Die Investition ist Teil eines auf mehrere Jahre angelegten Programms. Entstehen sollen bis 2022 ca. 350 Arbeitsplätze sowie Räumlichkeiten für die Wirkstoffherstellung, aseptische Flüssigkeitsabfüllung, Verpackungsmöglichkeiten und die automatisierte Sichtprüfung.
„Da der Bedarf an Entwicklungs- und Herstellungskapazitäten für Impfstoffe und neuartige Therapien wächst, werden wir weiterhin in diese Technologien und hoch qualifiziertes Personal investieren, um unsere Partner bei der Markteinführung dieser lebenswichtigen Medikamente zu unterstützen“, sagte Geschäftsführer Dr. Jürgen Betzing.
Das Kernstück des Projekts bildet ein neues multifunktionales Gebäude, das mit vier 2.000-Liter-Bioreaktoren ausgestattet wird. Damit ist es für die großvolumige, kommerzielle Wirkstoffproduktion geeignet und soll eine große Flexibilität für die Upstream- und Downstream-Prozesse sicherstellen.
Durch die modulare Bauweise und die Nutzung der bestehenden Infrastruktur ist es möglich, die Wirkstoffproduktion künftig um zwei weitere Einheiten mit Bioreaktoren zu erweitern. Parallel wurde zuletzt im Nachbargebäude eine weitere Hochgeschwindigkeits-Abfülllinie eingebracht.
Ministerpräsident besucht Standort
Diese neuen Anlagen besichtigte auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff bei seinem jüngsten Besuch des Pharmaunternehmens. „Die weltweite Pandemie hat IDT Biologika stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt“, erklärte er. Dem Impfstoffproduzenten aus seinem Bundesland komme „eine zentrale Rolle“ bei der Bekämpfung der Pandemie zu.
„Die Pharma- und Impfstoffindustrie ist ein starker Wirtschaftsfaktor in unserem Bundesland. Eine lange Tradition, die enge Verknüpfung von Forschung und Produktion sowie leistungsstarke Cluster machen den Standort so erfolgreich“, sagte Haseloff.
Forschungskooperation für schnellere Impfstoffproduktion
IDT Biologika stehe beispielhaft für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Industrie, erklärte der Ministerpräsident weiter. Diese wolle man „weiter ausbauen und forcieren.“
Beispiele für diese Kooperation gibt es viele: Beispielsweise entwickelt IDT gemeinsam mit den Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) einen eigenen Covid-Impfstoff. Dabei habe das Unternehmen „umfangreiche wissenschaftliche und technologische Erkenntnisse“ gewonnen – etwa in Bezug auf die Entwicklung und die Herstelltechnologie. Dadurch „könnten wir auf künftige Pandemien wesentlich schneller Antworten finden und vor allem noch schneller in eine kommerzielle Produktion von Impfstoffen einsteigen“, erklärte Dr. Simone Kardinahl, Senior Vice President Development bei IDT. Man habe nun eine funktionierende Plattform entwickelt, mit der es möglich sei, „in kurzer Zeit einen Impfstoff im Falle einer Pandemie herzustellen”, ergänzte Geschäftsführer Betzing.
Unternehmensgeschichte: IDT stand vor dem Aus
Der Pharmastandort Dessau und mit ihm Unternehmen IDT können auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Bereits 1921 wurden in Dessau das „Bakteriologische Institut der Anhaltischen Kreise“ und 1925 das „Anhaltinische Serum-Institut Dessau“ gegründet.
Nach dem 2. Weltkrieg firmierte die Organisation unter „Forschungsinstitut für Impfstoffe“ und wae ab 1951 in der DDR Teil des Volkseigenen Betriebs „Serum-Werk Dessau“, das für die Herstellung von Impfstoffen auch für die Veterinärmedizin zuständig war. 1980 wurden die Produktionskapazitäten für die Humanmedizin im „Impfstoffwerk Dessau-Tornau“ (IDT) ausgegliedert. In dem später privatisierten Unternehmen verblieben nach der Wende nur noch etwa 125 Mitarbeiter. Heute beschäftigt IDT Biologika, 2007 wegen der zunehmenden Internationalisierung des Geschäfts umbenannt, wieder etwa 1.600 Mitarbeiter an den Standorten Dessau und Magdeburg sowie Rockville im US-Bundesstaat Maryland.