- Die meisten Berufskrankheiten mit Todesfällen stehen im Zusammenhang mit Erkrankungen der Atemwege. Ein erheblicher Teil dieser Erkrankungen ließe sich mit einem geeignetem Atemschutz vermeiden.
- Auf dem Markt gibt es eine Fülle unterschiedlicher Produkte, die sich nicht nur im Preis, sondern auch in den Eigenschaften deutlich voneinander unterscheiden.
- Die Auswahl des geeigneten Atemschutzes setzt voraus, dass der Betreiber zuvor eine Gefährdungsanalyse durchführt und die Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) bekannt sind.
Obwohl der Nutzen außer Frage steht, setzen viele Betriebe entsprechende Atemschutzmasken nach wie vor zu wenig oder falsch ein. Oftmals entweder aus wirtschaftlichen Gründen oder aus Bequemlichkeit.
Was ist eine FFP-Maske?
Eine FFP-Maske ist eine partikelfiltrierende Halbmaske, englisch Filtering Face Piece. Sie ermöglicht den Schutz vor gesundheitsgefährdenden festen und flüssigen Aerosolen (beispielsweise Staube, Rauche oder Nebel, wenn sie keine leicht flüchtigen Stoffe enthalten), die über die Atemwege in den Körper gelangen können. Daher heißt sie auch Atemschutzmaske. Sie gehört ausschließlich der Kategorie 3 der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) 89/686/EWG an. Zu dieser Kategorie 3 zählen alle komplexen PSA, die vor tödlichen Gefahren oder ernsten und irreversiblen Gesundheitsgefahren schützen sollen. Die Europaische Norm EN 149: 2001 legt Mindestanforderungen für Atemschutzmasken (Partikelfiltrierende Halbmasken) fest.
Atemschutzmasken werden nach ihrer Filterleistung und ihrer maximalen gesamten nach innen gerichteten Leckage in drei Schutzstufen eingeteilt: FFP1, FFP2 und FFP3. Im August 2009 wurde die Norm EN 149:2001 vom CEN (Comite Europeen de Normalisation, dt.: Europäisches Komitee für Normung) durch den Anhang A1: 2009 ergänzt. Durch die Ergänzung A1:2009 wurde die Testmethode des Durchlasses des Filtermediums verschärft und die Gebrauchsdauer der partikelfiltrierenden Halbmasken geregelt. Zusätzlich wurde die Kennzeichnung der Halbmasken klar definiert.
Nach der EN 149: 2001+A1:2009 wird gekennzeichnet, ob eine partikelfiltrierende Halbmaske nur eine Arbeitsschicht lang oder darüber hinaus wiederverwendet werden darf. Dafür wird in der Artikelbezeichnung hinter der Kennziffer fur die Schutzstufe ein „R“ für wiederverwendbar (engl.: reusable) oder ein „NR“ für nicht wiederverwendbar (engl.: non reusable) hinzugefügt. Beispiel: Ist der Gebrauch einer Atemschutzmaske der Schutzstufe FFP3 für eine Arbeitsschicht vorgesehen, muss auf dieser Maske „FFP3 NR“ stehen. Ist sie wiederverwendbar, lautet die Bezeichnung „FFP3 R“.
Was ist ein MNS?
Der Mund-und-Nasenschutz ist auch als OP-Maske, chirurgische Maske, medizinischer Mundschutz oder Hygienemaske etc. bekannt. Mund-und-Nasenschutz oder OP-Masken sind konzipiert, um Patienten vor dem Anstecken durch den Träger zu schützen. Sie kommen hauptsächlich in Operationsräumen zum Einsatz, um zu verhindern, dass Aerosole der Operateure zum Patienten, beziehungsweise auf den Operationstisch gelangen. In der Industrie sollen MNS das Produkt schützen. Je nach Anwendungsgebiet ist der Mund-und-Nasenschutz als einfacher Produktschutz oder als chirurgische Maske nach europäischem Standard EN 14683 erhältlich.
Die Europäische Norm EN 14683 legt die konstruktive Gestaltung von chirurgischen Masken und die Leistungsanforderungen sowie ihre Prüfverfahren fest, die dazu dienen, die Übertragung infektiöser Keime vom Personal auf Patienten (in bestimmten Situationen auch umgekehrt) wahrend chirurgischer Eingriffe in Operationssälen und sonstigen medizinischen Einrichtungen mit ähnlichen Anforderungen zu begrenzen. Diese Europäische Norm teilt Chirurgische Masken nach der bakteriellen Filterleistung und der Druckdifferenz in zwei Typen ein; jeder Typ wird weiter danach eingeteilt, ob die Masken flüssigkeitsresistent sind oder nicht.
