Hände in blauen Gummihandschuhen ziehen Spritze auf

(Bild: April Cat - Fotolia)

Die Entwicklung von Nicht-Opioid-Schmerzmitteln erlebt einen Aufschwung. Dabei haben sich unter zahlreichen neuartiger Wirkstoffgruppen die Cannabinoide als starke Favoriten herauskristallisiert, berichtet das Branchenanalyse-Unternehmen Globaldata. Die Cannabis-basierten Wirkstoffe könnten „die Zukunft der Schmerzmedizin“ sein und die Opioid-Epidemie bekämpfen, so die Analysten.

Die Opioid-Epidemie in Nordamerika zeigt die Grenzen des Opioidkonsums auf, wie das Potenzial für Drogenmissbrauch und Überdosierung. Insbesondere Schmerzmittel wie Fentanyl wurden jahrzehntelang von Pharmakonzernen aggressiv vermarktet und dabei Patienten und Ärzte nicht ausreichend über Risiken und Nebenwirkungen informiert. DasPharmaunternehmen Purdue ging im Zuge des Skandals in den Bankrott, die Eignerfamilie Sackler hat strafrechtliche Konsequenzen zu erwarten. Nach Angaben des US-amerikanischen National Institute on Drug Abuse forderten Überdosierungen allein im Jahr 2021 über 100.000 Menschenleben. Dennoch sind opioidbasierte Schmerzmittel nach wie vor der primäre Ansatz für die Schmerzbehandlung, so dass ein Bedarf an wirksamen Medikamenten mit alternativen Wirkstoffen besteht.

Laut Globaldata befinden sich derzeit 546 Schmerzmittel in der aktiven Entwicklung, von denen 458 auf alternative Opioid-Rezeptoren abzielen. Ein vielversprechendes Beispiel ist VX-548 von Vertex Pharmaceuticals, ein Blocker von Natriumkanal-Untereinheiten. Die FDA hat VX-548 im Jahr 2022 den Status eines Therapiedurchbruchs und eines Fast-Track-Medikaments für postoperative Schmerzen zuerkannt, und es wird prognostiziert, dass das Medikament bis 2029 einen Umsatz von 416 Mio. US-Dollar erreichen kann.

Von den 458 Medikamenten in Entwicklung sind Wirkstoffe, die auf Cannabinoidrezeptoren (CB) abzielen, derzeit die beliebtesten Kandidaten: 35 Medikamente für CB2 und 32 für CB1 befinden sich in der Entwicklung, was etwa 10 % der in der Entwicklung befindlichen Medikamente ausmacht. Diese Rezeptoren interagieren mit natürlich vorkommenden oder synthetischen Cannabinoiden und beeinflussen eine Reihe von physiologischen Prozessen, darunter auch Schmerzen. CB1 ist vor allem im zentralen und peripheren Nervensystem zu finden, während CB2 hauptsächlich in Immunzellen vorkommt. "Diese Rezeptoren haben als Zielstrukturen für Medikamente einen therapeutischen Wert gegen verschiedene Arten von Schmerzen gezeigt“, erklärt Globaldata-Analyst Jasper Morley. „Wie auch bei anderen Schmerzmitteln wurden jedoch Zweifel an ihrer Wirksamkeit geäußert."

Sechs Cannabinoide haben kürzlich Phase-II-Studien abgeschlossen oder befinden sich in diesen. Ein führender CB2-Agonist, Olorinab, zeigte ermutigende Ergebnisse bei der Behandlung von Unterleibsschmerzen bei Patienten mit Reizdarmsyndrom (IBS), verfehlte aber die primären Wirksamkeitsendpunkte. Im Jahr 2022 erwarb Pfizer das Medikament mit dem Versprechen, die klinische Entwicklung durch neue, differenzierte und klassenbeste Ansätze zu beschleunigen, was den Optimismus für die weitere Medikamentenentwicklung stärkt.

Derzeit ist Nabiximols von Jazz Pharmaceuticals das einzige Cannabinoid, das in Israel im August 2010 zur Behandlung von Schmerzen zugelassen wurde. Im Jahr 2017 wurde Nabiximols jedoch aufgrund mangelnder Wirksamkeit aus der Phase-III-Entwicklung in den USA zur Behandlung von Krebsschmerzen gestrichen.

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