Hand greift nach Impfstoff-Vial von Biontech

Platz 6: Biontech

Die Auswirkungen des Impfstoffbooms zeigen sich 2023 kaum noch in den Umsatzzahlen von Biontech. Damit landet das Mainzer Unternehmen mit einem Umsatz von 3,8 Mrd. Euro nur noch auf Platz 6. (Bild: Biontech)

Pfizer und Biontech haben sich im Juli mit dem Biovac Institute zusammengeschlossen und den Arzneimittelhersteller mit der Herstellung des mRNA-basierten Impfstoffs Comirnaty in Südafrika beaucftragt. Im Rahmen der Partnerschaft soll das Biovac-Werk in Kapstadt die Abfüllung übernehmen und jährlich 100 Mio. fertige Dosen für die Afrikanische Union liefern. Die Nachfrage nach Covid-19-Impfstoffen ist jedoch weltweit rückläufig, selbst in Afrika, wo die Impfraten am niedrigsten sind, berichtet die Agentur Bloomberg. "Als Hersteller sind wir besorgt über das Bild, das sich uns bietet", sagte Morena Makhoana, CEO von Biovac, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur, und bezweifelte das anvisierte Produktionsziel: "Bei dem Tempo, in dem sich die Dinge entwickeln, werden es wahrscheinlich weniger als 100 Millionen Dosen pro Jahr sein.“

Nicht Impfstoffe beenden die Pandemie, sondern Impfungen

Eine gedrosselte der Produktion wäre nicht gänzlich neu: Im April meldete das SII, Produktionspartner des Pharmakonzerns Astrazeneca in Indien, dass es schon im Dezember die Herstellung neuer Covid-19-Impfdosen eingestellt habe. Es hieß, das Unternehmen verfüge über einen Vorrat von 200 Mio. Dosen. Kurz darauf zitierte die Nachrichtenagentur Reuters den leitenden Direktor von Aspen, Stavros Nicolaou, dessen Unternehmen Produktionspartner von Johnson & Johnson in Südafrika ist. Nicolaou sagte im Interview, sein Unternehmen habe in letzter Zeit keine Aufträge für seine Markenversion des J&J-Impfstoffs, genannt Aspenovax, erhalten: "Wenn wir keine Aufträge für den Impfstoff erhalten, gibt es kaum einen Grund, die Produktionslinien beizubehalten, die wir derzeit nutzen", sagte er mit Bezug auf Aspens Covid-19-Impfstoffanlage in Gqeberha, Südafrika.

Pfizer räumt seinerseits ein, dass ein begrenztes Angebot allein die weltweiten Impfbemühungen nicht aufhält: "Es ist zunehmend deutlich, dass die Versorgung mit Impfstoffen nicht mehr die primäre Herausforderung bei der Impfung ist, und daher die Herstellung von mehr Dosen des Covid-19-Impfstoffs nicht die einzige Lösung für dieses komplexe Problem ist", bestätigte ein Sprecher von Pfizer dem Branchendienst Fierce Pharma. Stattdessen sei nun die Bereitschaft der Länder entscheidend, Impfstoffdosen zu empfangen, zu verteilen und zu verabreichen: „Nicht nur Impfstoffe werden das Ende der Pandemie bringen, sondern Impfungen.“

Pfizer habe bis Ende April über 1,4 Mrd. Impfstoffdosen an 110 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen geliefert. Darunter seien auch 44 Länder in Afrika. Der Biovac-Standort sei seit Ende 2021 als Teil der Lieferkette eingeplant. Entsprechend gehen die Partner Pfizer und Biontech davon aus, dass das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte 2022 die Produktion in dem Werk in Kapstadt aufnimmt. Biovac hat dort rund 300 Mio. Rand (etwa 19 Mio. US-Dollar) investiert, um sich auf die Produktion von mRNA-Impfstoffen vorzubereiten, einschließlich der Installation von Kälteanlagen für die Lagerung des Pfizer-Biontech-Impfstoffs bei ultrakalten Temperaturen. Das Unternehmen hofft nun, dass die afrikanische Nachfrage nach dem Covid-Impfstoff von Pfizer zunehmen und möglicherweise die Nachfrage nach konkurrierenden Impfstoffen wie dem von J&J übertreffen wird. Helfen soll dabei auch die von Pfizer angestrebte Zulassung des Impfstoffs für Kinder ab 5 Jahren.

Biontech will außerdem die Impfstoffherstellung in Afrika mit modularen Fabriken in Schiffscontainern ankurbeln, die der deutsche mRNA-Spezialist Biontainers nennt. Diese sind so ausgestattet, dass sie den Impfstoff von Pfizer-Biontech vollständig herstellen können, mit Ausnahme des letzten Abfüllschritts. Die Biontainer sollen im Senegal, in Ruanda und möglicherweise in Südafrika aufgestellt werden, wobei der Aufbau der ersten modularen Fabrik für Mitte des Jahres geplant ist. Die Produktion soll etwa 12 Monate nach der Lieferung des Moduls an den ersten Standort in Afrika anlaufen.

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