KI-generierte symbolische Darstellung eines an einen Tumor gebundenen Antikörpers - nicht maßstabsgetreu und nicht medizinisch-wissenschaftlich korrekt.

(Bild: KI-generiert mit Dall-E3 / OpenAI)

Im Rahmen der Vereinbarung wollen beide Unternehmen BNT327 gemeinsam als Monotherapie und in Kombination mit anderen Produkten entwickeln und kommerzialisieren. Beide Unternehmen haben das Recht, BNT327 unabhängig voneinander in weiteren Indikationen und Kombinationen zu entwickeln, einschließlich Kombinationen von BNT327 mit Kandidaten aus der unternehmenseigenen Pipeline. Biontech hat BNT327 durch die Übernahme des chinesischen Unternehmens Biotheus zu Anfang des Jahres in sein Portfolio aufgenommen.

BMS wird an Biontech eine Vorabzahlung von 1,5 Milliarden US-Dollar sowie bis einschließlich 2028 zusätzliche ungebundene Zahlungen zu Jahrestagen der Vereinbarung in Höhe von insgesamt 2 Mrd. US-Dollar zahlen. Außerdem hat Biontech Anspruch auf bis zu 7,6 Mrd. US-Dollar an zusätzlichen Meilensteinzahlungen für die Entwicklung, Zulassung und Vermarktung. Biontech und BMS wollen Entwicklungs- und Produktionskosten zu gleichen Teilen übernehmen, vorbehaltlich bestimmter Ausnahmen. Die weltweiten Gewinne und Verluste werden zu gleichen Teilen aufgeteilt.

Biontechs Produktkandidat BNT327 ist ein sogenannter bispezifischer Antikörper. Er richtet sich gegen zwei Ziele: das Zelloberflächenprotein PD-L1 und das Signalprotein VEGF-A (s. auch Infokasten). Der Kandidat wird derzeit in mehreren laufenden Studien untersucht, in denen bereits mehr als 1.000 Patientinnen und Patienten behandelt worden sind. Zu diesen Studien zählen globale Phase-3-Studien mit Zulassungspotential. Diese untersuchen die Eignung von BNT327 als sogenannte Erstlinientherapie zur Behandlung insbesondere von Lungenkrebs. Dabei handelt es sich um kleinzelligen Lungenkrebs im extensiven Stadium (extensive-stage small cell lung cancer, „ES-SCLC“) und nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (non-small cell lung cancer, „NSCLC“).Außerdem ist eine globale Phase-3-Studie für die Behandlung von dreifach negativem Brustkrebs (triple-negative breast cancer, „TNBC“) bis Ende 2025 geplant.

Vorläufige Daten aus laufenden Studien unterstreichen das Potenzial, PD-L1 und VEGF-A – zwei etablierte therapeutische Zielstrukturen – in einem einzigen Antikörper zu kombinieren. Die Entwickler erwarten mit diesen vereinten Wirkungsmechanismen, einen klinischen Mehrwert für Patientengruppen mit verschiedenen Tumorarten zu erzielen: „Wir glauben, dass BNT327 das Potenzial hat eine grundlegende immunonkologische Schlüsseltherapie zu werden, die über Checkpoint-Inhibitoren mit nur einem Mechanismus hinausgeht und auf mehrere Indikationen für solide Tumore ausgeweitet werden kann“, sagte Prof. Ugur Sahin, CEO und Mitgründer von Biontech. „Unsere Zusammenarbeit mit BMS, einem Pionier in der Immunonkologie, zielt darauf ab, die Entwicklung von BNT327 zu beschleunigen und auf breiter Basis zu erweitern, um sein volles Potenzial auszuschöpfen.“ BNT327 soll die Antikörper-Wirkstoff-Konjugat-Programme und mRNA-basierten Immuntherapiekandidaten im Portfolio des Biotech-Unternehmens ergänzen.

