
Wenn alles installiert ist, können Pharmaunternehmen bis zu 10 % ihres Strombedarfs durch die Solaranlage decken. (Bild: Enviria)
Entscheider-Facts
- Pharmaunternehmen haben meist bereits die nötige Elektroinfrastruktur vor Ort.
- Der Netzanschluss ist für Unternehmen, die ihren gesamten Solarstrom selbst verbrauchen oft nur Formsache.
- Ein begrüntes Dach kühlt die Solarpaneele auf natürliche Weise ab.
Der bevorteilte Strompreis bei vorhandenen Gasturbinen vor Ort ist zwar praktisch, aber die steigenden Strom- und Energiepreise werden auch für Pharmaunternehmen eine immer größere Herausforderung. Eigene Solaranlagen sind daher eine naheliegende Lösung. Sie liefern saubere Energie, sind effizient und immer präsenter im öffentlichen Diskurs.
Doch wie können Pharmaunternehmen Solarenergie für sich nutzen? Lohnt sich Photovoltaik trotz des hohen Stromverbrauchs? Das Solar-Dienstleister Start-up Enviria hat schon mehrere Pharmaunternehmen dabei unterstützt, Solaranlagen zu installieren und betreut die Projekte von Anfang an.
Ohne Vorerfahrung hilft ein Partner
Solarenergie in Eigenregie umzusetzen, ist für Unternehmen kompliziert. Gerade große Projekte sind herausfordernd. Denn der Überfluss von Anbietern und Meinungen erschwert es Unternehmen, die beste Option zu finden. Auch der Netzanschluss ist ein langwieriger Prozess, denn die über 850 deutschen Netzbetreiber haben ihre eigenen Anmeldesysteme.
Zusätzlich sind die Netzbetreiber wegen der hohen Nachfrage überfordert, was die Anmeldungen verzögert. Es ist schwierig, diese Hürden ohne Vorerfahrung zu überwinden. Darum unterstützt ein Partner wie Enviria – das Start-up hat schon über 200 kommerzielle Projekte umgesetzt.
Vorteile von Pharmadächern
Ein Vorteil für viele Pharmaunternehmen ist, dass oft bereits die nötige Elektroinfrastruktur vor Ort gegeben ist. Denn die Herstellungsprozesse der Pharmabranche sind stromintensiv. Das bedeutet, dass die Trafostationen vor Ort bereits auf einen hohen Verbrauch ausgelegt sind und der Netzanschluss ohne Investitionen in zusätzliche Trafostationen möglich ist. Außerdem hat der hohe Stromverbrauch der Pharmaunternehmen auch einen Vorteil: Während andere Projekte teilweise mehrere Monate auf den Netzanschluss ihrer Anlage warten, ist der Anschluss für Unternehmen, die ihren gesamten Solarstrom selbst verbrauchen, oft nur eine Formsache.
Andere Projekte müssen im schlimmsten Fall verkleinert werden, da die Herstellung der nötigen Infrastruktur zu zeitintensiv und teuer wäre. Denn preislich liegen neue Trafostationen bei etwa 150.000 Euro. Im Falle von Pharmaunternehmen ist das meistens nicht nötig. Ein weiterer Vorteil der Branche ist, dass sie teilweise zur kritischen Infrastruktur gehört. Die Netzbetreiber sind dadurch in Zugzwang und neue Projekte werden selten abgelehnt.
Trotz der positiven Grundvoraussetzungen gibt es einige Hürden. Die Dächer der Produktionsstätten sind oft mit Klimaanlagen oder Ähnlichem bebaut, dafür sind die Dachflächen von Lagerhallen eher für Solaranlagen geeignet und lassen sich gut belegen. Vor allem, wenn sie sich direkt neben der Produktionsstätte befinden. So kann das Unternehmen den erzeugten Strom direkt vor Ort verbrauchen.
