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Nur durch ein koordiniertes Vorgehen von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften kann der Fachkräftemangel in der Pharmaindustrie geschlossen werden. (Bild: Kadmy - stock.adobe.com)

Der Fachkräftemangel in der Pharmaindustrie stellt ein wachsendes Problem dar. Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlen schon jetzt rund 176.000 Fachkräfte in pharmarelevanten Berufen. Dieser Mangel gefährdet nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch die Versorgungssicherheit mit wichtigen Arzneimitteln.

Inwiefern bedroht der Fachkräftemangel die Pharmaindustrie?

Der Personalmangel betrifft alle zentralen Bereiche der Pharmaindustrie, insbesondere die Produktion, Forschung und IT. Besonders kritisch ist die Situation in pharmazeutischen Clusterregionen wie dem Rhein-Main-Gebiet und Oberbayern. Diese Engpässe verhindern die Weiterentwicklung der Branche und schränken die Innovationskraft erheblich ein.

Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des IW, hebt hervor: „Der Mangel an passenden Bewerbern ist zu einem sektorübergreifenden Hemmnis für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit des Wirtschafts- und Industriestandorts geworden und behindert in nahezu allen Branchen die unternehmerische Implementierung sowie Umsetzung notwendiger Transformationsprozesse.“

Welche Maßnahmen fordern vfa und IGBCE?

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) haben ein gemeinsames Positionspapier veröffentlicht, das politische Maßnahmen zur Fachkräftesicherung fordert. Drei zentrale Handlungsfelder stehen dabei im Fokus:

  1. Fachkräftepotenziale besser nutzen: Durch die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderung, Frauen und älteren Menschen in den Arbeitsmarkt soll das inländische Fachkräftepotenzial ausgeschöpft werden. Gleichzeitig fordern die Verbände bessere Arbeitsbedingungen und flexiblere Arbeitszeitmodelle.
  2. Produktivität und Qualifizierung steigern: Weiterbildung und der Quereinstieg in MINT-Berufe sollen gefördert werden. Hierzu sind vereinfachte Förderprogramme notwendig, um den Erwerb von Zusatzqualifikationen zu erleichtern.
  3. Gezielte Anwerbung aus dem Ausland: Fachkräfte aus dem Ausland spielen eine entscheidende Rolle. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz bietet hier gute Voraussetzungen, muss jedoch effizienter umgesetzt werden beispielsweise durch beschleunigte Verwaltungsprozesse und zentrale Anlaufstellen für Unternehmen.

Wie kann der Fachkräftemangel langfristig gelöst werden?

Eine langfristige Lösung erfordert die enge Zusammenarbeit von Wirtschaft, Politik und Gewerkschaften. Für Francesco Grioli von der IGBCE liegen Deutschlands wichtigste Rohstoffe in den Köpfen und Händen – Fachkräfte zu entwickeln, zu gewinnen und zu binden, müsse oberste Priorität sein.

Han Steutel, Präsident des vfa, ist der Meinung, dass alle Beteiligten zudem noch besser darüber nachdenken sollten, wie gut qualifizierte Menschen aus anderen Branchen für die Schlüsselindustrie Pharma gewonnen werden können. Der Quereinstieg habe enormes Potenzial und sei vor allem auch eine Chance für jene, die sich heute mit dem Strukturwandel konfrontiert sehen.

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