Vials mit Flüssigkeit

Sterile Arzneimittel zur Injektion müssen frei von Partikeln sein. (Bild: ETW Wollmershäuser)

Für Injektionen vorgesehene Arzneimittel müssen nicht nur steril sein, sondern dürfen auch keine Fremdpartikel enthalten. Vorhandene sichtbare oder unsichtbare Fremdpartikel in injizierbaren bzw. parenteralen Formulierungen sind einer der häufigsten Gründe für Rückrufe. Die US-Arzneimittelbehörde FDA meldete für den Zeitraum 2008-2012 22 % Rückrufe für sterile injizierbare Arzneimittel, die durch das Vorhandensein sichtbarer Partikel verursacht wurden.

Regulatorische Vorgaben

Um dieses Risiko zu minimieren, werden solche Arzneimittel unter anderem einer optischen Qualitätsprüfung unterzogen. Fehler sind aufgrund dabei möglicher schwerwiegender Folgen zu vermeiden. Eine manuelle visuelle Einzelbewertung ist darum unumgänglich. Die regulatorischen Vorgaben für die visuelle Kontrolle ergeben sich in Deutschland aus dem Annex 1 zum EU-GMP-Leitfaden sowie der aktuellen Ausgabe des Europäischen Arzneibuchs (EAB). Auch andere Märkte, beispielsweise die US Pharmacopeia (USP 1790) für den Nordamerikanischen Raum, sind vergleichbar reguliert.

Annex 1 gibt vor, dass abgefüllte Behältnisse mit Parenteralia einzeln auf Fremdkontamination oder sonstige Defekte geprüft werden sollten. Alle Parenteralia sind zu prüfen. Visuelle Kontrollen sollten unter geeigneten und kontrollierten Bedingungen hinsichtlich Beleuchtung und Hintergrund erfolgen. Das Regelwerk empfiehlt außerdem das Erstellen einer Fehlerbibliothek, in der aufgetretene bekannte Fehler erfasst werden. Diese kann als Schulungsinstrument für das Produktions- und Qualitätssicherungspersonal verwendet werden.

Laut EAB müssen Parenteralia „praktisch frei“ von Teilchen sein. Die Formulierung ist ein Zugeständnis an praktische Gegebenheiten: Praktisch frei bedeutet nicht absolut frei von Partikeln, beabsichtigt ist „frei von sichtbaren Partikeln“. Grenzwerte für die Sichtbarkeit von Partikeln sind allerdings schwer festzulegen, da diese nicht nur von der Größe, sondern auch von der Art des Partikels sowie den Lichtverhältnissen und Umgebung oder Hintergrund abhängt.

Das EAB beschreibt ein manuelles Verfahren zur Prüfung auf sichtbare Partikel sowie die notwendige Ausstattung des dafür genutzten Arbeitsplatzes: Die Prüfung soll einmal vor einer weißen, matten Platte und einmal vor einer schwarzen matten Platte erfolgen. Die Prüfzeit, also die Dauer der Begutachtung durch die Prüfenden, soll je Platte fünf Sekunden betragen, und die Objekte sollten so gedreht werden, dass keine Luftblasen entstehen. Vorgegeben ist auch eine ausreichende Helligkeit ohne Blendwirkung, die ein problemloses Erkennen von Partikeln ermöglicht.

Sichtertisch Moducheck
Die Sichtertische der Produktreihe Moducheck sind darauf ausgelegt, reproduzierbare Bedingungen für die visuelle Prüfung bereitzustellen. (Bild: ETW Wollmershäuser)

Objektives Prüfen auf hohem Niveau

Das EAB erlaubt auch andere validierte Verfahren, aber selbst etablierte Prüfverfahren finden hierbei häufig unter ungleichen Bedingungen statt. Sind die Verfahren nicht gleichbleibend neutral kontrollierbar und reproduzierbar, steigt das Risiko von Fehlern bei der Überprüfung. Um diese Bedingungen kontrollieren und reproduzierbar gestalten zu können hat das Unternehmen ETW Wollmershäuser mit dem Prüfplatz-System Moducheck eine reinraumtaugliche Produktlinie entwickelt, die ein objektives Prüfverfahren auf konstant hohem Niveau sicherstellt. Die einzelnen Modelle bestehen aus einem kompletten Prüfplatz inklusive Sichtertisch – der die Anforderungen der USP mit technischem Hintergrund und die GMP-Bedingungen erfüllt –, einem kompakten System im Kleinformat oder einem Nachrüstmodell.
Wesentliche Komponenten sind eine hochwertige Beleuchtungseinrichtung sowie das Tischprüffeld, ein farblich variabler Hintergrund.

