Ritu Nalubola von der FDA

Seltener Gast: Ritu Nalubola von der FDA rückte die Bemühungen der US-Arzneimittel-Behörde ins Zentrum, den Zugang von sicheren, wirksamen und innovativen Arzneimitteln für Patienten zu beschleunigen. (Bild: Zeta)

Die Digitalisierung ist auch für die Pharma- und Biotechindustrie ein zunehmend wichtiger Innovationstreiber und Wachstumsfaktor. Dass das Thema die gesamte Branche in Atem hält, zeigte sich auch in einer vor der Tagung durchgeführten Interessensabfrage unter den insgesamt 180 Gästen. Die Frage „Ist die Pharmaindustrie fit für die digitale Zukunft?“ zog sich daher als roter Faden durch die zwölf Vorträge des diesjährigen Symposiums. Veranstaltet wurde die Konferenz wieder vom österreichischen Anlagenbauer und Lösungsanbieter Zeta.

Den Auftakt auf Schloss Seggau in der Südsteiermark machte am Dienstag, 7. März, Keynote-Speaker Prof. Markus Hengstschläger von der Universität Wien. Der Genetiker und Bestsellerautor besprach in seinem Vortrag „Medical genetics – quo vadis?“ ethische Aspekte zu neuen Technologien.

Digitalisierungstrends: Von IoT bis Quantencomputing

Einen umfassenden Überblick über die aktuellen Digitalisierungstrends und -strategien in der biopharmazeutischen Industrie gaben dann Christian Eckermann vom Pharmakonzern Boehringer Ingelheim Biopharmaceuticals), Stefanos Grammatikos von UCB, Frank Paetow vom Lösungsanbieter Siemens sowie die McKinsey-Berater Pierre-Olivier Esteve und Clement Neri. Sie thematisierten Fragen wie „Vor welche Herausforderungen wird die Branche durch Digitalisierung, Industrie 4.0, neue Strategien gestellt?“ und „Welche Chancen eröffnen sich durch die virtuelle Fabrik, IoT, künstliche Intelligenz?“. Clemens Utschig-Utschig von Boehringer Ingelheim wagte mit einem Blick auf die Quanteninformatik und deren möglichen Einfluss auf die Entwicklung von Wirkstoffen einen Blick in die Zukunft.

Aktuelle Herausforderungen bei Anlagenplanung und Cybersecurity

Doch auch die Herausforderungen der Gegenwart kamen in den drei Veranstaltungstagen nicht zu kurz: Schon länger Einzug gehalten hat die Digitalisierung beispielsweise in die Industriearchitektur. Digitale Tools unterstützen bei komplexen Planungs- und Bautätigkeiten von Produktionsinfrastrukturen – auch im Kontext einer immer stärker geforderten Nachhaltigkeit, wie Professor Christoph M. Achammer von ATP architects engineers darstellte.

Eine ganz aktuelle Herausforderung ist außerdem die Sicherheit. Denn die verstärkte Digitalisierung macht Unternehmen durch die steigende Cyberkriminalität angreifbar – das birgt eine große Gefahr. Cybersecurity-Experte Daniel Bren von Otorio zeigte hier Wege und Strategien auf, um kritische Produktionsabläufe mit maximaler Sicherheit und Zuverlässigkeit aufrechtzuerhalten.

Neue Möglichkeiten durch modulare Anlagen

In den letzten Jahren hat sich das volatile Marktumfeld – bedingt durch eine Reihe von umwälzenden Ereignissen – erheblich auf die Lieferketten ausgewirkt. In einigen Fällen sind Lieferzeiten und Lieferkettenkonfigurationen zu wichtigeren klinischen Entscheidungsfaktoren für Therapien geworden als klinische Daten.

Modulare Anlagen können dazu beitragen, mit diversifizierten Lieferketten zurecht zu kommen, neue Produkte mit moderaten Investitionen einzuführen und die Produktionseffizienz zu steigern – insbesondere wenn sie durch modulare Automatisierung orchestriert werden. Phani Sukhavasi von Vertex Pharmaceutials, Andreas Bamberg vom Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck sowie Berater Thilo Kaltenbach von Roland Berger gingen in ihren Vorträgen darauf ein, wie die Branche auf diesen Paradigmenwechsel reagieren kann.

Teilnehmer des Zeta-Symposiums
Den insgesamt 180 Teilnehmenden des Symposiums boten sich innerhalb und außerhalb des Vortragsprogramms Gelegenheiten für ausführliche Diskussionen. (Bild: Zeta)

Einen besonderen Gast hielten die Veranstalter mit dem letzten Vortrag bereit, hat man doch selten die Gelegenheit einen Vertreter der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA außerhalb von Audits zu sprechen. Ritu Nalubola, Leiterin des europäischen Büros der Behörde in Brüssel, rückte in ihrer Rede die Bemühungen der FDA ins Zentrum, den Zugang von sicheren, wirksamen und innovativen Arzneimitteln für Patienten zu beschleunigen.

Diskussionsrunden und Workshop ergänzten das Vortragsprogramm

Erstmals wurde das Zeta-Symposium in diesem Jahr durch einen neuen Programmpunkt erweitert. Im Rahmen des Sponsor Forums wurden in Round-Table-Diskussionen drei Top-Themen der Branche diskutiert: Zu erwartende technologische Innovationen der nächsten Jahre, Lösungen für die Probleme in den Lieferketten sowie die unterschiedlichen Herausforderungen in internationalen Märkten.

Neben den Networking-Gelegenheiten im Abendprogramm, die ausführlich genutzt wurden, hatten die Teilnehmer auch in diesen moderierten Diskussionen die Möglichkeit, in den direkten Diskurs mit den Unternehmensvertretern wie Michael Freyny (Head of Digital Industries bei Siemens), Klaus Köhler (Global Industry Manager Life Sciences bei Endress+Hauser) oder Christopher Sandusky (Director Automation Solutions bei Cytiva) zu gehen.

Den Schlusspunkt zur Veranstaltung setzten zwei Workshops am Zeta-Headquarter in Lieboch in der Nähe von Graz. Im Workshop „From Integrated Engineering to Integrated Operations“ drehte sich alles um den Ausbau der digitalen Wertschöpfungskette um den Bereich der operativen Phase einer Pharmaanlage. Das Ziel ist es, Lösungen für den Echtbetrieb zu entwickeln und die Daten aus dem Engineering sinnvoll im operativen Geschäft weiterzuverwenden.

Der Fokus des zweiten Workshops „Innovations in Industrial Applications“ lag derweil auf dem umfangreichen Produktportfolio des Veranstalters. Im Stationenbetrieb wurden Use-Cases vorgestellt und zukunftsfitte Produktlösungen vorgestellt.

„Nach den erfolgreichen Veranstaltungen der Vorjahre hat sich das Zeta-Symposium zum Treffpunkt internationaler Branchenexperten und Vordenker etabliert und ist somit ein wichtiger Ausgangspunkt zur Entwicklung neuer Lösungen und Trends“, fasst Zeta-Geschäftsführer Andreas Marchler zusammen. Diesen Eindruck bestätigen auch die Rückmeldungen der Teilnehmer, welche die Redaktion der Pharma+Food auf der Veranstaltung sammeln konnte.

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