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Das Unternehmen und die amerikanische Regierung stellten allerdings klar, dass die Bestellung erst dann wirksam wird, wenn die US-Arzneimittelbehörde FDA die Notfallzulassung für das neue Medikament erteilt hat. Doch dann könnte die Auslieferung noch in diesem Jahr beginnen. Pfizer hat am Dienstag, 16.11., die Notfallzulassung bei der FDA beantragt.
Laut Pfizer kann das oral eingenommene Medikament das Risiko eines Krankenhaus-Aufenthalts oder gar des Todes infolge einer Covid-19-Infektion um 89 % senken. In der Zulassungsstudie (Phase 2) sei dieser Wert im Vergleich zur Pracebo-Gabe bei Patienten festgestellt worden, die innerhalb von drei Tagen nach Symptombeginn behandelt wurden. 0,8% der Patienten, die das Präparat erhalten hatten, wurden bis zum Tag 28 nach der Randomisierung ins Krankenhaus eingewiesen (3/389 Krankenhauseinweisungen ohne Todesfälle), verglichen mit 7,0% der Patienten, die Placebo erhielten und ins Krankenhaus eingewiesen wurden oder starben (27/385 Krankenhauseinweisungen mit 7 Todesfällen). Die statistische Signifikanz dieser Ergebnisse war laut Pfizer hoch (p<0,0001).
Ein ähnlicher Rückgang der Covid-19-bedingten Krankenhauseinweisungen oder Todesfälle sei bei Patienten beobachtet worden, die innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten der Symptome behandelt wurden. In der gesamten Studienpopulation wurden bis zum 28. Tag keine Todesfälle bei Patienten gemeldet, die das Medikament erhielten, im Vergleich zu 10 (1,6 %) Todesfällen bei Patienten, denen ein Placebo gegeben wurde.
Hier finden Sie unseren fortlaufend aktualisierten Ticker zum Thema Covid-Impfstoffe.
Bilderstrecke: Die Top 10 der gescheiterten Medikamente

Beovu, ein Medikament von Novartis gegen altersbedingte Makula-Degeneration, eine bis zu Blindheit führende Erkrankung der Netzhaut, sollte den Blockbustern der Konkurrenz –Eylea von Regeneron, Lucentis von Roche – Marktanteile abjagen. Nach der Zulassung im Oktober 2019 sollte das Mittel bis 2021 rund 4,38 Mrd. US-Dollar einfahren. Jedoch stellten sich die Sicherheitsrisiken im Vergleich zu den Wettbewerbern als größer heraus – übrig blieb ein vergleichsweise magerer Umsatz von nicht einmal 300 Mio. Dollar. (Bild: Axel Kock – Adobe Stock)

Die breite Öffentlichkeit ist erst durch Covid-19 damit vertraut, dass Impfstoff-Zulassungen große Erwartungen wecken können – in der Pharmabranche ist dies schon länger geläufig. Ein Hoffnungsträger war Dengvaxia, ein von Sanofi für rund 1,5 Mrd. Dollar und über einen Zeitraum von fast 20 Jahren entwickelter Impfstoff gegen Dengue-Fieber. 2015 erfolgten die ersten Zulassungen, 2020 war der erzielte Umsatz so irrelevant gering, dass Sanofi ihn in der Bilanz nicht einmal in separaten Zahlen aufschlüsselte. Auch hier erfolgte der Genickbruch durch Sicherheitsbedenken, die in einen handfesten Skandal mündeten. Beispielsweise beendeten die Philippinen ihr Impfprogramm mit dem Wirkstoff und verlangten eine Erstattung der Kosten. (Bild: Alexey Novikov – Adobe Stock)

