
Vermutlich sind Lebensmittel und Getränke nicht das erste, woran Menschen denken, wenn sie Europol hören – trotzdem ist die Behörde auch für Kriminalität in diesem Sektor zuständig. (Bild: Europol)
Die jährliche Operation Opson haben Interpol, das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF), die Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, die Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, 29 europäische Länder sowie Lebensmittel- und Getränkehersteller aus dem Privatsektor zum dreizehnten Mal durchgeführt. Dabei beschlagnahmten die Strafverfolgungs-, Zoll- und Lebensmittelüberwachungsbehörden rund 22 000 t Lebensmittel und etwa 850 000 l – meist alkoholische – Getränke mit einem Gesamtwert von über 91 Mio. Euro.
Trends der Lebensmittelkriminalität
Ermittler in ganz Europa stellten fest, dass der Trend zum Verkauf abgelaufener Lebensmittel durch Betrüger anhält. Die Betrüger schleusen sich dafür in Abfallentsorgungsunternehmen ein und kommen so in großen Mengen an abgelaufene Lebensmittel, die eigentlich vernichtet werden sollten. Dann entfernen sie die Verfallsdaten, bringen neue an und führen die abgelaufenen Produkte wieder in die Lieferkette ein. Was die gefälschten und falsch bezeichneten Lebensmittel betrifft, so sind Olivenöl und Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung am stärksten betroffen.
Was ist Lebensmittelbetrug?
Zum Lebensmittelbetrug zählen unter anderem Lebensmittel und Getränke zu fälschen, unter falscher Bezeichnung in den Verkehr zu bringen sowie geografische Angaben zu missbrauchen. Ziel der Operation Opson ist es, die öffentliche Gesundheit und Sicherheit zu schützen und letztlich die beteiligten organisierten kriminellen Netzwerke zu zerschlagen. Deren Aktivitäten umfassen sowohl den physischen als auch den Online-Markt sowie die gesamte Lebensmittel-Versorgungskette von den Rohstoffen bis zum Endprodukt.
Beispiele für Lebensmittelbetrug in Europa
- Im spanischen La Rioja (Logroño) wurden die Inhaber einer Konservenfabrik festgenommen. Die vier verhafteten Personen hatten Dosen mit Thunfisch in geringerer Qualität als auf dem Etikett angegeben und mit Sonnenblumenöl – statt wie das Etikett vorgab mit Olivenöl – zubereitet, wodurch sie die Thunfischkonserven zu wesentlich niedrigeren Preisen als ihre Konkurrenten vermarkten konnten.
- In Valencia ermittelten die Behörden gegen einen Gewürzgurkenproduzenten, weil er Produkte verkaufte, denen er illegale Farb- und Konservierungsstoffe, die nicht zum Verzehr geeignet sind, zugesetzt hat.
- Die für die Bekämpfung von Fälschungen und die öffentliche Gesundheit zuständigen Einheiten der italienischen Carabinieri haben gemeinsam mit weiteren Behörden in Italien etwa 42 t gepanschtes Öl identifiziert und beschlagnahmt. Das Produkt wurde als italienisches natives Olivenöl extra vermarktet. Die Beamten durchsuchten verschiedene Örtlichkeiten wie Lagerhäuser und beschlagnahmten außerdem 71 Tonnen ölhaltige Substanzen, die sich in Plastikwannen und -dosen unterschiedlicher Größe befanden, sowie 623 l Chlorophyll, das zum Verfälschen von Ölen genutzt wird.
- In Italien zerschlugen die Carabinieri außerdem ein kriminelles Netzwerk, das sich darauf spezialisiert hat, Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung oder geschützter geografischer Angabe zu fälschen. Dazu fälschten die Kriminellen die elektronischen Kellerregister einer Weinqualitätszertifizierungsstelle, um Weine mit einem DOC-Zertifikat falsch zu kennzeichnen. Im Zuge der Ermittlungen wurden rund 60 000 l des falsch etikettierten Weins beschlagnahmt.
Ergebnisse der Operation Opson XIII:
- 11 kriminelle Netzwerke zerschlagen
- 104 Haftbefehle ausgestellt
- 184 Durchsuchungsbefehle ausgestellt
- 278 Personen den Justizbehörden gemeldet
- 5.821 Kontrollen und Überprüfungen durchgeführt