
Die forschenden Pharmaunternehmen haben 2021 bisher 22 neue Medikamente auf den Markt gebracht. (Bild: VFA)
Zum Vergleich: Im ganzen Jahr 2020 kamen 32, im Jahr davor 25 neue Medikamente (das heißt Arzneimittel mit neuem Wirkstoff) heraus. Auch wenn Covid-19 bei den Pharmaunternehmen höchste Aufmerksamkeit erhalten habe, hätten sie andere Krankheiten nicht dabei aus dem Blick verloren, betonte Han Steutel, Präsident des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (VFA). Von den 22 neuen Medikamente in Deutschland finden demnach 19 Anwendung außerhalb der Covid-19-Bekämpfung. Die Nachfrage nach Medikamenten aus Deutschland steigt dabei generell an und die Exporte haben im letzten Jahrzehnt deutlich zugenommen, so das Ergebnis einer Studie des VFA.
Einige 2021 auf den Markt gebrachten Medikamente sind für Patienten mit häufigen Krankheiten bestimmt: etwa echte Grippe, Brust- oder Lungenkrebs. Weitere Mittel erweitern die Möglichkeiten, gegen multiresistente Bakterien vorzugehen oder HIV-Positiven zu helfen, deren ältere Medikation aufgrund von Resistenzen bei den Viren nicht mehr richtig wirkt.

In dieser Bildergalerie finden Sie eine Liste der weltweit größten Pharmahersteller nach Umsatz 2020. Für die Platzierungen wurde jeweils der Umsatz des gesamten Unternehmens berücksichtigt. (Bild: Evgeny Rannev – Fotolia)

Den siebten Platz knapp verpasst hat das US-Pharmaunternehmen Bristol Myers Squibb. Der Umsatz des Konzerns kletterte von 42,5 auf 46,4 Mrd. US-Dollar. (Bild: Bristol Myers Squibb)

Das US-Unternehmen Merck ist in 2021 um drei Plätze auf auf Rang sieben abgerutscht, obwohl der Umsatz um 700 Mio. USD auf 48,7 Mrd. USD geklettert war. Da Merck 2021 allerdings Geschäft im Wert von 6,3 Mrd. USD - darunter die Bereiche Frauengesundheit und Biosimilars - abgestoßen hatte, dennoch ein beachtlicher Erfolg. Diesen verdankte der Konzern vor allem dem Antiviren-Präparat Molnupiravir. (Bild: Merck & Co.)

Platz 6: Nach Jahren der Abwärtsbewegung hatte der Schweizer Pharmakonzern in 2021 wieder ein richtig gutes Jahr: Der Umsatz kletterte um fast 3 Mrd. USD auf zuletzt 51,53 Mrd. USD. Allerdings nicht genug, um den dritten Platz im Ranking von 2020 zu halten. Eines der wichtigsten Blockbuster-Produkte von Novartis ist inzwischen das auf das Immunsystem wirkende und bei Hauterkrankungen eingesetzte Medikament Cosentyx (4,72 Mrd. USD) sowie das Herzmedikament Entresto (3,55 Mrd. USD). (Bild: Novartis)

Das US-Unternehmen Abbvie hatte in den vergangenen Jahren einen enormen Lauf: Von 23 Mrd. USD in 2016 kletterte der Umsatz des Konzerns bis 2021 auf 56,2 Mrd. USD und katapultiert den Konzern aus Chicago damit auf Platz 5. Gegenüber dem Vorjahr ein Plus von rund 10 Mrd. US-Dollar. Wachstumsmotor ist das Arthritis-Präparat Humira, das inzwischen für 20 Mrd. USD steht. (Bild: Abbvie)

Platz 4: Der Schweizer Pharmakonzern Roche konnte in 2021 seinen Umsatz um satte 5,4 Mrd. USD auf 68,70 Mrd. USD steigern. Doch die Dynamik reichte trotzdem nicht, um den 2. Platz auf dem Siegertreppchen zu halten - dieser ging an einen Corona-Profiteur... (Bild: Roche)

Der chinesische Pharmakonzern Sinopharm, der 2019 erstmals unter den ersten Plätzen war und 2020 Rang 2 belegte, rutschte um einen Zähler auf Platz 3 ab, konnte sich aber auf dem Siegertreppchen halten. Der Umsatz von Sinopharm war im vergangenen Jahr dennoch kräftig gestiegen: auf 80 Mrd. USD (2020: 66,3 Mrd. USD). (Bild: Giordano Aita - Fotolia.com)

Platz 2 belegt im aktuellen Ranking nach Umsätzen in 2021 der US-Konzern Pfizer, der zuletzt durch die Impfstoff-Kooperation mit Biontech einen enormen Lauf hatte: Das Unternehmen konnte den Umsatz auf 81,29 Mrd. USD nahezu verdoppeln und verdrängte damit Roche von Rang 3 auf Rang 4 und Sinopharm von Platz 2 auf Platz 3. (Bild: Pfizer)

