Am Anfang standen eine Männerfreundschaft, viel Forschergeist und zwei Küchenherde. Auf denen experimentierten der Kaufmann Friedrich Bayer und der Färber Johann Friedrich Weskott – und fanden heraus, wie man den Farbstoff Fuchsin herstellt. Am 1. August 1863 gründeten sie in Wuppertal-Barmen die Firma
„Friedr. Bayer et. comp.“ – ein Start-up des 19. Jahrhunderts mit einem Riesen-Potenzial.
Bayer produziert nach seiner Gründung zunächst synthetische Farbstoffe, im Laufe der Jahre wächst die Produktpalette jedoch beträchtlich. 1881 wird die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt – die „Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.“ – und entwickelt sich zu einem international tätigen Chemieunternehmen. Im Zuge der Expansion verlagert Bayer seinen Hauptsitz 1912 nach Leverkusen. Nach dem Ersten Weltkrieg geht der Konzern 1925 in der „I.G. Farbenindustrie AG“ auf und wird 1951 als „Farbenfabriken Bayer AG“ neu gegründet. Das Tempo der Veränderungen nimmt nach dem „halbrunden“ 125. Jubiläum im Jahr 1988 noch einmal deutlich zu. Bayer konzentriert sich zunehmend auf seine Kernaktivitäten und trennt sich 1999 zunächst von seiner Tochter Agfa und 2005 von wesentlichen Teilen des klassischen Chemiegeschäfts, die unter dem Namen Lanxess ausgegliedert werden. Parallel werden die sogenannten Life-Science-Bereiche Gesundheit und Agrarwirtschaft konsequent ausgebaut, vor allem mit der Akquisition von Aventis CropScience und Schering.
Ein wichtiger Meilenstein für Bayer war das Jahr 1888. Recycling Fachleute von heute würden sagen: „Abfall ist Rohstoff am falschen Platz.“ Dieser Gedanke könnte seinen Ursprung in der Erfindung des Phenacetins haben. Denn es wurde aus einen Produkt gewonnen, für das man zunächst keine Verwendung hatte, und niemand ahnte, dass für die Menschen in aller Welt der Name Bayer bald für Arzneimittel stehen würde. Nutzlos lagerten
30.000 kg p-Nitrophenol als Nebenprodukt aus der Farbenproduktion in Fässern auf dem Elberfelder Fabrikhof. Auf Anregung Carl Duisbergs stellte Dr. Oskar Hinsberg
damit im Labor Versuche an, die zum Acetophenetidin führten. Unter dem Namen Phenacetin kam das Pulver als fiebersenkendes Mittel auf den Markt. Das „Monopol“ des schwer verfügbaren Chinins aus der Chinarinde war damit endgültig gebrochen.
Sterilabfüllung von Penicillin im Pharma-Spezialbetrieb Gebäude
E 39 in Leverkusen (1960). Der Anblick mutet heute antiquarisch an. Sir Alexander Fleming entdeckte – mehr oder weniger zufällig – Ende der 1930er Jahre das Penicillin. Der erste Mensch, der mit Penicillin behandelt wurde, war ein 43-jähriger Polizist aus London, der sich beim Rasieren geschnitten und sich an der infizierten Wunde eine Blutvergiftung zugezogen hatte. Tatsächlich war das Fieber nach fünf Tagen verschwunden, aber weil die Penicillinvorräte aufgebraucht waren, konnte die Behandlung nicht fortgesetzt werden und der Mann verstarb nach einem Monat. Doch ging es in Riesenschritten weiter: Im 2. Weltkrieg wurde es erfolgreich bei verwundeten Soldaten eingesetzt und bewahrte viele vor dem Tod. Heute gilt Penicillin als der wichtigste Pilz der Welt und wird seit langen Jahren großtechnisch hergestellt.