Gründach und Solaranlage ergänzen sich
Für einen Pharma-Kunden hat Enviria Dach und Fassade in Rheinland-Pfalz mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet, die über 100 Kilowatt-Peak (kWp) verfügt. Das Projekt soll in etwa einem halben Jahr fertig sein. Ein anderer größerer Pharma-Kunde des Start-ups befindet sich in Süddeutschland. Beim dortigen Projekt hat der Kunde seine Laborproduktionsstätten mit Solaranlagen über 700 kWp ausgestattet. Vor Ort befindet sich neben der Produktion auch die Logistik-Umschlaghalle. In dem Bundesland des Kunden gilt bereits seit Januar 2022 eine Solarpflicht für gewerbliche Neubauten. Der Kunde hatte seine Dächer über ein offenes Bieterverfahren ausgeschrieben, das Start-up stellte ihm ein Angebot und die Partner setzten das Projekt innerhalb eines halben Jahres um.
In der Planung des Projekts musste der Solar-Dienstleister vor allem das vorhandene Gründach besonders berücksichtigen. Die Kombination von Photovoltaik und Begrünung ist generell vorteilhaft – nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch um die Biodiversität zu steigern und die Dachhaut vor Witterung zu schützen. Außerdem bringt die Begrünung einen Mehrertrag der Photovoltaik-Anlage. Das Gründach kühlt die Paneele auf natürliche Weise um 2 bis 8 % herunter – auch Absorption genannt. Werden beide Projekte allerdings unabhängig voneinander geplant, müssen die Schnittstellen gut koordiniert werden. Denn beide Nutzungen strapazieren die Traglast des Daches.
Das Gewicht der Dachbegrünung liegt je nach Schichtaufbau bei etwa 80 bis 140 Kilogramm pro Quadratmeter, das gilt für Substrataufbauten von 8 bis 11 cm Höhe. Photovoltaik-Anlagen, speziell die für Solar-Gründächer, belasten das Dach mit zusätzlichen 20 bis 30 Kilogramm pro Quadratmeter. Des Weiteren ist bei Gründächern darauf zu achten, bei der Ausrichtung der PV-Anlage die Reihenabstände einzuhalten: Diese liegen bei etwa 50 cm bis 80 cm. Einerseits fällt so genug Licht auf die Vegetationsebene. Andererseits werden die Reihenabstände dazu genutzt, das Gründach zu pflegen und ungebetene Pflanzen zu entfernen. Diese Reihenabstände sind bei Photovoltaik-Anlagen ohne Gründach meistens nicht notwendig.
Eine weitere Hürde: Das Projekt in Süddeutschland muss kurzschlusssicher sein. Es erfolgte ein komplizierter Prozess des Abwägens der richtigen Kabelwahl. Entscheidend dafür ist die Länge der Strecke und wie tief das Kabel liegt. Auch die Spannung des Stroms und die durchfließende Strommenge sind entscheidend. Welches Kabel letztendlich das richtige ist, ist immer eine Individualentscheidung der Expertinnen und Experten. In diesem Fall entschied sich das Start-up, mit kurzschlusssicheren AC-Kabeln zu arbeiten. Diese sind teurer als die klassischen. In diesem Fall waren diese Kabel zur Erhaltung der Kühlketten jedoch unabdingbar.
Lohnt sich fast immer
Wie bereits erwähnt, sind die meisten Pharmaunternehmen sehr stromintensiv. Daher verbrauchen sie meistens den gesamten eigens produzierten Strom, welcher etwa
10 % ihres Bedarfs deckt. Das klingt auf den ersten Blick wenig, jedoch haben Projekte dieser Art eine hohe Kapitalrentabilität. Die Kosten pro Kilowattstunde sinken signifikant, verglichen mit Strom aus dem Netz – gerade in Bezug auf die 20-jährige Laufzeit der Solaranlage. Logischerweise sind größere Projekte noch rentabler, allerdings muss jeder Zubau beim Netzbetreiber neu angefragt werden.
Viele Unternehmen jeglicher Branchen denken, dass Solaranlagen sich wirtschaftlich nicht rechnen. Wenn der Projektierer aber professionell vorgeht, lohnen sich Solaranlagen fast immer. Darum zieht das Solar-Start-up alle Optionen in Erwägung und plant für seine Kunden eine umfassende Energieversorgung. Gerade Lager- und Logistikhallen vor Ort eignen sich für Solaranlagen. Besonders, wenn eine Produktion auf dem gleichen Gelände vorhanden ist. Aber auch, wenn nur ein kleiner Anteil des Strombedarfs von der eigenen Solaranlage gedeckt wird, profitieren Pharmaunternehmen langfristig von der Umsetzung – und die Umwelt sowieso.