
Messenger-RNA ist ein vielversprechender Ansatz für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus. (Bild: Gernot Krautberger – Fotolia)
Vor zwei Jahren waren die beiden Partner übereingekommen, gemeinsam Impfstoffe auf Messenger-RNA-Basis (M-RNA) für Infektionskrankheiten entwickeln zu wollen. Translate Bio hat bereits mit der Herstellung mehrerer M-RNA-Konstrukte begonnen und will seine Plattform nutzen, um eine Reihe von SARS-CoV-2-Impfstoffkandidaten zu entdecken, zu entwickeln und herzustellen. Das Unternehmen hat bereits eine 100-g-Einzelchargen-Produktion eingerichtet. Der Aufbau einer weiteren Produktion durch einen Lohnhersteller, die mindestens zwei 250-Gramm-Chargen pro Monat aufnehmen kann, sei im Gange.
Was sind mRNA-Impfstoffe und wie funktionieren sie?
Impfstoffe ahmen Krankheitserreger nach, um das Immunsystem zu stimulieren. Dieses baut dadurch einen Abwehrmechanismus auf, der im Körper aktiv bleibt, um zukünftige Infektionen zu bekämpfen. Übliche Impfstoffe nutzen dazu beispielsweise inaktivierte Viren oder einzelne Proteine aus der Hülle eines Virus. Diese sogenannten Antigene dienen dem Immunsystem dann gewissermaßen als Vorlage, um Antikörper gegen das Virus herstellen zu können.
Einen anderen Ansatz verfolgen messengerRNA-Impfstoffe (mRNA): Sie bestehen nicht aus dem Antigen selbst, sondern stellen einen Bauplan für das Antigen dar. Gelangt dieser Plan in eine Körperzelle, produziert diese zunächst das Antigen. Darauf reagiert das Immunsystem mit der Produktion von Antikörpern. Eine M-RNA kann auch als Vorlage für mehrere verschiedene Antigene dienen. Dies ermöglicht höhere Flexibilität und Effizienz im Entwicklungsprozess. mRNA-Impfstoffe sind deutlich einfacher und schneller zu synthetisieren als die Massenproduktion von Virus-Bestandteilen. Außerdem sollen diese Impfstoffe gezielter und verträglicher wirken. Aufgrund dieser Vorteile gelten mRNA-Impfstoffe auch als vielversprechend gegen einige Krankheiten, für die bislang keine Impfung praktikabel umsetzbar ist.
Sanofi wiederum soll in die Kooperation sein Impfstoff-Know-how und seine externen Forschungsnetzwerke bereitstellen, um die möglichen Impfstoffkandidaten weiterzuentwickeln. Für das Unternehmen ist es die zweite Zusammenarbeit für einen Coronavirus-Impfstoff. Im Februar hatte Sanofi bereits eine Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Biomedical Advanced Research and Development Authority (Barda) angekündigt, der die Entwicklung eines weiteren proteinbasierten Impfstoffkandidaten voranbringen soll. (jg)
Bildergalerie zur Coronakrise in der Pharmaindustrie

Die pharmazeutischen Unternehmen forschen fieberhaft nach Heil- und Impfstoffe, spüren wie andere Industrien aber auch zunehmend die Auswirkungen von Ausgangssperren und Problemen bei den Lieferketten. Wir fassen die aktuellen Entwicklungen in der Branche zusammen. (Bild: UN Photo/Evan Schneider)

Um Infizierte zu erkennen und Infektionsketten zu durchbrechen, werden derzeit überall die Testkapazitäten für den Coronavirus hochgefahren. Während solche Tests beispielsweise schon frühzeitig von Unternehmen wie Qiagen kamen, entwickeln verschiedene Pharma-Größen neue Testverfahren, um größere Probenmengen in kurzer Zeit zu ermöglichen. Schon am 13. März erhielt Pfizer von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA eine Notfallzulassung für ihren Test Cobas, der in der Folge auch in vielen anderen Märkten zugelassen ist. Auch Thermo Fisher bekam eine sogenannte Emergency Use Authorization (EUA). Am 18. März folgte der Pharmakonzern Abbott, der gleichzeitig ankündigte, etwa 150.000 Tests in den USA auszuliefern. Das Pharmaunternehmen Eli Lilly kündigte an, seine Labors zur Verfügung zu stellen, um Proben aus dem Bundesstaat Indiana zu analysieren. (Bild: Roche)

