Blick während des Verpackens von tiefgekühltem Lachs in Folie eingeschweißt in einen Karton

Gerade bei der Lebensmittelverpackung und deren Transport, ergibt sich die Möglichkeit Emissionen einzusparen. (Bild: PhotoBank - AdobeStock)

Entscheider-Facts

  • Unternehmen sollten ihre Emissionsdaten, nachdem sie sie erfasst und bewertet haben, auch kommunizieren.
  • Es sollte mit Durchschnitts- und einfach zu ermittelnden Werten begonnen und die Datenqualität über die Folgejahre gesteigert werden.
  • Die definierten Emissionsziele sollten möglichst ambitioniert, aber gerade noch erreichbar sein.

Mit Blick auf den Klimawandel gibt es neben moralischen Aspekten viele gute Gründe, warum Unternehmen in der Lebensmittelindustrie frühzeitig ihre Emissionen reduzieren sollten: Umfassende gesetzliche Verpflichtungen, Anforderungen von Investoren, Konsumenten sowie Mitarbeitenden und zu guter Letzt auch der Kostendruck aufgrund steigender Preise für Emissionszertifikate.

Deshalb sollten Unternehmen keine Zeit verlieren und die notwendigen Maßnahmen zur Emissionssenkung jetzt ergreifen.

Hierbei empfiehlt es sich, in drei Schritten vorzugehen: Unternehmen sollten damit beginnen, Transparenz zu schaffen hinsichtlich der Emissionen im eigenen Bereich sowie in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette. Im zweiten Schritt stellen sie Einsparziele auf und konzipieren Umsetzungspläne. Zuletzt setzen die Unternehmen diese kurz-, mittel- und langfristig um. Ein iterativer Prozess der kontinuierlichen Verbesserung bewirkt, dass die Emissionssenkung keine einmalige Maßnahme bleibt, sondern ein fortlaufendes Projekt zur Nachhaltigkeitssteigerung wird.

Doch bereits der erste Schritt – Transparenz hinsichtlich der Emissionen zu schaffen – kann sich als große Herausforderung erweisen. Es ist also wichtig, für die weiteren Schritte auf eine ausreichende Datenbasis zurückgreifen zu können. Hierbei ist es von Vorteil, zunächst Sekundärdaten also Durchschnittswerte zu nutzen und diese im Laufe der Zeit zu verfeinern, anstatt von Anfang an absolute Präzision anzustreben. So können schnell und pragmatisch Ziele aufgestellt und kurzfristig Erfolge realisiert werden, welche die Basis für weitere Maßnahmen sind.

Emissionen kategorisieren und kommunizieren

Bei der Ermittlung von Emissionen wird generell zwischen direkten und indirekten Emissionen unterschieden: Direkte Emissionen entstehen beim verursachenden Unternehmen vor Ort (Scope 1), indirekte Emissionen entstehen andernorts, können aber mit den Unternehmensaktivitäten verknüpft werden (Scope 2 und Scope 3).

Emissionen, die die eigenen Standorte verursachen (Scope 1), beispielsweise durch Heizanlagen oder Produktionsmaschinen, sind vergleichsweise einfach zu ermitteln. Hierzu können Sensormessungen oder Input-Output-Modelle herangezogen werden. Die Emissionen firmeneigener Fahrzeuge können über die gefahrene Laufleistung oder Fahrtenbücher sowie Herstellerangaben ebenfalls leicht abgeleitet werden.

Bei eingekaufter Energie (Scope 2) in Form von Strom, Wärme, Kühlung und Dampf können Unternehmen Emissionswerte oftmals bereits durch den Dienstleister quantifizieren oder über den allgemeinen Strommix der entsprechenden Region ermitteln.

Am komplexesten ist die Emissionsermittlung in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette (Scope 3). Das schließt eingekaufte Waren und Dienstleistungen, den Transport sowie die Emissionen ein, die bei der Nutzung und der Entsorgung von verkauften Produkten anfallen. Auch wenn ein Unternehmen diese nur indirekt verursacht, machen Scope-3-Emissionen oftmals den größten Teil von dessen gesamten Emissionen aus. Um indirekte Emissionen zu erfassen und zu bewerten, müssen Unternehmen ihre Wertschöpfungskette ganzheitlich betrachten und eng mit Lieferanten, Kunden und anderen Akteuren entlang dieser Kette zusammenarbeiten.

Grafische Darstellung
Entlang der gesamten Wertschöpfungskette entstehen Emissionen, die erfasst werden müssen, um Minderungspotenziale zu ermitteln. (Bild: Höveler Holzmann)

Zu den Maßnahmen, die Unternehmen speziell für Scope-3-Emissionen ergreifen können, zählt weiterhin, relevante Daten systematisch zu erfassen, geeignete Emissionsfaktoren und Berechnungsmethoden zu verwenden sowie die Datenkonsolidierung und Berichterstattung. Nachdem Unternehmen die Daten erfasst und bewertet haben, müssen sie die Ergebnisse konsolidieren und in ihre Nachhaltigkeitsberichte oder andere Kommunikationskanäle integrieren. Dies ermöglicht, die indirekten Emissionen offenzulegen sowie die Bemühungen der Organisation zu kommunizieren, diese Emissionen zu reduzieren.

Datenqualität kontinuierlich steigern

Lieferanten und Geschäftspartner stehen aktuell vor ähnlichen Herausforderungen und können die Emissionen eigener Produkte und Dienstleistungen ebenfalls nicht genau quantifizieren. Solange dies der Fall ist, empfiehlt es sich, anhand von Emissionsfaktoren näherungsweise die Emissionsmenge je Warengruppe zu berechnen.