Platz 1 geht wieder einmal an das US-amerikanische Unternehmen Johnson & Johnson. Der Konzern generierte in 2021 ein Umsatzplus von 14 % bzw. 94,77 Mrd. US-Dollar. Johnson & Johnson fertigt und vertreibt Gesundheitsprodukte und Pharmazeutika und gehört hier weltweit zu den größten Anbietern im Markt. Zum Portfolio gehören sowohl verschrei-bungspflichtige wie auch frei erhältliche Präparate, darunter Wirkstoffe gegen Pilz-infektionen, Wundsalben, Kosmetika, Augentropfen, Schmerzmittel und Kontaktlinsen. Aber auch ein Impfstoff gegen den Covid-19-Erreger. (Bild: Johnson&Johnson)

Das erste deutsche Unternehmen, der Leverkusener Bayer-Konzern, findet sich in Weltrangliste 2021 erst auf dem 13. Platz. Die Rangliste der globalen Top 20 der Pharmaindustrie finden Sie hier. . (Bild: Bayer)
Sieben neue Medikamente gegen seltene Krankheiten

Sieben der Medikamente dienen der Behandlung von Patienten mit seltenen Erkrankungen. Zu diesen zählt beispielsweise die angeborene spinale Muskelatrophie (eine Lähmungskrankheit) und das Cholangiokarzinom (Krebs des Gallengangs). Gegen zwei Krankheiten - die neurodegenerative metachromatische Leukodystrophie und die Stoffwechselkrankheit Primäre Hyperoxalurie Typ 1 - kamen sogar die ersten Medikamente überhaupt heraus.
Dazu Han Steutel: "Die zur Jahrtausendwende von der EU verabschiedete Verordnung für Medikamente gegen seltene Krankheiten motiviert Unternehmen weiterhin, auch Mittel gegen solche Erkrankungen zu entwickeln. Dieses erfolgreiche Rahmenprogramm sollte deshalb im bisherigen Umfang und uneingeschränkt weitergeführt werden."
Im Einzelnen verteilen sich die Medikamente mit neuem Wirkstoff sich wie folgt auf verschiedene medizinische Gebiete:
- Infektionskrankheiten: 7 (darunter 3 Covid-19-Impfstoffe)
- Krebserkrankungen: 6
- Stoffwechselkrankheiten: 2
- nicht-entzündliche neurologische Krankheiten: 2
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: 1
- Neurodegenerative Krankheiten: 1
- Blutbildungsstörungen: 1
- Transplantation: 1
- Verhütung: 1
Deutschland such Anschluss bei Gentherapien
Zwei der neu eingeführten Medikamente sind Gentherapien, bei denen einige Zellen der Patienten gezielt genetisch verändert werden. So können die auf einem Gendefekt beruhende Metachromatische Leukodystrophie (bei der Nervenzellen degenerieren) und das Mantelzell-Lymphom (eine Form von Lymphknotenkrebs) gezielt behandelt werden.
Zwei weitere Medikamente wirken durch RNA-Interferenz (RNAi). Die RNA, die sie enthalten, dient nicht zum Impfen, sondern dazu, bei den Behandelten bestimmte Gene stillzulegen und damit Krankheitsprozesse aufzuhalten. Dieses Prinzip wird hier angewandt auf die Stoffwechselkrankheit Primäre Hyperoxalurie Typ 1 und die Hypercholesterolämie.
"Pharma-Unternehmen können dank bahnbrechender Fortschritte im Bereich der Gentherapien und der RNA-Therapeutika immer mehr Patientinnen und Patienten mit schweren Krankheiten eine wirksame Therapie ermöglichen“, kommentiert Verbandschef Steutel. „Leider werden solche Therapien bislang größtenteils außerhalb Deutschlands erfunden. Und auch die klinische Erprobung findet im Fall der Gentherapien meist außerhalb unseres Landes statt. Deutschland tut gut daran, Anschluss an diese medizinisch wie wirtschaftlich wichtigen Trends zu finden! Seine im Impfstoff-Feld gerade erstarkte RNA-Kompetenz kann es dafür nutzen."
Weitere Neueinführungen im zweiten Halbjahr
Auch im zweiten Halbjahr sind noch einige Neueinführungen zu erwarten. Für elf weitere Medikamente mit neuem Wirkstoff hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA bereits eine Zulassungsempfehlung ausgesprochen – fast immer folgt nach einigen Wochen auch die EU-Zulassung. Dazu kommen weitere fünf therapeutische Medikamente gegen Covid-19, für die die EMA eine Zulassung noch in diesem Jahr für möglich hält. Auch weitere Impfstoffe gegen Covid-19 könnten noch in diesem Jahr zugelassen und eingesetzt werden – trotz enttäuschender Studienergebnisse etwa auch der von Curevac. Schon durch diese Medikamente könnte 2021 zu einem überdurchschnittlich umfangreichen Neueinführungs-Jahrgang werden. Weitere Medikamente, deren Zulassungsverfahren heute schon weit fortgeschritten sind – oder die nach erfolgreicher Zulassung vor der Ausbietung stehen – könnten das noch verstärken.
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