P+F: Bei Medikamenten steht die Wirkung im Vordergrund. Welche Rolle kommt da dem Nachhaltigkeitsaspekt zu?
Niklas Mößner: Nachhaltigkeit spielt eine immer bedeutendere Rolle im gesamten Gesundheitswesen. Für Patienten und Kunden ist es wichtig, dass ihre Medikamente nicht nur wirksam, sondern auch umweltfreundlich verpackt sind. Dies spiegelt sich in einem gesteigerten Umweltbewusstsein wider. Aber auch die Produzenten profitieren von dieser Entwicklung: Sie haben die Möglichkeit, ihre Herstellungsprozesse zu optimieren, Ressourcen effizienter zu nutzen und ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Gleichzeitig können Unternehmen durch nachhaltige Praktiken gesetzliche Vorschriften besser erfüllen und ihre Markenreputation stärken.
P+F: Was sind die größten Herausforderungen bei nachhaltigen Lösungen? Haben wir es hier mit der Optimierung bestehender Produkte oder mit Neuentwicklungen zu tun?
Mößner: Die größten Herausforderungen liegen in der Materialwahl und der Sicherstellung der Funktionalität. Hier lösen wir eher technische Probleme. Wir passen unsere Produktionsprozesse an und möglicherweise kaufen wir sogar neue Maschinen. Es geht auf der einen Seite darum, bestehende Produkte weiterzuentwickeln, um diese umweltfreundlicher zu gestalten. Verlangt wird auf der anderen Seite aber auch die komplette Neukonzeption von Verpackungslösungen, die von Anfang an nachhaltig konzipiert sind. Der Innovationsdruck ist hoch, da wir die regulatorischen Anforderungen und gleichzeitig die Verbraucherwünsche berücksichtigen müssen.
P+F: Welche Komponenten einer Sekundärverpackung haben den größten Einfluss auf deren Nachhaltigkeit?
Mößner: Die wichtigsten Komponenten sind das verwendete Material, die Bedruckung und die Klebstoffe. Materialien wie Karton und Papier können die Umweltbelastung erheblich reduzieren, da sie aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz hergestellt und so einem etablierten Kreislaufsystem wieder zugeführt werden können. Die Bedruckung mit umweltfreundlichen Farben und Lacken, die weniger schädliche Chemikalien enthalten, trägt ebenfalls zur Nachhaltigkeit bei. Auch die Art der Klebstoffe spielt eine Rolle – umweltfreundliche Alternativen zu herkömmlichen Klebstoffen verbessern die Recyclingfähigkeit und verringern die Umweltbelastung.
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P+F: Gibt es „Zielkonflikte“ zwischen Produktschutz und -sicherheit einerseits und dem Streben nach Nachhaltigkeit anderseits?
Mößner: Ja, Zielkonflikte sind oft unvermeidlich. Allerdings beleuchten wir hier jedes Produkt genau und unterscheiden zwischen Sekundär- und Primärpackmittel, aber auch zwischen Schutz- und Barriereeigenschaften. Produktschutz und -sicherheit dürfen nicht durch nachhaltige Maßnahmen beeinträchtigt werden. So muss eine Verpackung aus recycelten Materialien immer noch den gleichen Schutz vor Feuchtigkeit, Licht und mechanischen Einflüssen bieten wie eine herkömmliche Verpackung. Diese Konflikte erfordern innovative Ansätze, um beide Ziele zu erreichen. Dazu gehören Verpackungskonzepte, die sowohl nachhaltig als auch sicher sind. Bei den Sekundärpackmitteln hat sich beispielsweise die faserbasierte Faltschachtel etabliert. Sie bringt alle nötigen Produktschutzanforderungen mit sich und ist dabei die nachhaltige Alternative.
P+F: Wie wirkt sich die nachhaltige Sekundärverpackung auf die Effizienz im Produktionsprozess aus, beispielsweise was die Maschinengängigkeit angeht?
Mößner: Auch hier muss man die Materialien genauer beleuchten und ins Detail gehen. Grundsätzlich leiden Effizienz und Maschinengängigkeit nicht bei nachhaltigen Alternativen wie einer Faltschachtel. Hier gibt es mit der PTC200 von unserem Partner Uhlmann Pac-Systeme speziell entwickelte Abpackmaschinen, welche für die Verarbeitung von Karton ausgelegt sind. Bei genauerem Hinschauen stellt sich aber heraus, dass beispielsweise Recycling-Kartons einen negativen Einfluss auf die Effizienz haben. Durch Staubbildung innerhalb der Verarbeitung sind kürzere Reinigungsintervalle der Maschinen notwendig. Die Einführung nachhaltiger Verpackungen führt also anfangs möglicherweise zu Herausforderungen, da neue Materialien oft andere Eigenschaften haben und daher nicht immer direkt mit bestehenden Maschinen kompatibel sind. Das kann Anpassungen oder sogar neue Investitionen in Maschinen erfordern. Langfristig führen diese neuen Materialien jedoch auch zu effizienteren Prozessen, da sie sich möglicherweise leichter oder einfacher handhaben lassen. Zudem sorgt die verbesserte Recyclingfähigkeit für Kosteneinsparungen.
"Wir erwarten, dass sich der Trend fortsetzt und sogar verstärkt, da sowohl gesetzliche Vorschriften strenger werden als auch das Umweltbewusstsein der Öffentlichkeit wächst. "
Niklas Mößner ist beim Faltschachtel- und Etikettenhersteller Faller Packaging als Produktmanager für nachhaltige Verpackungskonzepte zuständig.
P+F: Beobachten Sie als Verpackungsmittel-Hersteller bereits eine erhöhte Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen? Und welche Entwicklung erwarten Sie sich für die Zukunft?
Mößner: In der Tat steigt die Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungslösungen kontinuierlich. Immer mehr Unternehmen und Verbraucher legen Wert auf umweltfreundliche Verpackungen. Wir erwarten, dass sich
dieser Trend fortsetzt und sogar verstärkt, da sowohl gesetzliche Vorschriften strenger werden als auch das Umweltbewusstsein der Öffentlichkeit wächst. In der Zukunft sehen wir eine stärkere Integration von Kreislaufwirtschafts-Konzepten und eine vermehrte Nutzung innovativer Materialien, die sowohl nachhaltig als auch funktional sind. Dies wird die gesamte Branche noch mehr in Richtung umweltfreundliche Lösungen bewegen.
Das Interview führte Jona Göbelbecker, Chefredakteur