Kann ein MNS als Atemschutz sein?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir die Bauart der Maske betrachten. Atemschutzmasken sind konzipiert, um den Träger vor Stäuben, Keimen und Viren zu schützen. Sie bestehen meistens ganz aus Filtermaterial und sind üblicherweise vorgeformt oder aus mehreren Teilen zusammengesetzt. Dadurch umschließt die Atemschutzmaske Mund und Nase, sodass die Atemluft durch den Filter strömen muss. Die gesamte nach innen gerichtete Leckage wird bei der Baumusterprüfung nach EN 149 geprüft. Sie besteht aus drei Komponenten: der Gesichtsleckage, dem Ventilschlupf (falls ein Ausatemventil vorhanden ist) und dem Filterdurchlass. Mund-und-Nasenschutz dagegen besteht meistens aus einem zweilagigen Vliesstoff mit einem Filter in Form eines Tuchs. Auf dem Markt wird sie oft als dreilagig bezeichnet. Ein dichter Abschluss zwischen Gesicht und Maske ist bei dieser Bauart nicht garantiert, denn ein Teil der Atemluft erreicht die Atemwege von der Seite her, ohne die Maske zu passieren.
Auch eine nach EN 14683 zertifizierte OP-Maske entspricht zwar der Richtlinie 93/42/EWG über Medizinprodukte, jedoch erfüllt sie nicht die Anforderungen der EU-Richtlinie 89/686/EWG für persönliche Schutzausrüstung. Es wird nur der Filterdurchlass, nicht der Dichtsitz geprüft. Bei einer nach EN 14683 zertifizierten chirurgischen Maske handelt es sich also nicht um eine Atemschutzmaske. Sie ermöglicht lediglich den Schutz des Patienten/Produkts und nicht den Schutz ihres Trägers.
Atemschutz korrekt einordnen
Nach der Richtlinie 89/686/EWG für persönliche Schutzausrüstung dürfen Hersteller Atemschutzmasken nur in den Verkehr bringen, wenn sie von einer benannten Prüfstelle einer Baumusterprüfung (hier EN 149) und zusätzlich einer Produktionsüberwachung unterzogen werden. Anwender erkennen diese durch ein CE-Symbol mit einer vierstelligen Kennziffer und Nennung der angewandten Norm auf dem Produkt. Auf dem Markt gibt es eine Fülle unterschiedlicher Produkte, die sich nicht nur im Preis, sondern auch in den Eigenschaften deutlich voneinander unterscheiden.
Leider bieten Händler einen Mund-und-Nasenschutz fälschlicherweise auch gerne als günstigen Atemschutz an. Häufig suggerieren sie dem Anwender, dass manche MNS den strengeren Anforderungen der EN 149 entsprechen. Die erforderlichen Kennzeichnungen fehlen jedoch. Daher sollten Einkäufer auf die korrekte Kennzeichnung des Produkts achten und im Zweifelsfall eine EG-Baumusterprüfbescheinigung vom Hersteller verlangen. Es gibt aber auch zum begrenzten Schutz des Trägers speziell konzipierte OP-Masken, die in Anlehnung an EN 149 geprüft sind. Diese sind so gebaut, dass sie den Mund und die Nase tatsachlich umschließen. Diese entsprechen dann der Kategorie 3 der Richtlinie für persönliche Schutzausrüstung.
Daher ist eine Baumusterprüfung durch eine benannte Prüfstelle erforderlich. Auf dem Produkt müssen die angewendete Norm und die Schutzklasse sowie das CE-Kennzeichen mit der vierstelligen Kennziffer angebracht sein. Allerdings bietet eine solche Maske gegen ölige Aerosole keinen Schutz und ist daher nicht für industrielle Anwendungen geeignet. Eine in Anlehnung an EN 149:2001 geprüfte OP-Maske ist ein Atemschutz mit Nutzungseinschränkung – nur gegen feste Aerosole, also nur für medizinische Anwendungsbereiche zum Schutz gegen luftübertragene Infektionserreger. Die Auswahl des geeigneten Atemschutzes setzt voraus, dass der Betreiber zuvor eine Gefährdungsanalyse durchführt und die Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) bekannt sind.
Weitere Informationen
Die Richtlinie über persönliche Schutzausrüstungen 89/686/EWG finden Sie hier.
Die Richtlinie 93/42/EWG über Medizinprodukte haben wir hier für Sie hinterlegt.
Die DIN EN 14683:2006-02 ‚Chirurgische Masken ? Anforderungen und Prüfverfahren‘ können Sie hier bestellen.
Die DIN EN 149 ‚Atemschutzgeräte ? Filtrierende Halbmasken zum Schutz gegen Partikeln ? Anforderungen, Prüfung, Kennzeichnung‘ können Sie hier bestellen.
Den Hygiene-Tipp der DGKH, September 2011, finden Sie hier.