„Mit unserer umfassenden Erfahrung und Expertise in der Entwicklung und Bereitstellung innovativer immun-onkologischer Medikamente sind wir gut aufgestellt, um gemeinsam mit Biontech das Potenzial von BNT327 voll auszuschöpfen. Dieser Produktkandidat könnte die Standardbehandlung für Patientinnen und Patienten mit soliden Tumoren transformieren“, sagte Dr. Christopher Boerner, Vorstandsvorsitzender und CEO von Bristol Myers Squibb. „Die Wissenschaft, die hinter BNT327 steht, und die führende klinische Position des Kandidaten bei mehreren schwer zu behandelnden Tumorarten bestärkt uns in unserem Bestreben, innovative Mechanismen und verschiedenen Modalitäten in der Onkologie voranzutreiben und unseren Wachstumskurs als Unternehmen fortzuschreiben.“

Wie funktioniert BNT327?

BNT327 ist ein sogenannter bispezifischer Antikörperkandidat, also ein Antikörper, der an zwei unterschiedliche Zielstrukturen binden kann. Er kombiniert mit der Blockade des PD-L1-Checkpoints sowie der Neutralisierung von VEGF-A zwei komplementäre Mechanismen in einem einzigen Molekül kombiniert. Beide dieser Ziele sind in der Krebstherapie etablierte Angriffspunkte für Medikamente. Die Checkpoint-Blockade soll den T-Zellen des Immunsystems dabei helfen, dass sie die Tumorzellen erkennen und zerstören können. VEGF-A unterdrückt das Immunsystem in der unmittelbaren Umgebung des Tumors, weshalb die Neutralisierung von VEGF-A ebenfalls ein oft genutzter Ansatz ist. Außerdem wirkt diese Neutralisierung dem Wachstum neuer Blutgefäße am Tumor, der sogenannten Tumorangiogenese, entgegen. Ziel der Therapie mit BNT327 ist es, die Blut- und Sauerstoffversorgung der Tumorzellen zu unterbinden und schließlich ihr Wachstum und ihre Vermehrung zu verhindern.

BNT327 unterscheidet sich von anderen Therapien potenziell durch seinen Wirkmechanismus, der auf das Protein PD-L1 auf Tumorzellen abzielt, um die Anti-VEGF-Aktivität in der Mikroumgebung des Tumors zu lokalisieren. Damit ließe sich die Präzision der Behandlung verbessern, was wiederum den Einsatz geringerer Mengen an Medikamenten und damit die Belastung des restlichen Körpers verringern könnte. Durch die Normalisierung der Blutgefäße im Bereich des Tumors könnte außerdem der Transport zum Tumor und die potenzielle Wirksamkeit von Kombinationstherapien verbessert werden. Mit diesem gezielten Gefäßumbau wäre BNT327 eine mögliche Schlüsseltherapie für ein breites Spektrum solider Tumore.

 

Wie ist die Studienlage zu BNT327?

Bislang wurden mehr als 1.000 Patientinnen und Patienten in klinischen Studien mit BNT327 behandelt. Über 20 klinische Studien laufen bereits oder befinden sich in Planung. In diesen Studien wird BNT327 entweder als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Behandlungswegen, die auf verschiedene onkogene Signalwege abzielen, in mehr als 10 soliden Tumorarten untersucht. Mehrere globale Studien laufen derzeit oder sollen 2025 beginnen, darunter drei globale klinische Studien mit Zulassungspotenzial für die Erstlinienbehandlung von kleinzelligem Lungenkrebs (small cell lung cancer, „SCLC“), Erstlinienbehandlung von nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (non-small cell lung cancer, „NSCLC“) sowie Erstlinienbehandlung von dreifach negativem Brustkrebs (triple negative breast cancer, „TNBC“). In weiteren Studien soll die Kombination von BNT327 mit Biontechs unternehmenseigenen Antikörper-Wirkstoff-Konjugat („ADC“)-Kandidaten untersucht werden. Bei erfolgreicher Entwicklung und Zulassung beabsichtigt Biontech, diesen bispezifischen Antikörperkandidaten als immunonkologisches („IO“) Schlüsselmolekül in Kombination mit anderen Behandlungsmodalitäten für ein breites Spektrum von Krebsindikationen einzusetzen.

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