Hände in blauen Latex-Handschuhen ziehen Spritze auf

Unter anderem die sinkende Impfstoff-Nachfrage macht der Pharmaindustrie derzeit zu schaffen. (Bild: April Cat - Fotolia)

Die Konjunktur in Deutschland legt wieder zu. Die Wirtschaft dürfte trotz der heftigen Verwerfungen auf den Weltmärkten und den Sorgen um Energielieferungen dieses Jahr um 0,7 Prozent wachsen. Das Produktionsplus der Industrie dürfte bei 3,5 Prozent liegen. Das geht aus der Frühjahrsprognose des vfa hervor. Die Erholung basiert in erster Linie auf der Entspannung bei den Energie- und Rohstoffmärkten, einer weitgehend gesicherten Energieversorgung in Europa und einer Normalisierung des Wirtschaftsgeschehens in China nach den großen Corona-Infektionswellen.

"Aufwärtstrend wird sich nicht fortsetzen"

Die Pharmaindustrie hatte dagegen bis vor kurzem weniger zu leiden als andere Industrien. 13 der 20 größten Pharmaunternehmen der Welt hatten 2022 sogar ihre Marktkapitalisierung gesteigert. Nun stehen die Zeichen hingegen auf Rationalisierung. Die nachlassende Nachfrage nach Impfstoffen, die hohen Energie- und Vorleistungspreise sowie in erheblichem Maße die Einschnitte durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes setzen die Branche unter Druck. Für das laufenden Jahr rechnet der vfa mit einem Minus von 1,7 Prozent bei der Produktion (2022: plus 5,3 Prozent) und mit einem Umsatzrückgang von rund fünf Prozent. Dies zwingt die Unternehmen zu Rationalisierungsmaßnahmen. Sichtbar wird dies bereits in den Beschäftigungserwartungen und reduzierten Investitionsplänen.

Im Jahr 2023 rechnet der Verband mit erheblichen Auswirkungen auf die Beschäftigtenentwicklung. „Der Aufwärtstrend bei der Zahl der Mitarbeitenden der vergangenen Jahre wird sich nicht fortsetzen. Rund die Hälfte der Unternehmen hat bereits Personalabbaupläne entwickelt oder erarbeitet derzeit Rationalisierungspläne“, erklärt vfa-Präsident Han Steutel. vfa-Chefökonom Claus Michelsen ergänzt: „Dass dennoch auch Neueinstellungen stattfinden, ist Ergebnis strategischer Unternehmensentscheidungen der vergangenen Jahre und darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das veränderte Umfeld erhebliche negative Effekte mit sich bringen wird. Die Politik ist gefordert, dies schleunigst zu ändern.“

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