Als Translation versteht man die Überführung von Forschungsergebnissen in die Gesundheitsversorgung. Diesen Transfer soll das Berlin Center for Gene and Cell Therapies, so der offizielle Name des Translationszentrums, beschleunigen: Es unterstützt Start-ups dabei, ihre Ansätze für Gen- und Zelltherapeutika in die klinische Entwicklung zu bringen.
Das zehnstöckige Gebäude soll den Platz für einen Inkubator mit voll ausgestatteten Labor- und Büroflächen sowie 15 bis 20 Start-ups in unterschiedlichen Entwicklungsphasen bereitstellen. Zudem soll es eine GMP-zertifizierte Herstellungsstätte für die Entwicklung von Zell- und Gentherapeutika bis zur klinischen Phase II beinhalten.
Charité und Bayer gründen GmbH
Die Start-ups sollen Beratung zu regulatorischen Auflagen, klinischen Studien, Patentrechten und Business Development erhalten. Für den Betrieb des Inkubators gründen Bayer und die Charité eine gemeinschaftliche öffentlich-private, nicht gewinnorientierte GmbH. Die Charité wird 67 %, Bayer 33 % der Geschäftsanteile halten.
„Gezielte Gentherapien, individuelle Krebsimpfungen und neuartige Antikörper-Wirkstoff-Kombinationen werden in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz eine neue Ära in der Medizin und ganz neue Chancen für Patientinnen und Patienten eröffnen. Das Berliner Bayer-Charité-Projekt ist eine ideale Partnerschaft, um gemeinsam zu lernen und schnell voranzukommen“, kommentiert Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei der feierlichen Bekanntgabe der Kooperation.
Wo werden Gen- und Zelltherapien eingesetzt?
Gen- und Zelltherapien (Advanced Therapy Medicinal Products, ATMPs) werden unter anderem zur Behandlung von Krebs, Autoimmunerkrankungen und neurodegenerativen Erkrankungen eingesetzt. Die neuartigen Therapien basieren auf Genen, Geweben oder Zellen und enthalten daher oft lebende Bestandteile.
Die deshalb auch als „lebende Medikamente“ bezeichneten Produkte können besser als klassische Arzneimittel individuell auf den Patienten ausgerichtet werden und eignen sich besonders für Erkrankungen, die bisher nicht oder nur schlecht behandelbar waren. Obwohl zahlreiche klinische Studien zur Entwicklung von Gen- und Zelltherapeutika laufen, sind bisher nur wenige Produkte in Europa zugelassen.