Modellabhängig wird die benutzer- und produktdefinierte parametrierbare Einstellung und Speicherung von Prüffunktionen mittels eines Touchpanels (HMI) oder (in geringem Umfang) einer Parametriermaus ermöglicht. Dies geschieht sowohl mit Blick auf die Prüfenden (Prüfzeit, Augenpausenzeit) wie auch auf den Prüfprozess (Mindestprüfzeit, Prüfabstand, Helligkeitsstufen). Die Notwendigkeit eines Schlüssels/Passwortes verhindert Änderungen in den Einstellungen. Der einzelne Prüfdurchgang erfolgt somit stets korrekt und wird zudem reproduzierbar und nachweisbar.

Hierzu trägt noch modellabhängiges/optionales Zubehör bei wie ein Lichtschrankenmodul mit optischem Signal zur Objekterkennung im Prüffeld, eine Kalibrierhilfe sowie ein in die Tischplatte integriertes LED-Lichtfeld, das sogenannte InspectLight. Dadurch bieten sich zusätzliche Prüfmöglichkeiten, beispielsweise von Tabletten. Modellabhängige Zugaben gewährleisten eine schonende Arbeitsweise. Der ergonomische Tisch ist in mehreren Größen erhältlich, in der Höhe anpassbar und verfügt über einen abnehmbaren Blendschutz. Die Prüfplatzbeleuchtung lässt sich im Winkel und in der Höhe (elektrisch) verstellen.

Potenzialsteigerung durch optimierte Tische

Beim Lohnhersteller IDT Biologika sind Sichtertische der Moducheck-Serie in der Qualitätskontrolle pharmazeutischer Produkte wie Vials, Ampullen, Spritzen, Braunglas sowie Kunsstoffbehältnissen im Einsatz. Die Sichtertische erleichtern seit Dezember 2020 die Arbeit im Bereich Visual Inspection. Von der Idee bis zur Inbetriebnahme vergingen insgesamt zwei Jahre. Bei den zuvor eingesetzten Tischen gab es noch Optimierungsbedarf. Da es auf dem Markt kaum Alternativen gab, hat IDT Biologika in enger Kooperation mit dem Hersteller ETW Wollmershäuser einen Prototyp entwickelt und von den Sichterinnen und Sichtern im Unternehmen ausgiebig testen lassen. Das Feedback der Kolleginnen und Kollegen wurde im Entwicklungsprozess berücksichtigt und anwenderfreundlich umgesetzt.

Bei den aktuellen Tischen handelt es sich um den ersten manuellen Sichtplatz, der den regulatorischen Anforderungen der USP 1790 mit technischem Hintergrund entspricht. Darüber hinaus erfüllen die Tische sämtliche GMP-Anforderungen und sind daher audit-sicher. Durch die Gestaltung als curved table mit einer verstellbaren PPL LED-Prüfplatzleuchte sind sie ergonomisch konzipiert und verfügen über ein integriertes LED-Flächenlicht. Dieses und weitere Besonderheiten tragen zur Steigerung des Arbeitsplatzkomforts bei. Darüber hinaus verspricht die Optimierung durch die Sichtertische auch eine Potenzialsteigerung für den gesamten Bereich, und der Lohnhersteller kann mit dieser Ausgestaltung seine Position als verlässlicher Partner bei seinen Kunden stärken.

Tafeln mit schwarzem und weißem Hintergrund
Tafeln mit schwarzem und weißem Hintergrund sind als Teil des Prüfverfahrens vorgegeben. (Bild: ETW Wollmershäuser)

Entscheider-Facts

  • Die visuelle Überprüfung steriler Parenteralia auf Fremdpartikel ist unumgänglich. Bei manuellen Prüfverfahren sind reproduzierbare Bedingungen jedoch schwer umzusetzen.
  • Mit geeigneten Sichtertischen ausgestattete Prüfplätze ermöglichen ein einheitliches, objektiviertes Prüfverfahren. Die einstellbare Prüfumgebung sowie der reproduzierbare Ablauf mit nicht manipulierbaren Parametern garantieren gleichbleibende Prüfvorgänge und zuverlässige Ergebnisse.
  • Unterschiedliche Modelle ermöglichen die Ausstattung sowohl neuer als auch bestehender Arbeitsplätze mit dem System.

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