- Steigende Produktvielfalt in der Kosmetikindustrie, begrenzte Haltbarkeit natürlicher Rohstoffe und Kapazitätsengpässe in der Produktion stellen besondere Herausforderungen an ein flexibles Supply Chain Management.
- Die vorgestellte Software-Lösung ermöglicht mehrstufiges Berücksichtigen von kapazitiver Machbarkeit und Verfügbarkeit der Waren simultan in einem Schritt. Die erzielte Prognosesicherheit steigert die Flexibilität bei der Planung.
Das Wissen um Kundenwünsche und Trends von morgen ist dabei unerlässlich. Um den steigenden Kundenanforderungen gerecht zu werden, müssen Hersteller eine sehr hohe Flexibilität gewährleisten.
„In der Kosmetikindustrie werden jedes Jahr viele neue Produkte gefordert und die Absätze verändern sich stark. Die Rahmenbedingungen von Produktion und Beschaffungsmanagement müssen entsprechend sehr schnell angepasst und Materialverfügbarkeit sowie Maschinenkapazitäten stets berücksichtigt werden“, weiß Rupert Freutsmiedl, Director Supply Chain Management & Member of the Executive Committee bei Babor. Agiles Handeln ist für das Unternehmen daher extrem wichtig: Der Hersteller muss rasch, flexibel und zu jeder Zeit auf die Anforderungen des dynamischen Kosmetik-Markts reagieren können, denn unvorhergesehene Veränderungen kommen täglich vor. Der Premium-Kosmetikanbieter Babor sah sich vor der Herausforderung, sein wachsendes Produktspektrum an Luxus-Hautpflegeprodukten nachhaltig und effizient herzustellen. Denn vor allem Kapazitätsengpässe, eingeschränkte Erntezeiten hochwertiger Rohstoffe und ihre begrenzte Haltbarkeit müssen an das Supply Chain Management (SCM) angepasst werden.
Prozesse ohne Medienbrüche
Bislang plante der Kosmetik-Hersteller mit einem ERP-System, das eine umfassende Betrachtung aller Restriktionen kaum möglich machte: „Trotz viel Erfahrung stießen die zuständigen Planungsverantwortlichen mit den Zahlen aus dem ERP-System zunehmend an ihre Grenzen. Wir haben deshalb nach einer Optimierungssoftware gesucht, mit der sich unsere SCM-Prozesse in einem Fluss, ohne Medienbrüche, abbilden lassen und die uns präzise Prognosen zu Abweichungen und Engpässen liefert“, erklärt Freutsmiedl. Intelligente Planungssoftware sollte dabei unterstützen, den verkürzten Lebenszyklen von Produkten der Kosmetikbranche adäquat zu begegnen und die Prognosequalität auf eine neue Stufe zu heben. Die Berücksichtigung von Mindesthaltbarkeitsdaten und kurzen Wiederbeschaffungszeiten waren weitere Anforderungen an eine vorausschauende Planung.
Die zuständigen Planungsverantwortlichen suchten daher nach einer Optimierungssoftware, die präzise Prognosen zu Abweichungen und Engpässen sowie ein kostenoptimales Produktionsprogramm in ihrem System liefert. Sie entschieden schließlich für eine integrierte Planung und Steuerung der Supply Chain-Prozesse mit Add-One Simultanplanung von Inform. Diese Software sollte auch eine optimierte Vernetzung zwischen Operations und dem Sales-Bereich ermöglichen. Sowohl die Bestands- als auch die Produktionsplanung lässt sich damit integriert planen.
Simultan geplant, individuell betreut
Die erste Projektphase ist mittlerweile beim Kosmetik-Unternehmen umgesetzt: Die Simultanplanung berücksichtigt gleichzeitig sowohl die kapazitive Machbarkeit als auch die Verfügbarkeit der Waren bereits bei der Bestimmung der Losgrößen. Dieser simultane Planungsansatz fasst die normalerweise nacheinander folgenden Planungsphasen der Materialbedarfs- und Losgrößenplanung, die Durchlaufterminierung und den Kapazitätsausgleich in einem einzigen Schritt zusammen. Er generiert dadurch kostenoptimale Fertigungslose. Verlässliche Aussagen über zukünftigen Bedarf und ein wirtschaftliches Bestandsmanagement ergänzen den ganzheitlichen Planungsansatz. „So erreicht man nicht nur eine Bestandsoptimierung, sondern auch eine wesentlich zuverlässigere und stabilere Lieferkette, vom Kundenauftrag über die Produktion bis hin zur Beschaffung der Rohware“, resümiert Freutsmiedl. „Aus der riesigen Informationsmenge können wir nun sehr schnell Selektionen zusammenstellen und Auswertungen generieren.“
Der Startschuss für das Projekt fiel im September 2014. Die Implementierung der neuen Software bewirkte seitdem eine Vielzahl von Veränderungen: „Wir haben Prozesse umgestellt und geänderte Standards eingeführt“, erinnert sich Dirk Voßen, Supply Chain Management Demand Planner und Projektleiter APS System bei Babor. Dessen Stelle im Unernehmen wurde eigens für das Projekt geschaffen. „Diese Position bildet eine Schnittstelle zwischen Sales und Operations“, beschreibt Voßen seine neue Aufgabe. „Es zählt nicht mehr nur, dass einzelne Inseln ihre Pläne erfüllen, vielmehr soll der ganze Prozess zu einem wirtschaftlichen Ergebnis führen und Deckungsbeiträge erwirtschaften.“
Der Software-Anbieter begleitete daher nicht nur den einjährigen Implementierungsprozess, sondern schulte die Planer im Anschluss individuell für einen effizienten und reibungslosen Projektstart. „Dieser Service ist uns sehr positiv aufgefallen. Die gesamte Einführung des Systems verlief reibungslos. Es gab zu keiner Zeit Probleme oder ein Out-of-Stock. Auf den Tag genau sind wir mit Add-One live gegangen und seitdem läuft es einwandfrei“, berichtet Freutsmiedl. Aktuell arbeiten sieben Produktionsplaner des Kosmetik-Herstellers operativ mit dem Add-On-System und erfahren eine große Erleichterung in ihrer täglichen Arbeit durch die grafische Aufbereitung: „Wir haben bislang keine andere Software gesehen, in der die Visualisierung so intelligent gelöst ist“, berichtet Freutsmiedl. Handlungsbedarf wird priorisiert dargestellt und das Controlling ist durch die grafische Darstellung schnell durchführbar und leicht verständlich.“
Optimierung auf Expansionskurs
Nachdem die Simultanplanung erfolgreich realisiert wurde, plant Babor nun die Implementierung zusätzlicher Produkte von Inform, wie beispielsweise auch die Add-One Absatzplanung. Neben weiteren Kosteneinsparungen erhoffen sich die Experten eine zunehmende Angleichung an Industrie-Standards, eine verbesserte Marktorientierung sowie mehr Effizienz und Flexibilität. Mit der Einbindung der größten ausländischen Tochtergesellschaft in den USA soll Anfang 2017 zudem die Netzwerkplanung gestartet werden.