Neben Test wird mit Hochdruck auch an Heilmitteln für die durch den Virus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 geforscht. Auf dieser Suche schließen sich viele Pharmaunternehmen zusammen: Vir Biotechnology und Biogen unterzeichnen am 12. März eine Absichtserklärung für die Entwicklung und Herstellung von monoklonalen Antikörpern gegen Covid-19. Auch Abcellera and Eli Lilly wollen zusammen an Antikörpern forschen. Gerüchte, dass das HIV-Mittel Darunavir auch bei Sars-CoV-2 bzw. Covid-19 helfen könne, wies Johnson&Johnson zurück. Dafür gebe es keine Belege. Dagegen gibt es Hinweise, dass das Jahrzehnte-alte Malariamittel Chloroquin bei Covid-19-Patienten wirken könnte. Bayer hat der US-Regierung daher 3 Mio. Tabletten gespendet.(Bild: ustas - AdobeStock)

In weiterer Ferne liegt dagegen noch ein Impfstoff gegen den Coronavirus. Doch es gibt hoffnungsvolle Entwicklungen – unter anderem aus Deutschland. Für seinen möglichen, auf Messenger-RNA (M-RNA) basierenden Impfstoff hat das Mainzer Unternehmen Biontech am 17. März mit dem Pharmariesen Pfizer eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Diese umfasst die weltweite Entwicklung und den Vertrieb. Für China hatte sich das Unternehmen zuvor bereits mit Fosun Pharma zusammengetan. Auch das Tübinger Unternehmen Curevac hat einen vielversprechenden Impfstoff in der Pipeline und musste von Eigner Dietmar Hopp gegen Abwerbe-Avancen der amerikanischen Regierung geschützt werden. Das US-Unternehmen Moderna gab am 16. März bekannt, seinen M-RNA-Impfstoff in einer klinischen Studie der Phase I erstmals an einen Probanden verabreicht zu haben. (Bild: Biontech)

Während viele Pharmaunternehmen derzeit also unter Hochdruck arbeiten, geraten wie in anderen Branchen auch die Lieferketten in Gefahr. So berichtete etwa GE Healthcare Life Sciences am 11. März von Störungen bei Lieferanten und zunehmenden Problemen beim Transport. Novartis erwartete dagegen zum gleichen Zeitpunkt noch keine Schwierigkeiten bei der Lieferkette. Ähnliches gab es eine Woche später von Oxford Biomedica und Sanofi zu hören. Bora Pharmaceuticals gab am 18.3. bekannt, die Liefersituation sei zwar derzeit unter Kontrolle, man wolle gleichzeitig aber Lagerbestände aufstocken. Um die Lieferketten von Unternehmen zu schützen, die die Medikamente zur Bekämpfung von Covid-19 herstellen und vertreiben, kündigte die Asiatische Entwicklungsbank bereits am 12. März ein 200 Mio. US-Dollar schweres Programm an. Der LohnherstellerWuxi Apptec gab derweil schon am 11. März bekannt, den Betrieb in der chinesischen Stadt Wuhan, wo der Ursprung der Epidemie vermutet wird, wieder aufgenommen zu haben. (Bild: Sanofi)

Viele Veranstaltungen in der Pharmabranche wurden dagegen abgesagt. Die Messe CPHI North America, die ursprünglich Anfang Mai in Philadelphia stattfinden sollte, wurde am 12. März auf den 9. bis 11. September verschoben. Auch der Darmstädter Pharmakonzern Merck verschob seine für den 24. April in Frankfurt angesetzte Hauptversammlung wegen des Coronavirus auf unbestimmte Zeit. (Bild: Merck)

Auch sonst sorgt das Virus für Verwerfungen im Arbeitsablauf der Pharmaunternehmen. Zahlreiche Unternehmen wie Astrazeneca, Novartis, Bristol Myers Squibb, Amarin und Genetech verstärken Homeoffice-Angebote und/oder verringern Vertriebsaktivitäten mit physischem Kontakt. Auch die US-Gesundheitsbehörde FDA empfiehlt in ihren am 18. März veröffentlichten Leitlinien für klinische Studien während der Corona-Epidemie mehr telefonische Kontakte, virtuelle Besuche sowie eine zusätzliche Sicherheitsüberwachung für Studienteilnehmer. Am 17. März wurde bekannt, dass die Coronasituation auch die Megafusion von Abbvie und Allergan wahrscheinlich verzögern wird. (Bild: Astrazeneca/Herzog & De Meuron)
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