Pfizer steckte 2016 5,2 Mrd. USD in die Übernahme von Anacor Pharmaceuticals. Besonders interessiert war der Konzern an dem Wirkstoff Crisaborol gegen atopische Ekzeme. Die klinischen Studien verliefen gut, und die erste Zulassung des Medikaments unter dem Namen Eucrisa erfolgte wenige Monate nach der Übernahme von Anacor. Pfizer wollte vor allem Kinder und Jugendliche mit dem Mittel bedienen, hatte aber die Rechnung auf bis zu 2 Mrd. USD Jahresumsatz ohne die Konkurrenz gemacht: Kurz nachdem Eucrisa für Kinder und Jugendliche zugelassen wurde, erhielt das von Sanofi und Regeneron entwickelte Medikament Dupixent die gleiche Zulassung, und übertraf den Pfizer-Wirkstoff in fast jeder Hinsicht. Auch das Merketing zur Markteinführung scheiterte, Eucrisa brachte in den ersten drei Jahren nach der Zulassung zusammengerechnet nur etwas mehr als 350 Mio. USD Umsatz – weit entfernt von den erhofften 2 Mrd. pro Jahr. (Bild: Ольга Тернавская – Adobe Stock)

Das vom US-Konzern Eli Lilly entwickelte Krebsmedikament Lartruvo hatte vor seiner Zulassung 2016 noch eine Sonderbehandlung der FDA bekommen: Das Mittel gegen das sogenannte Weichteilsarkom ging im Eilverfahren zur Zulassung. Die Umsätze von 203 Mio. USD im Jahr 2017 und 305 Mio. USD 2018 versprachen mehr für die kommenden Jahre. Allerdings ließen sich wichtige Ergebnisse aus Phase-3-Studien nicht bestätigen – Lartruvo brachte in Kombination mit etablierter Chemotherapie keinen Vorteil gegenüber der Chemotherapie allein. Im September 2019 zog Eli Lilly das Arzneimittel vom Markt, nachdem sowohl die FDA als auch die EMA von dessen Einsatz abgeraten hatten. Im Bild schematisch dargestellt ist das Ziel-Protein des Medikaments, der "Platelet derived growth factor receptor". (Bild: molekuul.be – Adobe Stock)

Das Antipsychotikum Nuplazid von Arcadia Pharmaceuticals hatte es schon wegen Sicherheitsbedenken nicht leicht, überhaupt eine Zulassung durch die FDA zu ergattern, die 2016 dann doch erfolgte. Trotz dieser Startschwierigkeiten sagten Analysten dem Medikament gegen Halluzinationen bei Parkinson-Patienten bis 2020 einen möglichen Blockbuster-Status mit einem Spitzenumsatz von 841 Mio. USD voraus – schwere Nebenwirkungen seien bei Antipsychotika zu erwarten. Rund zwei Jahre nach der Zulassung erschütterten jedoch Medienberichte über hunderte von Todesfällen durch Nuplazid das Vertrauen in das Medikament gänzlich. Misserfolge in klinischen Studien folgten, und Arcadia erwirtschaftete 2020 mit dem Mittel gerade mal halb so viel wie erhofft. (Bild: Ocskay Bence – Adobe Stock)

Ursprünglich hatte Hersteller Intercept Pharmaceuticals sein Medikament Ocaliva entwickelt, um eine fortschreitende Verfettung der Leber bei chronischem Übergewicht zu behandeln – ein extrem lukrativer Markt, und Analysten räumten Intercept Chancen auf Umsätze bis zu 8,6 Mrd. USD ein. Die FDA ließ sich jedoch bislang nicht von der Wirksamkeit von Olicava bei dieser Art von Erkrankung überzeugen, und hat das Mittel allein gegen die seltene primär biliäre Cholangitis zugelassen, eine Autoimmunerkrankung der Leber. Damit ließen sich im Jahr 2020 rund 313 Mio. USD umsetzten – enttäuschend, verglichen mit den Milliardenhoffnungen. (Bild: Kateryna_Kon – Adobe Stock)

