Tabletten

(Bild: Evgeny Rannev - Fotolia)

„Wieder haben forschende Pharma-Unternehmen für viele Patientinnen und Patienten bessere Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten geschaffen", erklärt vfa-Präsident Han Steute, und betont: "Allerdings hätten es auch mehr sein können." Er erklärt: "Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz von 2022 mit seinen Eingriffen in das Erstattungssystem hat beigetragen, Unternehmen von der Vermarktung einzelner Medikamente in Deutschland abzubringen. Sie ziehen sie vom Markt zurück oder führen sie gar nicht erst ein. Das dürfte sich fortsetzen, bis in Deutschland wieder Marktbedingungen herrschen, die verlässlich medizinischen Fortschritt anerkennen.“ Die 30 neuen Markteinführungen zeigen entsprechend einen rückläufigen Trend verglichen mit den Vorjahren: 2021 und 2022 wurden 46 bzw. 49 Medikamente mit neuem Wirkstoff in Deutschland eingeführt.

Impfstoffe, Krebsmedikamente, Gen- und Zelltherapie

Von den Neueinführung in diesem Jahr sorgen drei Medikamente für Schutz vor dem Atemwegs-Virus RSV: zwei Impfstoffe und ein vorbeugend einsetzbares Antikörpermedikament. Damit können insbesondere Menschen ab 60 Jahren und Babys, die noch keine RSV-Saison erlebt haben, geschützt werden. Zuvor gab es nur ein prophylaktisches Medikament für Frühgeborene und Neugeborene mit bestimmten Erkrankungen. Auch gibt es jetzt erstmals in Deutschland die Möglichkeit, sich mit einer Impfung vor der Viruskrankheit Dengue-Fieber zu schützen, die vor allem in subtropischen und tropischen Ländern auftritt.

Besonders viele Neueinführungen gab es 2023 wieder für Krebspatient:innen: Zwölf Medikamente kamen gegen unterschiedliche Tumorarten heraus. Drei davon dienen der Behandlung des Multiplen Myeloms, einer Krebserkrankung des Knochenmarks. Zur Diagnose und Therapie von Prostatakrebs, der häufigsten Krebsart bei Männern, kamen ebenfalls drei neue Medikamente auf den Markt. Und gegen die häufigste Krebsart bei Frauen, den Brustkrebs, kam ein neues Medikament in die Versorgung.

2023 wurden zwei weitere Gentherapeutika und ein Zelltherapeutikum eingeführt. Zwei davon dienen der Krebsbehandlung. Mit der dritten Neueinführung können erstmals Patient:innen mit der besonders seltenen Blutgerinnungsstörung Hämophilie B gentherapeutisch behandelt werden. Gegen die verwandte Gerinnungsstörung Hämophilie A wurde schon 2022 die erste Gentherapie in Deutschland einsetzbar. Die Zahl der in Deutschland eingeführten Gen- und Zelltherapien liegt nun bei insgesamt 16. Alle dienen der Behandlung seltener Erkrankungen.

Die 30 Medikamente mit neuem Wirkstoff, die 2023 in Deutschland eingeführt wurden, verteilen sich wie folgt auf die verschiedenen Krankheitsgebiete:

  • Krebserkrankungen: 12
  • Immunologische Erkrankungen: 6
  • Infektionskrankheiten: 4
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: 2
  • Blutungskrankheiten: 1
  • Neurologische Erkrankungen: 1
  • Stoffwechselerkrankungen: 1
  • Sonstige: 3

Zu den „Immunlogischen Erkrankungen“ werden Autoimmunkrankheiten, allergische Erkrankungen und angeborene Immundefekte gezählt.

Pharmaunternehmen haben nicht nur neue Medikamente auf den Markt gebracht: Gleich 24-mal haben sie auch vorhandene Medikamente gegen weitere Krankheiten anwendbar gemacht. Die meisten solchen Zulassungserweiterungen betrafen Krebserkrankungen oder Autoimmunkrankheiten.

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