Am einfachsten ist es, hierbei Faktoren zu nutzen, die basierend auf dem Einkaufsvolumen einer spezifischen Warengruppe die verbundenen Emissionen abschätzen – das bedeutet beispielhaft, die CO2-Emissionen je ausgegebenem Euro für Äpfel, Kartonagen oder Installationsleistungen zu beziffern. Wenn diese Faktoren genutzt werden, führen Kostensenkungen jedoch vermeintlich zur Emissionsreduzierung. Aufgrund dieser hohen Ungenauigkeit sollte möglichst auf andere Ansätze zurückgegriffen werden.

Präziser, aber entsprechend komplexer, sind Emissionsfaktoren, die je Menge eines Produkts oder je Anzahl einer Aktivität die Emissionen ermitteln. So können Unternehmen Emissionen je Kilogramm verwendeter Kartonage oder je Kilometer Straßentransport über Online-Datenbanken vergleichsweise leicht ermitteln. Herausfordernder ist hier, die eingekauften Mengen und Aktivitäten zu beziffern, da diese Werte systemseitig oftmals weniger einfach zu ermitteln sind als das reine Einkaufsvolumen. Insbesondere hier ist es wichtig, zunächst mit Durchschnitts- und einfach zu ermittelnden Werten zu beginnen und die Datenqualität über die Folgejahre weiter zu steigern, bis auch lieferantenspezifische Primärdaten als Grundlage genutzt werden können.

So können Unternehmen die Hot Spots des eigenen Emissionsfußabdrucks effizient ermitteln und sie können zielgerichtet mit der Zielsetzung und Maßnahmenplanung starten, anstatt Zeit und Ressourcen in Projekte mit wenig Einsparpotenzial zu stecken.

Maßnahmen konkret umsetzen

Emissionen zu ermitteln, ist ein kontinuierlicher Prozess, der erfordert, regelmäßig Daten zu erfassen, die Emissionsfaktoren zu aktualisieren und die Veränderungen in den Geschäftstätigkeiten zu überwachen. Das Vorgehen birgt zudem vielseitige Vorteile: Durch eine erste Ermittlung der Emissionen können Unternehmen Emissionsziele aufstellen, ihre Klimaauswirkungen besser verstehen und fundierte Entscheidungen für Dekarbonisierungsmaßnahmen treffen. Insbesondere ambitionierte Emissionsziele sind ein wichtiger Baustein, um auch langfristige Initiativen konsequent voranzutreiben und sollten daher als Grundlage dienen, konkrete Maßnahmenpläne auszuarbeiten. Hier können Unternehmen beispielsweise die Science Based Targets initiative (SBTi) nutzen, welche dabei unterstützt, Emissionsziele festzulegen, die mit dem Pariser Klimaschutzabkommen übereinstimmen.

Die definierten Ziele sollten immer möglichst ambitioniert, aber gerade noch erreichbar sein.

Auf Basis der Emissionsziele muss dann ein Maßnahmenplan entwickelt werden, der operativ aufgliedert, wie die Ziele erreicht werden sollen. Pilotprojekte wie eine Optimierung der Logistik können schnell erste sichtbare Erfolge erzielen und gleichzeitig die Einkaufskosten senken. Zu geeigneten mittel- bis längerfristigen Maßnahmen zählen zum Beispiel die Energieeffizienz zu erhöhen, erneuerbarer Energien einzusetzen, die Lieferkette zu verbessern, nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu fördern oder auch Mitarbeiterengagement und Schulungen. Auch gezielt intelligente Energiesysteme oder Energiemanagementlösungen zu implementieren, kann dazu beitragen, Emissionen zu senken.

Besonders für weiter fortgeschrittene Organisationen ist es notwendig, gemeinsam mit Lieferanten Optimierungsansätze zu verfolgen, um alle Potenziale zu realisieren – etwa über Initiativen zur Reduzierung von verpackungsbezogenen Emissionen. Unternehmen der Lebensmittelbranche führen dies bereits heute durch, etwa wenn sie die Materialdicke von Plastikbechern reduzieren und stattdessen mit einer Pappbanderole für die nötige Stabilität sorgen.

In allen Prozessen die Emissionen zu ermitteln und nachhaltig zu senken, ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Organisationen sollten sich vom Umfang der nötigen Maßnahmen jedoch nicht abschrecken lassen, sondern vor Augen führen, dass diese Maßnahmen den Weg zum nachhaltigen Unternehmen bereiten.

Im B2C-Bereich der Güter mit hohem Umschlag (Fast-moving consumer goods, FMCG) und insbesondere bei Lebensmitteln und Getränken haben immer mehr Konsumenten klare Erwartungen, wie sich die gekauften Produkte auf Umwelt und Menschen auswirken: Sie fordern verstärkt, dass Hersteller Verantwortung übernehmen und als Vorbilder agieren.

Unternehmen, die jetzt die Weichen stellen, um als Klassenbeste wahrgenommen zu werden, sichern sich langfristige Wettbewerbsvorteile, die nachhaltiges Wachstum in einem anspruchsvoller werdenden Markt ermöglichen.

CO2 Regler mit Hand die Schieber betätigt
Sich Ziele zu setzen, ist die eine Sache, diese aber auch tatsächlich zu erreichen, ist eine ganz andere. (Bild: Olivier Le Moal - AdobeStock)

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