Hanftee, der aus Blättern und Blüten von Nutzhanf hergestellt wird, ist im Onlinehandel leicht verfügbar. Diese Tees enthalten eine Vielzahl von chemischen Verbindungen, unter anderem verschiedene Cannabinoide, denen ein breites Spektrum an pharmazeutischen Wirkungen zugeschrieben wird.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Cannabinoid Δ9-Tetrahydrocannabinol (Δ9-THC), das für seine psychoaktiven Effekte bekannt ist. Weiterhin von Bedeutung sind Cannabidiol (CBD) und dessen Säureform, Cannabidiolsäure (CBDA), die für die gewünschten therapeutischen Effekte verantwortlich sein sollen. Es ist wichtig zu beachten, dass derzeit Hanfblätter und -blüten in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unterliegen und daher nicht als Lebensmittel gelten. Unbekannt und umstritten war bislang, welche und in welchen Anteilen Cannbinoide tatsächlich beim Aufbrühen von den Pflanzenteilen in den Hanftee übergehen. In einer aktuellen Studie hat ein Team von Forschenden um Nadja Triesch vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 23 Hanftee-Sorten daraufhin genauer untersucht und die Ergebnisse im Fachjournal Food Additives & Contaminants A veröffentlicht.
Weniger berauschend als erwartet
Um die Übertragung von Cannabinoiden in den Tee-Aufguss zu verstehen, entwickelten die Forschenden eine Methode, um die verschiedenen Cannabinoide zu analysieren. Dabei stellten sie fest, dass die Übertragungsraten für verschiedene Cannabinoide unterschiedlich sind. Einige Cannabinoide gingen besser über als andere, und insgesamt wurden nur etwa 20 % der Cannabinoide aus dem Tee in den Aufguss übertragen. Insbesondere die bisher aus Mangel an Informationen geltende Annahme, dass das berauschende Δ9-THC vollständig aus dem Hanftee in den Aufguss übergeht, wurde durch die Ergebnisse dieser Untersuchung in Frage gestellt. Die Forschenden fanden heraus, dass tatsächlich nur etwa 0,5 % des Δ9-THC in den Tee-Aufguss übertragen werden. Dies könnte auf die geringe Wasserlöslichkeit von Δ9-THC zurückzuführen sein.
Dieser drastische Unterschied zwischen bisheriger Annahme und tatsächlichem Wert könnte wichtig für eine zukünftige Legalisierung verschiedener Hanfprodukte sein: Die Klassifizierung von Cannabis-Produkten basiert oft auf dem Gehalt an Δ9-THC. Zum Beispiel schreibt die EU-Regulierung vor, dass der Gehalt an Δ9-THC in Hanfprodukten nicht mehr als 0,2 % betragen darf. Gleichzeitig verdeutlicht die Studie, dass die Übertragung von Δ9-THC in den Tee-Aufguss begrenzt ist. Diese Erkenntnisse sind außerdem wichtig, um die möglichen Auswirkungen des Konsums von Hanftee vor einer möglichen Legalisierung besser zu verstehen. Wenn Menschen Hanftee trinken, nehmen sie Cannabinoide wie Δ9-THC auf. Die niedrige Übertragungsrate von Δ9-THC in den Tee-Aufguss bedeutet jedoch, dass die Auswirkungen auf den Körper viel schwächer sind als bisher angenommen.