Füsse und Beine vor Schritt auf Waage mit Fälschung Dreieck

Abnehmen ist ein großes Geschäft – auch für Arzneimittel-Fälscher. (Bild: Uwe Grötzner, Zerbor – stock.adobe.com)

Der Traum vom Abnehmen beschäftigt viele. Kein Wunder also, dass ein regelrechter Hype um die Medikamente entstanden ist, die dies quasi im Schlaf per Spritze versprechen. Den Pionier auf diesem Gebiet, den dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk, hat diese Entwicklung in kürzester Zeit an die Spitze der teuersten Unternehmen Europas gespült.

Das Geheimnis der Spritze: Der Wirkstoff Semaglutid imitiert ein körpereigenes Hormon namens GLP-1, welches dem Gehirn ein Sättigungsgefühl vermittelt und dadurch Hunger und Appetit unterdrückt sowie die Entleerung des Magens verlangsamt. Patienten essen dadurch weniger und verlieren so an Gewicht. Den Wirkstoff setzt Novo Nordisk in zwei verschiedenen Medikamenten mit unterschiedlicher Dosierung ein: Ozempic für die Behandlung von Typ-II-Diabetes sowie Wegovy gegen Adipositas.

Falsche Pens in der Umverpackung

Der kommerzielle Erfolg von Novo Nordisk bleibt natürlich nicht unbeobachtet: Neben anderen Pharmaunternehmen, die ähnliche Wirkstoffe entwickeln oder wie der US-Konzern Eli Lilly bereits entwickelt haben, wittern auch Arzneimittelfälscher ihre Chance: Im Oktober 2023 hat zuerst das Regierungspräsidium Freiburg „dringend“ davor gewarnt, dass Fälschungen von Ozempic, also der Diabetes-Variante, im Umlauf seien. Statt Ozempic, das in sogenannten Pens zur direkten Injektion des Wirkstoffes ausgeliefert wird, enthielten die Verpackungen wahrscheinlich umgelabelte Insulin-Pens. Von den Fälschungen gehe eine „erhebliche Gesundheitsgefährdung“, warnte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Beim Großhandel wurden gefälschte Packungen unter zwei verschiedenen Serialisierungsinformationen, also Serien- und Chargennummern, identifiziert. Grundsätzlich verhindert das 2019 in Deutschland eingeführte Securpharm-System zwar, dass Arzneimittel mit nicht zuordenbarem oder mehrfach ausgebuchtem Code abgegeben werden. Es gab es auch keine Erkenntnisse, dass die Fälschungen bereits Patientinnen oder Patienten in Deutschland erreicht hatten. Es war laut Mitteilung des BfArM jedoch nicht auszuschließen, „dass sich gefälschte Arzneimittel in Deutschland in der legalen Vertriebskette befinden“.

Besonders problematisch dabei: Die Fälschungen waren laut der Behörde anhand der Sekundärverpackung „nur schwer bis gar nicht erkennbar“.  Das BfArM empfahl daher Apothekerinnen und Apotheker daher, jede Ozempic-Umverpackung zu öffnen und die Pens selbst zu prüfen. Hier, an der Primärverpackung, war die Fälschung durch Vergleich mit dem Original bereits optisch leicht zu erkennen.

Schwerwiegende Nebenwirkungen in Österreich aufgetreten

Die Maßnahmen zeigten offenbar Wirkung: Bis Februar habe es keine neuen Hinweise darauf gegeben, dass sich weiterhin gefälschte Ozempic-Pens in der legalen Vertriebskette befänden, teilte das BfArM mit. Insbesondere seien keine weiteren Fälschungen mit neuen Seriennummern aufgetaucht. Das Securpharm-System könne unter diesen Bedingungen sicher verhindern, dass Fälschungen abgegeben werden. Die Empfehlung an die Apotheken, jede Packung Ozempic vor Abgabe zu öffnen und zu überprüfen, wurde daher inzwischen aufgehoben.

Dieser Fall verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig Anstrengungen zu wirksamen Serialisierungs- und Fälschungsschutzmaßnahmen sind. In Österreich waren Ozempic-Fälschungen an Patientinnen und Patienten gelangt. Laut den Meldungen mussten mehrere davon sogar im Krankenhaus behandelt werden – dabei wurde von „schwerwiegenden Nebenwirkungen mit Unter-zuckerung und Krampfanfall“ durch den Wirkstoff Insulin berichtet.

Pens
Anders als die Sekundärverpackung lassen sich die Pens von Original und Fälschung deutlich unterscheiden. (Bild: BfArM)

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