geschält werden. (Bild: Inga Nielsen, Adobe Stock)
Nach aktuellen Erkenntnissen der wissenschaftlichen Institutionen, dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist es nicht belegt, dass SARS-CoV-2-kontaminierte Lebensmittel oder Verpackungen ein Infektionsrisiko und einen Übertragungsweg zur Ausbreitung von Covid-19 darstellen. Aus diesem Grund besteht auch laut Lebensmittelverband Deutschland keine Veranlassung, Lebensmittelverpackungen nach dem Einkauf zu desinfizieren. „Medienberichte, die Verbraucher:innen dazu anregen, mit Desinfektionsspray einkaufen zu gehen oder dieses zu Hause zu verwenden, sind unverantwortliche Panikmache in Zeiten, in denen die Menschen ohnehin durch die Gesamtsituation verunsichert sind“, so der Verband.
Dr. Sieglinde Stähle aus der Wissenschaftlichen Leitung des Lebensmittelverbands erklärt: „Der entscheidende Übertragungsweg der Coronaviren ist die Tröpfcheninfektion, bei der die Viren in infektiösen Mengen von infizierten Menschen durch Husten oder Niesen als Tröpfchen in die Luft abgegeben und anschließend von anderen Menschen eingeatmet werden und so in die Schleimhäute der oberen Atemwege gelangen. Übertragungen über Oberflächen, wie Einkaufswagen oder Lebensmittelverpackungen, die kurz zuvor mit Viren durch direktes Niesen oder Husten einer infizierten Person kontaminiert wurden, sind als Schmierinfektionen zwar theoretisch denkbar. Aber dann müsste man sich nach Kontakt mit diesen Oberflächen umgehend mit den Händen in den Mund oder in die Augen fassen, denn Coronaviren haben eine geringe Stabilität, wenn sie keinen lebenden Wirt haben.“ Aufgrund der Quarantäneregeln für infizierte Personen sei dieses Infektionsszenario jedoch unwahrscheinlich. Wer sich während des Einkaufens nicht ins Gesicht und insbesondere nicht an den Mund fasse sowie sich zuhause gründlich die Hände wasche, sei ausreichend geschützt. Unverpackte Lebensmittel wie Obst und Gemüse sollten generell vor dem Verzehr gewaschen oder geschält werden.
Argumentationshilfe für Unternehmen
Der Lebensmittelverband Deutschland hat zudem aktuell eine Argumentationshilfe erstellt, die betroffene Lebensmittelunternehmen und die zuständigen Gesundheitsbehörden in einer einheitlichen Vorgehensweise hinsichtlich der Bewertung der Lebensmittelsicherheit in Zeiten der COVID-19-Pandemie unterstützen soll. Das Papier „Eckpunkte zum Corona-Infektionsschutz – Hygiene bei Abgabe von Lebensmitteln in Bedienung, Selbstbedienung und Take-Away“ zeigt die für den Erhalt der Lebensmittelhygiene und Lebensmittelsicherheit notwendigen Rahmenbedingungen auf, ergänzt um den Blick auf Arbeits- und Kundenschutzmaßnahmen. Es wurde vom Lebensmittelverband in Kooperation mit den Fachverbänden der Branche entwickelt. Die Eckpunkte bieten auch aus Sicht der Lebensmittelüberwachungsbehörden das geeignete Instrumentarium, um der Verantwortung für Hygiene und Sicherheit der Lebensmittel nachzukommen, und fußen auf den vom BfR aufgestellten Grundsätzen zum Coronavirus-Geschehen.
Die Argumentationshilfe steht auf der Website des Lebensmittelverbandes zum Download bereit (pdf, 280 KB). (ak)
Pharmaindustrie in der Coronakrise

Die pharmazeutischen Unternehmen forschen fieberhaft nach Heil- und Impfstoffe, spüren wie andere Industrien aber auch zunehmend die Auswirkungen von Ausgangssperren und Problemen bei den Lieferketten. Wir fassen die aktuellen Entwicklungen in der Branche zusammen. (Bild: UN Photo/Evan Schneider)

Um Infizierte zu erkennen und Infektionsketten zu durchbrechen, werden derzeit überall die Testkapazitäten für den Coronavirus hochgefahren. Während solche Tests beispielsweise schon frühzeitig von Unternehmen wie Qiagen kamen, entwickeln verschiedene Pharma-Größen neue Testverfahren, um größere Probenmengen in kurzer Zeit zu ermöglichen. Schon am 13. März erhielt Pfizer von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA eine Notfallzulassung für ihren Test Cobas, der in der Folge auch in vielen anderen Märkten zugelassen ist. Auch Thermo Fisher bekam eine sogenannte Emergency Use Authorization (EUA). Am 18. März folgte der Pharmakonzern Abbott, der gleichzeitig ankündigte, etwa 150.000 Tests in den USA auszuliefern. Das Pharmaunternehmen Eli Lilly kündigte an, seine Labors zur Verfügung zu stellen, um Proben aus dem Bundesstaat Indiana zu analysieren. (Bild: Roche)