Rubraca, ein Medikament gegen Eierstock- und Prostata-Krebs von Clovis Oncology, trat Ende 2016 gegen starke Konkurrenz an: Astrazeneca und Merck&Co hatten gemeinsam bereits zwei Jahre früher das vergleichbare Lynparza zur Zulassung gebracht. Im März 2017 folgte mit Zejula von Tesaro ein weiterer Wettbewerber. Trotzdem zeigten Marktanalysen, dass Rubraca signifikante Marktanteile gewinnen und im Jahr 2021 immerhin bis zu 663 Mio. USD einbringen könnte. Diese Analysen waren ganz offensichtlich falsch: Rubraca verlor das Rennen um Längen und erzielte in der ersten Jahreshälfte 2021 einen Umsatz von knapp 75 Mio. USD, Lynparza brachte im selben Zeitraum mehr als eine Milliarde. Bei beiden Mitteln handelt es sich um Hemmstoffe gegen das dargestellte Enzym Poly-(ADP-ribose)-Polymerase 1 (PARP-1). (Bild: molekuul.be – Adobe Stock)

Mit der Beteiligung an Lynparza war Merck&Co noch erfolgreich, doch eine andere Partnerschaft war weniger gesegnet. Das zusammen mit Pfizer entwickelte Arzneimittel Steglatro gegen Typ-2-Diabetes kam 2017 auf einen Markt, in dem mehrere große Pharmakonzerne schon Jahre zuvor mit Blockbustern abgeräumt hatten. Den Entwicklern gelang es nicht, Therapien mit Steglatro gegenüber diesen starken Wettbewerbern abzuheben, trotz deutlich niedrigerer Preise. Der wahrscheinliche Todesstoß für Steglatro kam schließlich mit dem keine drei Wochen später zugelassenen Ozempic von Novo Nordisk, das aufgrund deutlich besserer Studienergebnisse 2020 über 3 Mrd. USD einbrachte. Merck&Co / Pfizer haben für Steglatro gar nicht erst Zahlen veröffentlicht. (Bild: zlikovec – Adobe Stock)

Der Cholsterol-Senker Vascepa von Amarin war bereits sieben Jahre auf dem Markt, als eine weitere FDA-Zulassung große Umsatzhoffnungen lostrat: Das auf Fischöl basierende Medikament war 2019 die erste zugelassene Alternative für Patienten, bei denen die etablierten Statine keine Wirkung zeigen. Allerdings kassierte schon 2020 ein US-Gericht Amarins Patent für Vascepa, das lediglich zu 100% aus der Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure besteht. Das Gericht sah keine ausreichende Besonderheit für ein Patent. Mittlerweile sind erste Generika auf dem Markt, und mit solch günstigen Alternativen ist Vascepa von den für 2020 angepeilten 1,5 Mrd. USD fast eine Milliarde weit entfernt geblieben. (Bild: Africa Studio – Adobe Stock)

Kurz vor der EU-Zulassung im Juni 2019 galt die Gentherapie Zynteglo des Biotech-Startups Bluebird Bio noch als einer der Top-Titel des Jahres, bis 2024 sollten die Jahresumsätze auf 1,87 Mrd. USD klettern. Aber die Markteinführung der Therapie gegen die Blutkrankheit Beta-Thalassämie stand unter keinem guten Stern: Erst verlangte die europäische Behörde EMA Nachbesserungen an den Spezifikationen. Nach weiteren Verzögerungen erhielt schließlich im Februar 2020 in Deutschland der erste Patient eine Injektion der Gentherapie – praktisch mit Einsetzen der Covid-Pandemie. Hinzu kamen Verdachtsfälle aus klinischen Studien, dass Zynteglo das Blutkrebs-Risiko steigern könne. Als noch größerer Stolperstein für Milliardenumsätze erwiesen sich nicht zuletzt die Bedenken, dass keine Versicherung die von Bluebird veranschlagten 1,5 Mio. Dollar für die Therapie übernehmen würde. In Deutschland scheiterte das Unternehmen mit einem vorgeschlagenen Fünjahresplan zur Finanzierung und zog das Medikament vom deutschen Markt. Eine US-Zulassung durch die FDA steht noch aus, bislang hat Zynteglo noch keine Einnahmen generiert. (Bild: vchalup – Adobe Stock)
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