Virus und tertiäre Proteinstruktur vor einem Computerbildschirm mit Programmiersprache; EU, Forschungsprojekt, Pandemie, Endemie, Viren, Uniklinik Jena

Der Name Appeal steht für Antivirus Pandemic Preparedness Platform, was grob ins Deutsche übersetzt bedeutet: Antivirus-Plattform zur Bereitschaft bei Pandemien. (Bild: Universitätsklinikum Jena)

Angesichts der Herausforderungen, die durch das Auftreten von Viren wie Ebola, Lassa oder Zika entstehen, haben sich 13 Institutionen aus sechs Ländern zusammengeschlossen, um eine europäische Forschungsplattform zur Entwicklung antiviraler Wirkstoffe aufzubauen. Die Weltgesundheitsorganisation identifiziert diese Viren als Risikoquellen für zukünftige Epidemien.

Impfungen und antivirale Medikamente sind zentrale Elemente der Pandemievorsorge. Aufgrund der genetischen Veränderlichkeit von Viren müssen entsprechende Medikamente ständig angepasst werden. Der neu gegründete europäische Forschungsverbund Appeal konzentriert sich daher auf Wirtszellen. Wirkstoffe, die hier ansetzen, bergen ein geringeres Risiko eine Resistenz zu entwickeln.

Prof. Dr. Rainer König, Koordinator des Projekts an der Uniklinik Jena, beschreibt das Forschungsprogramm wie folgt: "Wir wollen eine Forschungsplattform aufbauen, die rechnerisch und experimentell geeignete Zieleiweißstoffe und deren Signalwege in den Wirtszellen identifiziert. Entsprechende Wirkstoffkandidaten werden im Labor und im Tierversuch getestet und der beste davon im Rahmen einer klinischen Pilotstudie validiert."

Das Projekt wird von der EU und Großbritannien mit insgesamt 8,1 Mio. Euro über fünf Jahre gefördert. Die Pipeline umfasst auf der Suche nach geeigneten Zielproteinen zunächst veröffentlichte Daten von Hochdurchsatz-Genknockout-Studien mit infizierten Zellen zu sichten, die dann mit selbstlernenden Algorithmen analysiert werden. Im Jenaer Teilprojekt entwickeln Forschende diese Algorithmen, um Muster in den Daten zu erfassen und anhand dessen essentielle Proteine für das Virus oder die Immunantwort zu identifizieren.

Nach Infektionstests mit menschlichen Zellen, in denen die betreffenden Zielgene unterdrückt oder aktiviert werden, wollen die Forschenden nach Substanzen suchen, die entweder virusfördernde Zellprozesse hemmen oder zur Abwehr der Zelle beitragen. Die Wirksamkeit dieser Substanzen planen die Wissenschaftler anschließend in Zellkulturtests und in Tierversuchen zu überprüfen.

„Es ist unser Ziel, diese Schritte für zumindest eine Substanz so forciert zu durchlaufen, dass wir damit eine klinische Studie durchführen können“, erläutert König. „Unsere Pipeline soll einen Beitrag leisten, um schnell und wirksam auf die Ausbreitung neu oder wieder auftretender gefährlicher Virusinfektionen reagieren zu können."

Am Projekt Appeal sind folgende Institutionen beteiligt:

  • Universitätsklinikum Jena, Deutschland
  • Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
  • Imperial College London, Vereinigtes Königreich
  • Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Deutschland
  • Universitätsmedizin Greifswald, Deutschland
  • Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS), Paris, Frankreich
  • ERINHA European Research Infrastructure on Highly Pathogenic Agents, Brüssel, Belgien
  • Erasmus Universitair Medisch Centrum Rotterdam, Niederlande
  • Institut Pasteur, Paris, Frankreich
  • Ecrin European Clinical Research Infrastructure, Paris, Frankreich
  • Mattek in vitro Life Science Laboratories, Bratislava, Slovakei
  • Acondicionamiento Tarrasense Associacion, Barcelona, Spanien
  • Consultech Technologieberatung GmbH, Berlin, Deutschland

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