Neben Test wird mit Hochdruck auch an Heilmitteln für die durch den Virus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 geforscht. Auf dieser Suche schließen sich viele Pharmaunternehmen zusammen: Vir Biotechnology und Biogen unterzeichnen am 12. März eine Absichtserklärung für die Entwicklung und Herstellung von monoklonalen Antikörpern gegen Covid-19. Auch Abcellera and Eli Lilly wollen zusammen an Antikörpern forschen. Gerüchte, dass das HIV-Mittel Darunavir auch bei Sars-CoV-2 bzw. Covid-19 helfen könne, wies Johnson&Johnson zurück. Dafür gebe es keine Belege. Dagegen gibt es Hinweise, dass das Jahrzehnte-alte Malariamittel Chloroquin bei Covid-19-Patienten wirken könnte. Bayer hat der US-Regierung daher 3 Mio. Tabletten gespendet.(Bild: ustas - AdobeStock)

In weiterer Ferne liegt dagegen noch ein Impfstoff gegen den Coronavirus. Doch es gibt hoffnungsvolle Entwicklungen – unter anderem aus Deutschland. Für seinen möglichen, auf Messenger-RNA (M-RNA) basierenden Impfstoff hat das Mainzer Unternehmen Biontech am 17. März mit dem Pharmariesen Pfizer eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Diese umfasst die weltweite Entwicklung und den Vertrieb. Für China hatte sich das Unternehmen zuvor bereits mit Fosun Pharma zusammengetan. Auch das Tübinger Unternehmen Curevac hat einen vielversprechenden Impfstoff in der Pipeline und musste von Eigner Dietmar Hopp gegen Abwerbe-Avancen der amerikanischen Regierung geschützt werden. Das US-Unternehmen Moderna gab am 16. März bekannt, seinen M-RNA-Impfstoff in einer klinischen Studie der Phase I erstmals an einen Probanden verabreicht zu haben. (Bild: Biontech)

Während viele Pharmaunternehmen derzeit also unter Hochdruck arbeiten, geraten wie in anderen Branchen auch die Lieferketten in Gefahr. So berichtete etwa GE Healthcare Life Sciences am 11. März von Störungen bei Lieferanten und zunehmenden Problemen beim Transport. Novartis erwartete dagegen zum gleichen Zeitpunkt noch keine Schwierigkeiten bei der Lieferkette. Ähnliches gab es eine Woche später von Oxford Biomedica und Sanofi zu hören. Bora Pharmaceuticals gab am 18.3. bekannt, die Liefersituation sei zwar derzeit unter Kontrolle, man wolle gleichzeitig aber Lagerbestände aufstocken. Um die Lieferketten von Unternehmen zu schützen, die die Medikamente zur Bekämpfung von Covid-19 herstellen und vertreiben, kündigte die Asiatische Entwicklungsbank bereits am 12. März ein 200 Mio. US-Dollar schweres Programm an. Der LohnherstellerWuxi Apptec gab derweil schon am 11. März bekannt, den Betrieb in der chinesischen Stadt Wuhan, wo der Ursprung der Epidemie vermutet wird, wieder aufgenommen zu haben. (Bild: Sanofi)

Viele Veranstaltungen in der Pharmabranche wurden dagegen abgesagt. Die Messe CPHI North America, die ursprünglich Anfang Mai in Philadelphia stattfinden sollte, wurde am 12. März auf den 9. bis 11. September verschoben. Auch der Darmstädter Pharmakonzern Merck verschob seine für den 24. April in Frankfurt angesetzte Hauptversammlung wegen des Coronavirus auf unbestimmte Zeit. (Bild: Merck)

Auch sonst sorgt das Virus für Verwerfungen im Arbeitsablauf der Pharmaunternehmen. Zahlreiche Unternehmen wie Astrazeneca, Novartis, Bristol Myers Squibb, Amarin und Genetech verstärken Homeoffice-Angebote und/oder verringern Vertriebsaktivitäten mit physischem Kontakt. Auch die US-Gesundheitsbehörde FDA empfiehlt in ihren am 18. März veröffentlichten Leitlinien für klinische Studien während der Corona-Epidemie mehr telefonische Kontakte, virtuelle Besuche sowie eine zusätzliche Sicherheitsüberwachung für Studienteilnehmer. Am 17. März wurde bekannt, dass die Coronasituation auch die Megafusion von Abbvie und Allergan wahrscheinlich verzögern wird. (Bild: Astrazeneca/Herzog & De Meuron)
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