Auftragshersteller und -Entwickler im Pharmabereich haben im Jahr 2023 mit Übernahmen eher ihre Kapazitäten als ihr Portfolio erweitert. Fusionen und Übernahmen gingen im Vergleich zu den Vorjahren generell zurück.

(Bild: Dall-E3 / OpenAI)

Hohe Inflation und Zinssätze und ein generell unsicheres Geschäftsumfeld haben die Auftragshersteller und -Entwickler (CDMO) bei Investitionen weniger mutig agieren lassen. Trotz weniger geschlossener Verträge verlagerte sich der Fokus auf die Skalierung der Betriebsabläufe anstatt auf den Erwerb spezialisierter Fähigkeiten: „Im Jahr 2023 hatte der größte Teil der übernommenen Auftragsfertigungs- und Entwicklungsorganisationen Standardfähigkeiten, während in den Vorjahren spezialisierte und biologische Akquisitionen höher waren“, erklärt Pharma-Analyst Adam Bradbury vom Beratungsunternehmen Globaldata. „Da Kreditraten und Inflation Investitionen schwieriger gemacht haben und der Schwerpunkt verstärkt auf das Bewältigen von Arzneimittelengpässen gelegt wurde, haben die Hersteller ihren Fokus mehr auf Skalierung anstatt auf spezialisierte, höherwertige Produktionsformen gerichtet.“

Catalent-Übernahme sorgt für Furore

Trotz eines Rückgangs im Auftrags-Volumen im Jahr 2023 gab es jedoch weiterhin sehr bedeutende Übernahmen in der Auftragsfertigungsbranche. Der größte Deal nach Wert war die Übernahme des Biopharma Solutions-Geschäfts von Baxter International durch Advent International und Warburg Pincus für 4,3 Milliarden US-Dollar, meldet Globaldata in seinem Bericht M&A in the Contract Manufacturing Industry: Implications and Outlook - 2024 Edition“. Dem Bericht zufolge verändern solche hochkarätigen Übernahmen das wettbewerbliche Gleichgewicht zwischen CDMOs, und dieser Trend hält auch 2024 noch an: Anfang dieses Jahres sorgte das Unternehmen Catalent für Furore mit der Meldung, dass es samt aller Produktionskapazitäten von Novo Holdings, dem Eigentümer von Novo Nordisk, für 16,5 Milliarden US-Dollar übernommen wird. Fusionen in diesem Ausmaß könnten potenziell wettbewerbswidrige Auswirkungen haben und die Kapazitäten in der gesamten Branche beeinflussen.

„Die Käufer suchten im Jahr 2023 nach Multiservice-Unternehmen und Einrichtungen“, fasst Analyst Bradbury zusammen. „Obwohl die Nachfrage nach COVID-19-Impfstoffen nicht mehr zum wachsenden Bedarf [an CDMO-Kapazitäten] beiträgt, ist die Nachfrage nach GLP-1-zielgerichteten Adipositas-Behandlungen ein wesentlicher Wachstumsfaktor für dieses Segment. Der Bedarf an kommerzieller Produktion für Biologika bleibt im Allgemeinen hoch, da eine ständig wachsende Zahl die Marktzulassung erhält.“ Die sogenannten Abnehmspritzen, namentlich die Produkte Ozempic von Novo Nordisk und Mounjaro von Eli Lilly, bescheren ihren Herstellern derzeit Rekordumsätze, weshalb sie auf zusätzliche Produktionskapazitäten angewiesen sind. Dies ist zum Teil auch Hintergrund der angestrebten Übernahme von Catalent durch Novo.

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