Medizinisches Personal in OP-Kleidung bei der Arbeit im Operationssaal

Chirurgische Instrumente aus Hochleistungs-Werkstoffen werden in der Regel nur einmal verwendet, so dass wertvolles Material verloren geht. Solvay und Ostium wollen dieses Material in offene Kreisläufe überführen. (Bild: Solvay, PR064)

Die Koperation soll zeigen, dass sich die medizinische Sicherheit mit dem Bedürfnis nach mehr Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz in Einklang bringen lässt. Es ist den Projektpartnern zufolge der erste, Ansatz der wertvolle Polymere aus gebrauchten medizinischen Geräten recycelt und wiederverwertet werden. Die Unternehmen konzentrieren sich zunächst auf Single-use-Instrumente, die aus glasfaserverstärktem Ixef-Polyarylamid (PARA) aus Solvays Portfolio von Spezialpolymeren geformt wurden.

Behördliche Auflagen erfüllen und CO2-Fußabdruck minimieren

"Unsere Kunden in der Gesundheitsbranche müssen strenge behördliche Auflagen erfüllen und sich gleichzeitig bemühen, den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte zu minimieren und die Verringerung der Abfallmengen in Krankenhäusern und Kliniken zu unterstützen", sagt Claire Guerrero, Global Marketing Manager Sustainability bei Solvay. "Wir haben eine Lücke zwischen diesen Herausforderungen identifiziert, die uns zu dieser einzigartigen Zusammenarbeit veranlasst hat, um ein bahnbrechendes Recyclingverfahren für gebrauchte chirurgische Instrumente zu entwickeln, die üblicherweise durch Verbrennung entsorgt werden, anstatt ihren hohen Materialwert zurückzugewinnen. Indem wir jeden Schritt im Kreislauf vom ursprünglichen Ixef PARA bis zum upgecycelten PARA-Compound kontrollieren, können wir dessen hohe Qualität, Reinheit und Leistung für anspruchsvolle nachgelagerte Anwendungen sicherstellen und einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren Polymerwirtschaft leisten."

Die Ostium Group, ein französisches Start-up, das sich auf die Entwicklung und Herstellung von Instrumenten für die orthopädische Hüft-, Knie-, Schulter- und Unfallchirurgie spezialisiert hat, will Krankenhäuser mit neuen maßgeschneiderten chirurgischen Kits aus Ixef PARA beliefern und die kontaminierten Instrumente nach der Verwendung sammeln. Dies soll auch den Ersatz von chirurgischen Instrumenten aus Metall durch leichte Polymerkonstruktionen fördern und den medizinischen Einrichtungen helfen, den Zeit- und Kostenaufwand für Sterilisation und Entsorgung zu reduzieren und ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Upcycling in neue Hochleistungsverbindungen

Die Partnerschaft mit einem regional anerkannten Marktführer im Bereich der Behandlung und des Recyclings von Abfällen aus dem Gesundheitswesen, die infektiöse Risiken bergen, war der Schlüssel zur Entwicklung eines speziellen mechanischen Verfahrens zur Reinigung, Sortierung und Zerkleinerung des gesammelten Materials. Dabei entsteht hochwertiges Polymer-Rohmaterial, das für die Herstellung neuer Polymere verwendet werden kann. Auf diese Weise können ausgediente chirurgische Instrumente Teil eines zirkulären Ökosystems werden, das den Verlust von wertvollem Material verhindert und den Verbrauch fossiler Ressourcen reduziert.

Solvay prüft außerdem Möglichkeiten des Upcyclings und der Rückführung dieser recycelten Rohstoffe in neue Hochleistungs-PARA-Verbindungen. Erste Versuche haben gezeigt, dass die rezyklierte PARA-Mischung ein sehr hohes Leistungsniveau bietet, mit bis zu 85 % der Biegeeigenschaften und gleichwertiger Oberfläche im Vergleich zur Neuware, mit zusätzlich geringerem Kohlenstoff-Fußabdruck. In Anbetracht der geltenden Vorschriften für den Gesundheitsmarkt, die den Einsatz von Rezyklaten einschränken, strebt der Chemiekonzern nachgelagerte Lösungen mit offenem Kreislauf an, bei denen das Rezyklat ein zweites Leben in High-End-Märkten wie der Automobilindustrie sowie Sport- und Freizeitgeräten findet.

Recyclingprozess für PARA aus Single-use-Instrumenten
Recyclingprozess für PARA aus Single-use-Instrumenten (Bild: Solvay, PR064)

Sie möchten gerne weiterlesen?